Betreuungsgeld

Verunglimpfend und nicht ganz falsch auch Herdprämie genannt. Bezeichnet den Plan konservativer Parteien, jenen Eltern, die für die Betreuung ihrer Kinder keinen Kindergartenplatz nutzen, Geld zu geben. Über Sinn oder Unsinn dieses Vorhabens wollen wir hier gar nicht diskutieren, allein der verwendete Begriff sagt eigentlich genug: Er versucht offensichtlich, den Sachverhalt ein klein wenig anders darzustellen. Denn B. legt nahe, dass hier für eine Leistung – die Betreuung –, Geld gezahlt wird. Das ist auch der Tenor, den die Erfinder gern transportieren. Werde damit doch, argumentieren sie, die „Erziehungsleistung“ jener Eltern honoriert, die ihre Kinder zu Hause bekümmerten. Das klingt edel, ist aber Quatsch. Die Entscheidung wird denen, die sowieso zu Hause sind, nicht schwer fallen: Einen Kitaplatz für 50 Euro oder mehr im Monat kaufen (wenn sie denn einen finden), oder nichts tun und 150 Euro im Monat bekommen? Offensichtlich werden sie also dafür bezahlt, dass sie eine sonst kostenpflichtige Leistung eben nicht in Anspruch nehmen. Es handelt sich demnach um eine Stilllegungsprämie, wie sie jahrelang auch Bauern bekamen, damit sie auf ihren Feldern nicht so viel anbauen. Der Grund ist der gleiche, es gab zu viel Getreide, beziehungsweise es gibt nicht genug Kitaplätze. Statt neue zu bauen, was pro Platz 1.000 Euro im Monat kostet, bekommen die Eltern ein bisschen von dem Geld, damit der Bedarf nicht so stark steigt – eine Betreuungsnichtnutzungsprämie somit. Um einen Vergleich zu wählen: Das ist so, als erklärte die Regierung, sie wolle Schulbildung verbessern und Schulen attraktiver machen. Bezahlte aber gleichzeitig Eltern dafür, wenn sie ihre Kinder nicht dorthin schicken. Und würde diese Aktion dann Bildungsgeld nennen.

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52 Kommentare

  1. 50 EUR als niedrigster Satz? im Rhein-Main-Gebiet liegen die (wenn es überhaupt einen Platz gibt) bei ca. 150,-, der Durchschnitt bei 275,- und mehr, und ja, teurer geht natürlich immer, auch über 1.000,- EUR (ich glaube das war die EZB-Kita).

    Ansonsten ist der “Stillegungsvergleich” natürlich zutreffend und auch Eltern, die ihre Kinder in eine Kita geben (halb- oder “ganztags”, was ja i.d.R. nur 7-9 Stunden sind), betreuen ihre Kinder in der übrigen Zeit des Tages. Spannend wäre es übrigens auch zu wissen, wann das Großelterngeld kommt, für all’ die, die nicht ihre Omas und Opas zur Kinderbetreuung einspannen …

  2. @Hoffmann

    Das nichts tun bezieht sich auf die Suche nach einem Platz, nicht auf die Erziehung…

    lg
    k

  3. @ Tobi
    Zitat:

    >>In den letzten Jahren ist in Deutschland immer mehr erkennbar, dass Eltern ihre Kinder möglichst schnell und möglichst jung in Betreuungsstellen abgeben sollen, damit sie wieder arbeiten gehen können (“zurück in den Regelbetrieb der Märkte”). Da ich dieser systematischen Gleichschaltung und Ausrichtung auf rein wirtschaftliche Interessen sehr kritisch gegenüberstehe, halte ich das Betreuungsgeld – oder wie auch immer man es passenderweise nennen möchte – für eine interessante Alternative, sein Kind eben nicht mit 2 Jahren in staatlich kontrollierte Einrichtungen zu geben.
    <<

    "Müssen" wäre hier das richtige Wort gewesen. Es ist ja nicht so, dass man es sich aussuchen könnte, ob und wann man wieder arbeiten geht. Meine Frau und ich MÜSSEN arbeiten gehen, um die Familie ernähren zu können. Ein Job/Einkommen reicht nicht, aber wir sind ja auch nur Akademiker. Egal wie hoch das "Betreuungsgeld" sein wird, eine Alternative erwächst dadurch nicht.

  4. @Thomas: was? und hier im struktur und einkommensschwachen SH bezahlen wir uns krumm! allein meine jüngste kostet mich 120€ im monat – im waldkindergarten wohlgemerkt.

    aber mich schockt gar nichts mehr. meiner ältesten, welche in die 5. geht, muss ich jetzt für ca. 18€ einen atlas kaufen, da die schule nötige mittel nicht mehr hat. der atlas ist aber im lehrplan vorgeschrieben.

  5. “die lediglich ihrem staatlich indoktrinierten Job als Erzieher/in nachgehen”

    Sie sollten ihre Informationsquellen überprüfen und Quellen über Verschwörungstheorien meiden.

  6. Hier (München): Kitaplatz = 600 Euro im Monat. Halbtags, versteht sich. Ganztags wären es 1000 Euro.

    Ansonsten: Super Artikel, gute Vergleiche, danke dafür!

  7. So sehr ich Neusprech.org sonst schätze, dieser Artikel ist absolut daneben.
    Hier werden Eltern, die sich frei und nach reiflicher Überlegung entschieden haben, ihr Kind selbst zu betreuen, als Faulenzer diffamiert, die “nichts tun”. Daran ändert auch jede nachträgliche Relativierung nichts.

  8. Der Artikel ist eine Frechheit allen Eltern gegenüber. Eine Betreuung durch die Eltern ist keine Betreuung? Ich glaube es hakt.
    Übrigens: Besser ausgebildete Eltern können auch ihren Kindern mehr Bildung vermitteln. Die übliche Vorstellung, dass damit eine wertvolle Arbeitskraft verloren geht ist viel zu kurz gedacht. Man will es den Eltern nur ausreden, eine Wahl haben sie aus finanziellen Gründen ja sowieso nicht.
    Eine Schande das ihr da mitmacht.

  9. Haha, was? Leute, Ihr gebt Euch echt Mühe, uns misszuverstehen, oder?

    Ich nehme an, es geht um diesen Satz hier: “Einen Kitaplatz für 50 Euro oder mehr im Monat kaufen (wenn sie denn einen finden), oder nichts tun und 150 Euro im Monat bekommen?”

    Das “nichts tun” bezieht sich auf die Suche nach einem Kitaplatz, die mühsam ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Das bezieht sich nicht auf die Erziehungsleistung. Warum auch?

    Also schön locker machen und weiter Neusprech genießen!

    Beste Grüße
    Kai Biermann

  10. @Kai Biermann: ich hab ja angefangen zu ‘meckern’. entschuldigung dafür. mir wäre es nur wichtig nicht nur die untere spanne aufzuzeigen, sondern quasi auch das obere limit. die verführung zum “nicht suchen eines kita-platzes” mag da ja noch viel größer sein. und die im artikel aufgeführte spanne von 200€ mag dem einen oder anderen als nicht sonderlich viel erscheinen.

    btw: ist das erziehungsgeld wirklich schon auf 150€ abgesunken? hat da jmd mal nen link zu, der das ganze kurz und fehlerfrei erklärt? waäre dankbar.

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