Betreuungsgeld

Verunglimpfend und nicht ganz falsch auch Herdprämie genannt. Bezeichnet den Plan konservativer Parteien, jenen Eltern, die für die Betreuung ihrer Kinder keinen Kindergartenplatz nutzen, Geld zu geben. Über Sinn oder Unsinn dieses Vorhabens wollen wir hier gar nicht diskutieren, allein der verwendete Begriff sagt eigentlich genug: Er versucht offensichtlich, den Sachverhalt ein klein wenig anders darzustellen. Denn B. legt nahe, dass hier für eine Leistung – die Betreuung –, Geld gezahlt wird. Das ist auch der Tenor, den die Erfinder gern transportieren. Werde damit doch, argumentieren sie, die „Erziehungsleistung“ jener Eltern honoriert, die ihre Kinder zu Hause bekümmerten. Das klingt edel, ist aber Quatsch. Die Entscheidung wird denen, die sowieso zu Hause sind, nicht schwer fallen: Einen Kitaplatz für 50 Euro oder mehr im Monat kaufen (wenn sie denn einen finden), oder nichts tun und 150 Euro im Monat bekommen? Offensichtlich werden sie also dafür bezahlt, dass sie eine sonst kostenpflichtige Leistung eben nicht in Anspruch nehmen. Es handelt sich demnach um eine Stilllegungsprämie, wie sie jahrelang auch Bauern bekamen, damit sie auf ihren Feldern nicht so viel anbauen. Der Grund ist der gleiche, es gab zu viel Getreide, beziehungsweise es gibt nicht genug Kitaplätze. Statt neue zu bauen, was pro Platz 1.000 Euro im Monat kostet, bekommen die Eltern ein bisschen von dem Geld, damit der Bedarf nicht so stark steigt – eine Betreuungsnichtnutzungsprämie somit. Um einen Vergleich zu wählen: Das ist so, als erklärte die Regierung, sie wolle Schulbildung verbessern und Schulen attraktiver machen. Bezahlte aber gleichzeitig Eltern dafür, wenn sie ihre Kinder nicht dorthin schicken. Und würde diese Aktion dann Bildungsgeld nennen.

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52 Kommentare

  1. Oha, wenn ich das lese:

    “”systemtreu und möglichst kritiklos”! … Druck der Industrielobby, die auch in den Ferien brav malochende Sklaven braucht!”

    Das ist Kategorie 1, Verschwörungstheoretiker:
    Bei solchen Eltern sollte man eine KITA-Pflicht einführen, damit die Kinder gerettet werden, bevor sie von den paranioden Eltern völlig verwurstet und gemeinschaftsunfähig gemacht worden sind.

    “Besser ausgebildete Eltern können auch ihren Kindern mehr Bildung vermitteln.”

    das ist Kategorie 2, Elite:
    Das eigene Blag soll von dem leistungsverweigernden Hartz-IV-Pöbel geschützt werden, und damit der Elite-Wonneproppen gleich mal auf die Hochleistungsbahn gesetzt wird, werden dann Elite-Kindergärten, Elite-Schulen und Elite-Universitäten gegründet, um die verweichlichten, lebensunfähigen Geschöpfe ja nie mit der Realität in Kontakt kommen zu lassen.

  2. @ Toni
    Logik hat mit der Gehirnstruktur zu tun. Diese entwickelt sich nachweislich (sollte bekannt sein) in den ersten 3 Lebensjahren ganz besonders intensiv (weshalb ich vehement gegen die Abschiebung hilfloser Kinder in diesem Alter bin).
    Es geht aber auch gar nicht um logisches Denken, sondern um die Persönlichkeitsentwicklung bei Kleinstkindern. In Studien hat man nachgewiesen (Literatur dazu im Web: Prof.Dr. Hans Sachs, Eva Hermann, Mary Ainsworth, Melanie Klein, Anna Freud, u.a.) dass die enge Bindung zur Mutter in dieser Zeit ganz wesentlich für die spätere Gesundheit der Kinder ist (nicht nur die psychische!) und außerdem auch für die Entwicklung der sog. Spiegelneuronen ganz wesentlich ist. Diese Spiegelneuronen sind später notwendig für Empathie, sensitives Mitfühlen, usw.. Wächst das Kind nicht bei der Mutter auf, ist tendenziell die Entwicklung dieser Neuronen gestört und kann nicht einmal durch die Nähe zum leiblichen Vater oder den Großeltern kompensiert werden (Mutter-Kind-Bindung). Nimmt man Kindern also die Mutter, indem man sie in die staatliche Aufzucht steckt (ich bleibe dabei) und die Mutter auch noch mit triefender Polemik diskriminiert, raubt man den Kindern tendenziell die Chance, psychisch gesund aufzuwachsen. Die Folge sind eine deutlich höhere Kriminalitätsrate bei den späteren Jugendlichen und z.T. massive Bindungsprobleme, wenn sie erwachsen sind.
    Selbst wenn die entsprechenden Studien und Forschungsergebnisse nur teilweise stimmen würden, frage ich mich, wer dem Staat das Recht gibt, unsere Kinder diesem möglichen Schicksal auszuliefern? Wir erziehen aktuell eine Generation an potenziellen Psychopathen und wundern uns, wenn uns das allmählich auf den Kopf fällt?? Das ist für mich UNlogisch!
    Argumente, wie Freizeit und Entlastung der Eltern, sind ein Hohn für die betroffenen Kinder und deren spätere Gewaltopfer und entspringen systemtreuem und kritiklosem Denken. Genau das meinte ich mit systemtreuer Erziehung. Nur ja nicht einmal kritisch hinterfragen, wieso der Staat das macht! Und wieso er die Abgabenlast/Einnahmesituation innerhalb von wenigen Jahren dermaßen mies gestaltet hat, dass heutzutage beide Elternteile arbeiten MÜSSEN um zu überleben! Es wäre vielmehr (auch nach der Verfassung) Sache des Staates, die Familien frei über die Kinder entscheiden zu lassen und die Rahmenbedingungen enstprechend zu gestalten.
    Welches Recht hat ein Staat, sich der Kinder seiner Bürger zu bemächtigen und die “Lufthoheit über die Kinderbetten” zu erlangen?? Kinder in Kitas können sich niemals so frei entfalten wie zuhause, denn sie müssen sich oft genug gegen ihren Willen – in der großen Gruppe unterordnen und lernen so sehr frühzeitig (wenn das Gehirn noch nicht selbstständig funktioniert), dass man sich an Anweisungen der Obrigkeit zu halten hat, dass eigene Talente, Fähigkeiten und Wünsche nicht berücksichtigt werden und dass Kritik immer nur einseitig von oben nach unten fließt (oder hat schonmal jemand etwas von “Blauen Briefen” an Erzieher/Lehrer gehört?)
    Pure Angsterziehung ist das, sonst nichts. Damit später die Sklaven der gierigen Wirtschaft bis zum Umfallen zur Verfügung stehen. Denn die Wirtschaft ist längst nicht mehr für die Menschen da, sondern die Menschen für die Wirstchaft! Und da vor allem für die Leute, die dort nur mit ihrem Geld noch viel mehr Geld verdienen (Umverteilung von unten nach oben – ohne Leistung!). Diejenigen aber, die die Leistung dafür erbringen, dürfen auf einem Niveau dahinvegetieren, das permanenten Druck zum Geldverdienen mit sich bringt.
    Ein fieses und familienfeindliches System, dem unsere Kinder im wahrsten Sinn der Wortes geopfert werden! Und das auch noch mit Zustimmung großer Teile des Volkes! Würden Hunde oder Katzen hierzulande so behandelt, wäre der Aufschrei sicher vielmals größer!
    Arme Kids, armes Deutschland!!

  3. @albrecht

    Nach ihrer Logik muessten fast alle Ossis Psychopathen sein. Meine Eltern (und das war in der DDR durchaus ueblich) haben beide ganztags gearbeitet und ich habe angefangen mit der Kinderkrippe ueber den Kindergarten ganztags Betreuung gehabt.

    Im Gegenteil ich sehe eher Kinder die “ausschliesslich” mit der Mutter aufwachsen als gefaehrdet. Isoliert und sozial unfaehig mit Mutterkomplex. (habe ich genuegend Beispiele in meiner Umgebung)

  4. Wer sich angesprochen fühlt….!
    Ich habe nach Möglichkeit immer auf “tendenzielle Entwicklung” verwiesen! Es gibt auch im Osten nicht nur schwarz und weiß – aber bei manchen eben doch.
    Ich habe außerdem auch von der Mutter-Kind-Beziehung und der Entwicklung des Gehirns im Allgemeinen gesprochen. Ich weiss, die Komplexität ist für jemanden, der unter allen Umständen seine Meinung zementieren muss, schwierig zu verstehen. Ich habe mich einige Jahre – nebenher – mit der Gehirnforschung befasst und kann trotzdem nicht behaupten, dass ich auch nur annähernd viel weiss. Aber alleine die Wahrscheinlichkeit, dass etwas an den Forschungsergebnisse dran sein könnte, reicht mir schon aus, um meine Kinder vor diesem lobbyabhängigen Staat zu schützen! Wir haben systemrelevante Banken, aber keine systemrelevanten Kinder – was für ein System ist das denn?
    Sie sprechen es ja gottlob selbst an: “DDR-Verhältnisse” bringts genau auf den Punkt, was hier abgeht. Die DDR will ich aber ganz sicher nicht zurückhaben!
    Jeder darf das ja gerne anders mit seinen Kindern handhaben, aber dann mir bitte nicht vorschreiben, dass ich sie auch in die Aufzuchtanstalt einliefern soll.
    Das Betreuungsgeld eröffnet mir und anderen Familien zumindest in kleinem Rahmen die Möglichkeit, das für unsere Kinder frei zu entscheiden. Auch wenn es nicht einmal die Abgaben für die Kitaplätze fremder Menschen auffängt, die wir schließlich auch mitfinanzieren müssen.
    Deshalb: Betreuungsgeld ja, oder im Gegenzug auch keine subventionierten Kitaplätze! Dafür wieder leistungsgerechte Entlohnung, von der man auch als Alleinverdiener eine Familie ernähren kann (genügend BIP dafür wird schließlich erwirtschaftet). Dazu offizielle Anerkennung statt staatliche Diskriminierung der Leistungen einer Familie/Mutter und Abschaffung des menschenfeindlichen “Geld-verdient-Geld”-Systems!
    Einzelbeispiele über asoziale Mütter, Kinder und Onkels sollten wir hier weglassen, das bringt nichts. Auch wenn es für Polemik immer gut ist, emotionale Einzelfälle auszuschlachten. Überlassen wir das aber lieber den Medien.

  5. Hier der Beitrag von Frontal 21 zum Betreuungsgeld: http://goo.gl/HQGX9

    Wäre der Rechtsanspruch auf einen Kita Platz schon geltendes recht müsste der Staat in diesem Fall 800€ zahlen; wenn dass Betreuungsgeld angenommen würde dann nur noch das Betreuungsgeld.

  6. wie im Artikel erwähnt, möchte ich nicht Sinn oder Unsinn des Betreuungsgeldes betrachten, sondern das Wort. Und daran kann ich wenig problematisches finden.
    Für die Betreuung eines Kindes durch die Eltern zu einer Tageszeit, zu der ein Kindergartenplatz in Anspruch genommen werden könnte, wird Geld gezahlt. Eben Betreuungsgeld. Sie erhalten einen Teil des Geldes, was die Bereitstellung eines Kindergartenplatzes kosten würde. Somit zahlt der Staat dann für jedes Kind, entweder in Form von Zuschüssen für einen Kindergartenplatz (da dieser nicht von 50, 100 oder 150 Euro finanziert werden kann) oder in Form von Betreuungsgeld. Ich kann dabei einfach kein Problem mit dem Wort erkennen…

  7. Der Schulvergleich ist zynisch und dämlich, denn Kita hat nichts mit Bildung zu tun. Bei mir konnte meine Tochter in den ersten drei Jahren mehr lernen als in jeder Babyverwahreinrichtung mit halbgebildeten ErzieherInnen.
    Und ich hatte fast kein Einkommen, kein Hartz 4, kein Elterngeld etc. und war auf Unterstützung meiner Lebensgefährtin angewiesen. Da nicht verheiratet, mußte ich meine Krankenkassenbeiträge selber zahlen und und…
    Das Betreuungsgeld wäre eine gute Sache gewesen.

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