Nacktscanner

Beispiel für eine (zumindest zeitweise) gescheiterte Vernebelungsstrategie. Die neutrale Bezeichnung lautet Terahertzscanner. Möglicherweise klang das zu futuristisch und Angst machend. Das Innenministerium zumindest nannte die Geräte, die die Kleidung von Flugpassagieren durchleuchten sollen, zuerst Body- oder Ganzkörperscanner. Medien dann machten sie zu N. und sorgten damit für ein vorläufiges Ende des Projekts. Politisch war es unter diesem Namen nicht mehr vermittelbar und wurde 2008 als „Unfug“ gestoppt. Bis jemandem die Idee mit den „Strichmännchen“ kam. Angezeigt werde nicht mehr der nackte Körper, sondern etwaige Gegenstände würden „auf einer schematischen Personendarstellung wie Strichmännchen dargestellt“, sagte der neue Innenminister Thomas de Maizière 2010. Körperscanner heißen sie nun, obwohl sie gar keine Körper mehr anzeigen. Oder gar Sicherheitsscanner, wogegen man ja nun gar nichts haben kann, denn Sicherheit will doch schließlich jeder (auch wenn nicht klar ist, wie man die scannen kann). Und siehe da, plötzlich war das Nackigmachen wieder ok. Allerdings erinnert der Begriff Körperscanner nun an die Körperfresser. So viel besser als das technisch korrekte Terahertzscanner ist das auch nicht.

Mit Dank für die Sicherheitsscanner an Backnang

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13 Kommentare

  1. Immerhin ein Positivbeispiel dafür, wie der Sprachgebrauch die Wahrnehmung einer Sache beeinflussen kann. Ob das Ding nämlich mit Terahertzstrahlen oder sonstwas arbeitet ist für die Betroffenen egal. Wichtig ist, dass man damit durch Kleidung schauen und die Körper der gescannten wie nackt sehen kann. Dabei ist es auch nicht von Belang, ob irgend eine Software die Bilder dann verpixelt oder Strichmännchen draus macht. Die Software nämlich kann man abschalten. Was tatsächlich aufgenommen wird sind Bilder von Menschen ohne Kleidung. Da fänd ich es schon besser, wenn jeder, der mit Hilfe eines solchen Scanners nackig gemacht wird, tatsächlich in ein Nebenzimmer geführt würde und sich dort ganz in Echt ausziehen müsste. Da würde nämlich beiden Seiten klar, was das für einen Eingriff in die Privatsphäre darstellt. Vielleicht würde sich so mehr Widerstand regen. Nicht gegen die Technik, sondern gegen die Tatsache des Sich-nackig-machen-Müssens, denn darum geht’s ja eigentlich.

  2. Ich muss ja sagen, dass ich es nicht so gern hätte, wenn mich die Beamten am Flughafen so genau unter die Lupe nehmen können. Habe auf http://www.technic-guide.info/ gelesen, dass es jetzt auch am Hamburger Flughafen Nacktscanner gibt. Obwohl ich Hamburgerin bin, werde ich mir jetzt wohl zwei Mal überlegen, ob ich bei meinem nächsten Urlaub aus meiner Heimatstadt abfliege oder doch lieber vorher noch eine kurze Bahnreise in Kauf nehme – ohne mich den Sicherheitsleuten so präsentieren zu müssen.

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