Intensivtierhaltung

Um es linguistisch korrekt auszudrücken: Bei Substantivkomposita mit einem Adjektiv als Erstglied ist Skepsis angebracht, wird diese Konstruktion doch im Deutschen gern zum Täuschen verwendet. Hier nun also wird gehalten, somit eingesperrt und – Achtung, jetzt kommt das Adjektiv –, das auch noch intensiv, also ganz besonders schlimm. Tiere spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle, weswegen es auch gerne mal die aufs Wesentliche reduzierte Intensivhaltung sein darf. Im Zweifel nenne man uns nun fortschrittsfeindlich, aber angebrachter wäre der Begriff Tierquälerei. Doch stünde das auf der bunten Verpackung, würde die armen Biester wohl niemand mehr kaufen, geschweige denn essen wollen. Auch wir nicht. Was zeigt: Wir betrügen uns gerne mal selbst und wollen gar nicht so genau wissen, was drin ist. Schade eigentlich. Vor allem für die intensiv Gehaltenen.

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17 Kommentare

  1. Ich find das wirklich schade!

    Ich lese gerne neusprech.org und retweete die Beiträge auch gerne, aber das hier ist wirklich bullshit.
    Wirkliche Recherche die über den Peta- oder Greenpeaceblog hinaus geht, die kann man hier wohl verneinen.
    Gratulation, über die eigenen Vorurteile gestolpert.
    Zum Glück ist der Beitrag gedeckt vom commen sense.
    Demnächst was über Big Pharma oder Gentechnik?
    Keine Angst, solange nur die Vorurteile bestätigt werden, merkt keiner, wenn Ihr bullshit verbreitet.
    Und die Wenigen, die es merken… naja die paar Klicks machen schon keinen Unterschied.

  2. Hallo, ich bin der Autor des von Silentjay oben verlinkten Blogs “Vom Hai gebissen” bei den Scilogs. Über meine Referrer wurde ich auf dieses Blog aufmerksam. Danke Dir Silentjay für den Hinweis!
    Das Problem, welches ich mit diesem Eintrag habe, ist die Neigung der Menschen – mich eingeschlossen – zu vorschnellen Schlüssen zu gelangen. Wir lesen hier also, dass die intensive Haltung von Tieren Tierquälerei ist. Echt? Ist das grundsätzlich so? Wieso lese ich da nichts von konventionell gehaltenen Milchkühen, die in Freilaufställen leben und sich frei entscheiden können, ob sie lieber im Stall auf der Weise sein möchten? Warum steht da nichts über angebundene Kühe in der ökologischen Mast? Was hat es mit dem Begriff Animal Welfare auf sich? Die Welt ist leider nicht so einfach.
    Interessant ist, dass das von Ihnen verlinkte Projekt schon vor 20 Jahren gestartet wurde. Mit anderen Worten: dass in der Landwirtschaft nicht alles rosig und putzig ist, war nie ein Geheimnis und ist kein Geheimnis.
    Erst recht nicht 2011…

  3. @ silentjay/Sören
    Dass kein Mensch auf eure Beiträge antwortet, heißt nicht, dass sie in irgendeiner Weise Argumente oder Substanz beinhaltet hätten.
    Ihr diskutiert an der Sache vorbei “ist halt nicht alles so rosig in der Landwirtschaft” & “das kann man sich wohl denken!!!!” & “klare grüne Propaganda” (da fehlt nur noch die Schuldzuweisung an den Konsumenten und die Bezeichnung als Gutmensch).
    Ihr seid schlecht unterschwellige Propagandisten und habt Angst vor Menschen die kein Fleisch essen und somit gefühlt eure ganzen Lebensgewohnheiten verneinen (Nachkriegsallüren sind echt schwer zu überwinden). Wenn jemand in eurer Gegenwart Landwirtschaft kritisiert, fangt ihr an volksgemeinschaftlich auf Seiten der Bauern Pseudo”argumente” auszupacken.

    Dieser Beitrag beinhaltet (absichtlich) viele polemische Beschuldigungen und soll Grenzen aufbrechen.

  4. Bei http://de.wikipedia.org/wiki/Intensivtierhaltung haben wir uns auch gestritten ob wir es Massentierhaltung (Umgangssprache) oder Intensivtierhaltung (Fachsprache) nennen sollen. Wir wollten einen möglichst neutralen Artikel, der gut mit wissenschaftlichen Fakten belegt ist schaffen und haben uns dann für Intensivtierhaltung entschieden, auch wenn Wikipedia ein Massenmedium ist.

  5. @Matthias: Das war wohl ein Irrtum, denn Intensivtierhaltung ist eindeutig ein Euphemismus, während das reihenbildende Kompositionserstglied eher neutral ist (wie ja das Beispiel Massenmedium zeigt). Substantivkomposita mit einem Adjektiv als Erstglied sind sowieso auffällig im Deutschen. Da sollten gleich alle Alarmglocken angehen. Andererseits ist es für mich als Linguist sehr interessant zu sehen, wie schnell Euphemismen als Fachtermini durchgehen.

  6. Hier fehlt noch der Hinweis auf ein Lesenswertes Buch zum Thema – “Eating Animals” von Jonathan Safran Foer. Der entsprechende Begriff im Englischen ist “factory farming”. Das Buch ist ziemlich leicht zu lesen, allerdings dreht es mir als Vegetarier von Geburt bei dem einen oder anderen Detail den Magen um.

  7. Bältdjur:

    Achso, die Polemik soll also Grenzen aufbrechen. Leider tut sie genau das nicht, jedenfalls nicht bei denen, die im Agrarbereich arbeiten. Und was ich mit Nachkriegsallüren zu tun habe, musst Du mir noch mal erklären. Und ob Menschen Fleisch essen oder nicht, das ist mir einigermaßen egal. Im übrigen ist es gar nicht schlecht, den eigenen Fleischkonsum zu überdenken und gegebenenfalls zu reduzieren.

    Und was die Kritik angeht: da gibt es durchaus einiges zu kritisieren: zum Beispiel das Durschnittsalter der heutigen Milchkühe, welches mit 4,5 oder auch 6 Jahren ziemlich kurz ist. Oder nehmen wir mal die Kaninchenhaltung, ist eine Katastrophe. Und das noch 2011!

    Du darfst Dich gerne auf meinem Blog umschauen und dort einige Artikel zum Thema lesen. Wenn Du dann immer noch glaubst, dass ich lediglich ein Propagandist sei, sag Bescheid.

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