Endlager

Ach wär’ das schön, nicht wahr? Verzeihen Sie den Sarkasmus, aber ein E. ist ein ähnlich verheißungsvolles (und unerfüllbares) Versprechen, wie jenes, das die Bibel mit dem Himmelreich macht: ein Ort, an dem man aller Probleme ledig sei. Endgültig steckt darin und Ende. Hier wird Hoffnung verkauft, hier werden Lösungen vorgegaukelt und das nicht zu knapp. Dabei geht es um eine atomare Müllkippe. Die nicht einmal endgültig sein soll. Denn das strahlende Zeug – soweit ist die Einsicht bereits –, lässt sich nirgends so verklappen, dass es tatsächlich auf ewig 300 Jahre 40 Jahre keinen Schaden anrichtet. Also will man es auch wieder ausbuddeln können, vorsichtshalber. (Und in der berechtigten Annahme, dass der Kram irgendwann knapp und damit teuer wird, und man ihn ja auch in eine Wiederaufbereitungsanlage schaffen könnte). Insofern ist das E. nicht nur ein Heilsversprechen, also eine Zwecklüge, sondern auch eine contradictio in adiecto, beziehungsweise ein Oxymoron.

Beteilige dich an der Unterhaltung

12 Kommentare

  1. Klingt nach “Endlösung” – oder?
    Das hatten wir schon einmal und es endete, wie bekannt, schrecklich. Nie wieder Faschismus.

    Ein Endlager für 300 Jahre, wo kämen wir da hin, wir brauchen es für einige Millionen Jahre. Nie wieder Atommüll.

  2. Ich glaube wir alle haben vergessen warum es die Atomkraftwerke in Deutschland überhaupt gibt.
    Nicht um Strom zu erzeugen, das ist nur ein Nebenefekt.
    Es geht um die Atomtechnologie!!!
    Deutschland hat in Zusammenarbeit mit Holland genau die Atomkraftwerke entwickelt, mit deren Technologie man auch Atombomben bauen kann!
    Der Staat kriegt seine Bombe und die Energiekonzerne ihren Profit.
    So etwas nennt man neu-deutsch, Win-Win-Situation.
    Übrigens die Brennstäbe für den Schnellen Brüter gibt es immer noch.
    Die sind recht praktich, denn dort brauch man nur noch den Zünder reinstecken und schon ist die BRD Atommacht.

  3. Mit der Einsicht, dass eine Endlagerung Illusion ist, wird zwangsläufig auch der Begriff Zwischenlager zum Neusprech-Wort, denn Zwischenlager werden dann ja nicht mehr zwischen Anfang und Ende sein.
    Konsequenterweise werden gerade “Kurzzeit-Endlager” erfunden:
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,760101,00.html
    Genial! Denn damit kann man bei diesen dann nach Ablauf einer kurzen Zeit (!) das “Kurzzeit-” wieder weglassen. Anschließend werden die jetzigen Zwischenlager in “vorläufige Endlager” umbenannt, weil den Unterschied zu den Kurzzeit-Endlagern eh niemand mehr erkennen kann. Und damit wird endlich der Begriff Zwischenlager für die vor sich hin dampfenden Abklingbecken frei. Endgültig.

  4. Mit der Einsicht, dass eine Endlagerung Illusion ist, wird zwangsläufig auch der Begriff Zwischenlager zum Neusprech-Wort werden, denn Zwischenlager werden dann ja nicht mehr ordentlich zwischen einem Anfang und einem Ende sein, sondern es existiert nur noch das große plan-, hilf- und vor allem endlose Herumgepfusche ohne Unterschiede.
    Konsequenterweise werden deshalb gerade “Kurzzeit-Endlager” erfunden, siehe:
    http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,760101,00.html
    Genial! Denn damit kann man bei diesen nach Ablauf einer kurzen Zeit (!) das “Kurzzeit-” wieder weglassen. Muss man quasi sogar, um korrekt zu bleiben. Anschließend werden die jetzigen Zwischenlager in “vorläufige Endlager” umbenannt, weil den Unterschied zu den Kurzzeit-Endlagern sowieso niemand mehr erkennen kann. Und damit wird endlich der Begriff Zwischenlager frei für die vor sich hin dampfenden Abklingbecken. Das ist dann aber endgültig.

  5. Noch fürchterlicher ist, das in “Endlager” die beiden schönen deutschen Worte “Endlösung” und “Konzentrationslager” eine friedliche (?) und verharmlosende Ehe eingegangen sind.

  6. Ich bin Physiker und arbeite schon geraume Zeit in der Endlagerforschung und hätte zwei Fragen an Sie.

    Zuvor aber möchte ich kurz etwas anmerken: ein nicht geringer Anteil des radioaktiven Abfalls stammt nicht von den EVU’s sondern aus der medizinischen Anwendung und den Materialwissenschaften. Selbst wenn also nie ein Kraftwerk ans Netz gegangen wäre – radioaktiver Abfall wäre vorhanden. Und der muss entsorgt werden.

    Hier haben Sie natürlich recht: eine Lösung für immer und ewig ist nicht machbar. Das habe ich hier schon einmal dargelegt: http://www.kerngedanken.de/2011/06/langzeitsicherheit-teil-iii-der-faktor-mensch/

    Trotzdem muss das Problem gelöst werden, es ist nämlich da und existent. Und hier kommen nun meine Fragen: was wäre denn Ihrer Meinung nach der bessere Weg um diese Problematik zu lösen und welcher Begriff wäre angebrachter?

    Viele Dank und mit besten Grüßen,
    Jan

  7. @JanG

    :) gute Frage. Ich bin in der glücklichen Lage, mir keine bessere Lagermöglichkeit ausdenken zu müssen, da ich nicht damit befasst bin. Wichtig aber finde ich bei solchen Themen, klar zu sagen, worum es geht. Und also beispielsweise offen zu kommunizieren, dass eine “ewige” Lagerung im Zweifel gar nicht erwünscht ist, da das Zeug unter Umständen recycled werden können soll. Darum geht es uns: Dinge klar benennen. Daher fände ich, wie im Beitrag geschrieben, “atomare Müllkippe” schon mal nicht schlecht.

    lg
    k

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert