Jobcenter

Können als missglückter Versuch gelten, die wohl trübsinnigste und ungeliebteste Institution der sozialen Marktwirtschaft aufzupeppen und gleich noch ein wenig effizienter kostengünstiger billiger zu machen: das Arbeitsamt. Das Center-Unwesen verhunzt ja schon länger Sprache und Leben, ob es sich nun um Markthallen oder um Toiletten handelt – eigentlich alles keine Zentren. Und wie so oft, wenn Sprache verschleiern soll, kommt dabei nur Unsinn heraus. Nimmt man J. wörtlich, eröffnen sie viel mehr Wahrheit, als sie wohl eigentlich sollen – unfreiwillig ehrlich, sozusagen. Denn Jobs haben mit der guten alten Arbeit nicht viel zu tun, sie sind etwas Kurzes, sie sind etwas, das man für Geld erledigt, ohne Spaß daran und Sinn darin. Maßnahmen eben. Übersetzt man das englische Kompositum aber (das man auf Englisch übrigens nicht zusammenschriebe), werden es Arbeitszentren, was fleißig klingen könnte, aber eine glatte Lüge ist. Arbeit gibt es dort keine, es wird Arbeitslosigkeit verwaltet.

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10 Kommentare

  1. Ja doch, da wird doch … äh … gearbeitet. Die Angestellten sind dort damit beschäftigt, fleißig Akten umzustapeln, Menschen zu demütigen und sich neue Schikanen auszudenken.

    Wenn man jetzt aber noch boshaft sein wollte, könnte man “Arbeits-Zentren” auch als Arbeitslager übersetzen …

    Gruß, Frosch (derzeit auch dort verwaltet)

  2. in meinem dunstkreis wird genau aus diesem grund das haus unseres arbeitgebers als freizeit-und-erholungs-center bezeichnet.

  3. @Sabine: Dasselbe dachte ich auch. Es schwingt so im Text mit, so eine Art sehr sanfter KL-Vorwurf. Und real sind die Büros des Arbeitsamts ja auch etwas, das jeden normal empfindenden Menschen beim Betreten deprimieren muss.

  4. @Sabine Ja. Analog zum Spruch (ähnlich) ‘Arbeit macht Brei’

    ‘JobCenter’ in “JoyCenter” umbenennen ..

    .. dazu genügt – dem kleinen ‘b’ die untere Linie zu streichen, und es um 180° Grad zu drehen. Das ist ‘billig’ und Frau von der Leyen fänd’das bestimmt super!

  5. ich will mal hinzufügen, was der Unterschied zwischen einem AMT und einem CENTER analog zum Unterschied zwischen einem BÜRGER und einem KUNDEN ist.

    Zum A. geht der B., wenn er gesetzlich verbürgte RECHTE EINFORDERN will, wie es sein Recht als B. (d.i. das verfassungskonstituierende Subjekt) nun einmal ist. Ohne B.s gäbe es nämlich auch nirgends eine Notwendigkeit für A.s.

    Ins J. geht der K., wenn er ein ANGEBOT KONSUMIEREN will – bzw. mit Einschränkungen muss.

    Der B. fordert im A. was ihm zusteht, der K. muss im J. sein Recht gegen (k)einen Job verkaufen. Das nennt man EINGLIDERUNGSVEREINBARUNG.
    Die E. selbst ist aber ein Vertrag über die Abtretung bestimmter BÜRGERRECHTE teilweise auch der GRUNDRECHTE (zb. freie Wahl des Aufenthaltsortes, Bankgeheimnis, mit Eischränkungen auch Verletzung der Würde, bsiweilen wohl auch Verletzung des Diskriminierungsverbotes usw.).

    Deswegen kann das A. heute nicht mehr A. heißen, weil das A. nicht mit dem Abtreten von BÜRGERRECHTEN arbeiten kann bzw. genauer: nicht mit Menschen, die gar keine BÜRGERRECHTE haben, da es nur für Rechteträger zur Verfügung stehen kann, per definitionem (ein “illegaler” Einwanderer hätte dort so wenig Anspruch wie ein “Kunde”).

    Das J. hingegen markiert sprachlich einen marktförmigen Ort, an den auch Rechtlose konsumieren können, weil auf einem Markt erstmal JEDER konsumieren kann. Also auch die K., die mal B. waren.

    Die BÜRGERRECHTE erlangt der K. zurück und wird gleichsam wieder zum B., indem er die Unterschrift unter die E. widerruft. Dann aber gibt es für den B. leider das A. nicht mehr, da dass ja jetzt das J. ist, indem nur den K. geholfen wird, weswegen der B. sich dann wieder alleine durchschlagen muss. So will es das J., dass das trotz der Tatsache so wollen darf, dass es eigentlich nur Vermittlungsstelle einer Gemeinschaftsversicherungsbehörde ist, weswegen man zum A. auch nicht als K. sondern als B. musste – wegen der Gemeischaftlichkeit der Versicherung.

    Die BÜRGERRECHTE sind in dieser Konstellation von Armutsverwaltung mittels der J. also ohnehin unnütz bzw. nicht mehr als eine Art unvierseller Tauschobolus! Es lässt sich aber behaupten: wer in Armut lebt und noch Tärger seiner BÜRGERRECHTE ist, der kann nicht beim J. sein.

  6. Historischer Hintergrund: Die Arbeitsämter wurden mangels vermittelbarer Stellen quasi arbeitslos, die Sozialämter boomten.

    Lösung des Problems: Die Sozialämter erhielten das Recht, (Zwangs)Arbeit zu verordnen und nennen sich folglich “Agentur für Arbeit” (AfA).
    AfA bedeutet auch ‘Absetzung für Abnutzung’…

    Die eigentliche Vermittlungstätigkeit ist privatisiert.

  7. Die “Jobcenter” haben keine Jobs anzubieten, und Arbeit erst recht keine. Ihre Daseinsberechtigung – sozusagen – beziehen Sie aus drei Dingen:

    Erstens werden Menschen, die in “Maßnahmen” stecken, nicht als arbeitslos gezählt, so steht es im Gesetz.

    Das erklärt, warum durch die “Jobcenter” IT-Fachleute ohne Skrupel in PC-Kurse gesteckt werden. Mit so etwas – und mit den “Maßnahnmen” allgemein – wird zugleich Sinn zwei erfüllt, nämlich drangsalieren, schikanieren, diskriminieren und ausgrenzen – kurz, es sollen Alle abgeschreckt werden, ALGII (=Hartz4) zu beantragen.

    Sinn Nummer Drei ist es, möglichst viel Geld einzusparen. Damit ist nicht das Geld gemeint, welches für unsinnige “Maßnahmen” verpulvert wird, denn dies wird als “Leistung für den Arbeitslosen” deklariert. Sondern gespart werden soll an dem, was dem Hilfeempfänger gesetzlich zusteht. Gespart werden kann durch das Ignorieren und Verschwindenlassen von Anträgen, das Verweigern von Fahrtkostenerstattungen, durch die Bestrafung durch Leistungskürzungen (“Sanktionen”), und durch vieles mehr.

    Da in Deutschland kein in der Verwaltung Tätiger für Fehlverhalten und Entscheidungen gegen das Gesetz bestraft werden kann – solche Straftatbestände gibt es schlicht nicht -, kann sich jeder der “Jobcenter”-Schergen so viel herausnehmen wie er/sie möchte und seine Asozialität und Menschenfeindlichkeit voll ausleben. Je mehr er das tut, desto mehr spart er an Ausgaben gegenüber seinen Opfern ein, und als ein desto besserer Mitarbeiter gilt er.

    Das ist pervers, ist aber so!

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