Biosprit

B. (auch Biokraftstoff) hat mit Biojoghurt und anderen Bioprodukten nichts zu tun. Es darf als unwahrscheinlich gelten, dass ihm je das Biosiegel zuteil werden wird. Bio- ist im Deutschen reihenbildend und (fast schon) ein Präfix, das so viel bedeutet wie „aus biologisch-kontrolliertem Anbau“. Biosprit hingegen wird nicht biologisch-kontrolliert angebaut. Es handelt sich um Benzin, also ursprünglich Erdöl, dem ein geringer Teil Ethanol beigemischt ist, das aus Pflanzen hergestellt wurde. Meist übrigens unter Verwendung von Dünger (der oft mit Hilfe von fossilen Brennstoffen hergestellt wird) oder gar auf frisch gerodetem Urwaldboden. Die Umweltbilanz von B. ist also alles andere als bio (hier verwendet als prädikatives Adjektiv). Nicht einmal Kohlendioxid spart das teure Agrarbenzin, obwohl genau damit seine Einführung begründet worden war. Das positiv konnotierte Präfix mit Sprit oder Kraftstoff (ein Werbewort für Benzin) zu mischen, heißt: zu lügen.

Nachtrag: In den Kommentaren zu diesem Text versucht sich der Biokraftstoffverband an einer Erklärung des Wortes und der Zusammenhänge. Lesenswert!

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36 Kommentare

  1. Durch die Produktion von Biokraftstoffen werden Lebensmittel zu Handelswaren bei der Börse. Was Spekulationen etc. hervorruft. Der Handel mit Nahrungsmitteln ist ethisch und moralisch nicht vertretbar und gehört verboten.

    http://www.foreignpolicy.com/articles/2011/04/27/how_goldman_sachs_created_the_food_crisis?page=0,1

    Als Alternative gibts eh den Elektromotor. Reichweite – my ass! Die meisten Leute mit Autos leben in der Stadt, wo das Auto nur rumsteht.

  2. @Biokraftstoff
    “Auch wenn in zehn oder 20 Jahren viele Elektroautos auf den Straßen sind, ist es derzeit aus technischen Gründen nicht vorstellbar, auch den Lastverkehr mit Elektroantrieb zu bewältigen. Daher werden in diesem Bereich immer Biokraftstoffe ihre Berechtigung haben.”

    Dem technischen Problem liegt vor allem ein logistisches zugrunde (vgl. Route eines Erdbeerjoghurts: http://erdbeerjoghurt150g.wordpress.com/route/) immer mehr, immer schneller, immer weiter. Klar, dass man einen 60t-EuroCombi nicht mit einem Elektromotor aus einem PWK durch die Prärie bügelt. (Dass der Gütertransport auf der Schiene Elektroantriebe verwendet, lass ich hier mal außen vor.)

    Ergibt sich aber doch die Frage: Wenn “herkömmliche Kraftstoffe” und “herkömmliche Kraftstoffe mit einem kleinen Anteil Ethanol aus landwirtschaftlicher Produktion” (Kurzform bastelt ihr ;) ) nötig sind um solche Transportmittel zu betreiben, leistet man nicht eben diesem Transportsektor (Güterverkehr auf der Straße) mit “Biokraftstoff” Schützenhilfe? Wenn ich mich recht entsinne, ist es erklärtes Ziel deutscher Umweltpolitik, den Transport von der Straße auf die Schiene zu verlagern, gleichzeitig wächst aber das Volumen des Gütertransports auf der Straße und “Biokraftstoff” wird gefeiert.

    Von einer Prognose die 20 Jahre in die Zukunft orakelt, wie sich Lage entwickelt, würde ich in jedem Fall aber abraten. Irgendwo in diesem Zeitraum könnte der Zeitpunkt des “peak oil” eine bedeutende Rolle spielen, oder wider Erwarten ein Durchbruch mit der Produktion von Wasserstoff (für Brennzellen) gelingen, oder nochmal ein Golfkrieg anstehen, oder eine _grüne_ Bundespolitik dazwischenfunken (oder, oder, oder). Reine Spekulation also, dass “Ethanolhaltiges Benzin” dann überhaupt noch eine Rolle spielt. Von “immer” kann garkeine Rede sein.

    Genüsslichst,
    chr0me

  3. Der heute auf SpiegelOnline erschienene Artikel “Mais als Biotreibstoff – Tank statt Trog” beweist eindrücklich das gefährliche Verwirrspiel mit der Vorsilbe “Bio”: In der Einleitung wird dieses “Bio” dann auch mal eben locker durch ein “Öko” ausgetauscht, womit Bio-Ethanol bzw. Agro-Sprit ja wahrlich rein gar nichts zu tun hat: “Für die Farmer wird die Lage brenzlig, der Ökoboom treibt die Preise massiv in die Höhe”. Und mit “Ökoboom” ist hier nicht etwa ein Run auf ökologisch angebaute Produkte gemeint – den gibt es leider nicht – sondern wirklich nur eine Zunahme der Agro-Sprit-Produktion (die so ziemlich das genaue Gegenteil von ökologischer Landwirtschaft darstellt).

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