besorgt

Das Wort Sorge ist verwandt mit dem Englischen sorrow und bedeutete wohl ursprünglich so etwas wie Trauer. Von daher hat es sich, möglicherweise beeinflusst durch sein lateinisches Pendant cura, zu der Bedeutung des Sich-Kümmerns weiterentwickelt, was ja auch von Kummer kommt. Die Ableitung b. (‚mit Sorge versehen‘) hat daher eine durchaus positive Bedeutung. Wer b. ist, macht sich Gedanken und will möglicherweise sogar etwas zum Positiven verändern. Jedoch wird b. leider auch in einem ganz anderen Kontext verwendet: als Euphemismus für fremdenfeindlich, rassistisch oder schwulenfeindlich: b.-e Bürger protestieren gegen Flüchtlinge, b.-e Anwohner gegen Flüchtlingsunterkünfte in ihrer Nähe, wobei nicht sicher ist, ob alle „Anwohner“ wirklich dort wohnen, wo sie protestieren. Worum sie sich eigentlich sorgen, bleibt ebenso unklar. Um das Schicksal der Flüchtlinge jedenfalls nicht. B.-e Eltern protestieren gegen das Thema Homosexualität im Unterricht, wobei auch hier nicht sicher ist, ob alle Protestierenden schulpflichtige Kinder haben und welche Sorgen sie sich da im Einzelnen machen. Hier soll verschleiert werden, dass es sich um schwulenfeindliche Proteste handelt. Wer b. in diesen Zusammenhängen verwendet, will hässliche Vorurteile rechtfertigen, ja sie zu etwas Positivem umdeuten. Was hoffentlich nicht gelingt. Ein Zeichen dafür ist, dass b. durch die häufige Verwendung in solchen Kontexten eine negative Konnotation bekommt: Wer b. ist, wirkt nun auf jeden Fall unsympathisch.

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8 Kommentare

  1. Ein lesenswerter Artikel!

    In Bezug dazu (insb. dem Wort “Fremdenfeindlichkeit” bzw. “fremdenfeindlich”) würde ich allerdings gern Kritik daran üben.

    Beispiel: Migration

    Ich nehme einmal an, eine Person A trage folgende Prämisse (unreflektiert) in sich:
    “Migration entspricht der Natur des Menschen.”
    Daraus leitet A korrekt ab, dass Fremdenfeindlichkeit eine negative (gegen die Natur des Menschen gerichtete) Eigenschaft ist.

    Was aber, wenn eine zweite Person B diese Migrationsprämisse nicht in sich trüge? Für sie wäre also “Fremdenfeindlichkeit” eine wertungsfreie Zuschreibung, etwa wie eine Berufsbezeichnung oder Laktoseintoleranz.

    Folglich wäre das Wort “besorgt” in Bezug auf B kein Euphemismus für “fremdenfeindlich” mehr, da es ja nichts mehr zu beschönigen gäbe – worüber die Bürger letztlich tatsächlich besorgt sind, wissen sie vermutlich nur selbst, wenn überhaupt.

    Oder zugespitzt gefragt (interessant _wer_ diese Frage stellt!):
    http://www.sueddeutsche.de/politik/krawalle-in-heidenau-wieso-bringt-man-fluechtlinge-in-einer-stadt-wie-dieser-unter-1.2618631

    Mit besten Grüßen
    Hannes Naumann

  2. Ich finde es äußerst schwach, welche “Sorgen” sich manche Menschen in unserem Lande machen. Das Leben in Deutschland wäre ohne Einwanderung, bei Weitem nicht mit einem so hohen Lebensstandard verbunden, wären nicht nach dem Krieg viele Menschen eingewandet. Dass wir gegenwärtig immer noch auf Einwanderung angewiesen sind, zeigt das Statistische Bundesamt mit ihrem Artikel im FOKUS vom 21.08.2015 (https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Geburten/Geburten.html). Außerdem bereichern andere Kulturen das Leben in Deutschland enorm und ermöglichen einen ferneren Blick über den Tellerrand! Meine Forderung daher: Wir sollten diese Menschen so gut es uns möglich ist, willkommen heißen und Ihnen ein Leben in Würde – welches wir ebenfalls genießen – ermöglichen.

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