Cyber-Abwehrzentrum

Quizfrage: Was wehrt ein Cyber-Abwehrzentrum ab? Einen Cybernauten? Die Kybernetik an sich? Oder gleich das ganze Internet? Wir wissen es nicht. Beunruhigenderweise scheint sich auch Innenminister Hans-Peter Friedrich, der das Ding gerade eröffnet hat, nicht ganz sicher zu sein. Sagte er doch: „Ziel ist es, die operative Zusammenarbeit der relevanten staatlichen Stellen zu optimieren und die Schutz- und Abwehrmaßnahmen gegen IT-Vorfälle besser zu koordinieren.“ IT-Vorfälle? Also, äh, alles, von der abgerauchten Festplatte im Innenministerium bis zum Cyberwar?

Das mag jetzt kleinkariert klingen, aber dieser nebelige Name ist ein Problem. Ein Zentrum, das für den Schutz des gesamten (deutschen?) Cyberspace vor was auch immer zuständig ist, kann alles sein: eine unbedeutende Außenstelle der IT-Abteilung des BSI („Have you tried turning it off and on again?“) genauso wie eine allumfassende Überwachungszentrale. Verschwörungstheorie? Gut möglich. Vielleicht ist es ja wirklich ein Zufall, dass dieses Zentrum zum BSI gehört, einer Ausgliederung des Bundesnachrichtendienstes (BND). Und dass es in direkter Nähe des BND wohnt. Der Allmachtsanspruch des Namens legt zumindest die Befürchtung nahe, dass die grundgesetzliche Forderung des Trennungsgebotes im Zweifel weit ausgelegt wird. Wo Militär, Geheimdienste, Polizei und Zoll nun schon mal so nett an einem Tisch sitzen, obwohl sie es besser nicht sollten.

Nebenbei, in dem komischen Namen zeigt sich natürlich auch eine Haltung. Um mit @moeffju zu sprechen: „Wir haben kein Cyber-Zentrum, aber ein Cyber-Abwehrzentrum. Ach, Deutschland.“

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17 Kommentare

  1. Wobei das ‘Cyber-Abwehrzentrum’ als Begriff keine freudsche Fehlleistung ist sondern als erst zu nehmendes Programm verstanden werden sollte. Man will, so verstehe ich den Kontext, die ‘Cyber-Welt’ in Gänze unter Kontrolle bringen. Daher auch die Unschärfe. Ich behaupte, sie ist gewollt und der Begriff mit Bedacht gewählt.

  2. Ein wenig in dem Zusammenhang: es wäre schön wenn ihr “Rüstung” wie in “Rüstungsindustrie” und “Rüstungsgüter” mal analysieren könntet.
    Mit einer (Ritter)rüstung hat das meiste von dem Krempel ja nichts mehr zu tun.

  3. Meines Wissens arbeiten dort weniger als eine Hand voll Leute.
    Was die machen? Vermutlich das, was alle Beamte machen ;-)

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