Qualitätsklassen

Eigentlich ein neutraler Begriff. Nur die Tatsache, dass er verwendet wird, um eine Verschlechterung zu verbergen und Kunden zu täuschen, qualifiziert die Q., gern auch Quality of Service genannt, als Neusprech. Es geht um Netzneutralität, darum also, dass bislang im Internet alle Inhalte gleich sind, keiner darf schneller (oder langsamer) befördert werden. Firmen wie die Telekom, denen die Leitungen gehören, finden das doof, könnten sie doch mit Wegelagerei Zollschranken noch viel mehr Geld verdienen. Daher wollen sie bestimmte Inhalte schneller befördern als andere – gegen Geld, versteht sich. Als plakatives Beispiel werden dann gern Daten aus einem Operationssaal genannt. Doch so funktioniert das Netz nicht. Kunden, die sich eine DSL-6000-Leitung mieten, erhalten (wenn sie Glück haben), alle Daten mit einer Rate von sechs Megabit pro Sekunde. Schneller geht es nicht, langsamer schon. Q. also meint, dass einige Inhalte, für die Anbieter viel Geld bezahlt haben, weiter mit der bislang für alle verfügbaren Geschwindigkeit zum Kunden gelangen. Der Rest wird gebremst und so langsamer. Qualität im klassischen Verständnis von Güte sieht anders aus.

Nacktscanner

Beispiel für eine (zumindest zeitweise) gescheiterte Vernebelungsstrategie. Die neutrale Bezeichnung lautet Terahertzscanner. Möglicherweise klang das zu futuristisch und Angst machend. Das Innenministerium zumindest nannte die Geräte, die die Kleidung von Flugpassagieren durchleuchten sollen, zuerst Body- oder Ganzkörperscanner. Medien dann machten sie zu N. und sorgten damit für ein vorläufiges Ende des Projekts. Politisch war es unter diesem Namen nicht mehr vermittelbar und wurde 2008 als „Unfug“ gestoppt. Bis jemandem die Idee mit den „Strichmännchen“ kam. Angezeigt werde nicht mehr der nackte Körper, sondern etwaige Gegenstände würden „auf einer schematischen Personendarstellung wie Strichmännchen dargestellt“, sagte der neue Innenminister Thomas de Maizière 2010. Körperscanner heißen sie nun, obwohl sie gar keine Körper mehr anzeigen. Oder gar Sicherheitsscanner, wogegen man ja nun gar nichts haben kann, denn Sicherheit will doch schließlich jeder (auch wenn nicht klar ist, wie man die scannen kann). Und siehe da, plötzlich war das Nackigmachen wieder ok. Allerdings erinnert der Begriff Körperscanner nun an die Körperfresser. So viel besser als das technisch korrekte Terahertzscanner ist das auch nicht.

Mit Dank für die Sicherheitsscanner an Backnang

Leistungsträger

Positiv soll es klingen, lobend und auf keinen Fall diskriminierend. Doch verbirgt sich hinter diesem einen Wort eine ganze Verleumdungskampagne. Denn wo es L. gibt, da müssen irgendwo auch nichts tuende Schmarotzer Minderleister sein. Ohne Licht kein Schatten, oder? Und genau darum geht es: der Begriff soll die Gesellschaft spalten, er soll hetzen gegen jene, die staatliche Leistungen Hilfe erhalten und den Sozialstaat, der einst als Errungenschaft bejubelt wurde, abschaffen helfen. Denn er stört manche Leute: Er kostet Geld und dieses Geld wurde den L. weggenommen, um es irgendwelchen Faulpelzen Transferbeziehern zu geben – finden zumindest die L. und die, die sie politisch gern repräsentieren würden. Oder, wie Holger Platta schrieb: “Wer weiß, was Begriffe ,leisten‘ können, weiß auch, was dieser Begriff ,Leistungsträger‘ leisten soll: ideologisierend und beschönigend und verfälschend das Bewusstsein der Öffentlichkeit manipulieren – im Interesse der Herrschenden.” Nur nebenbei: Wer den Sozialstaat abschaffen will, handelt verfassungsfeindlich. Heißt es in Artikel 20 und Artikel 28 des Grundgesetzes doch, die Bundesrepublik sei ein “sozialer Rechtsstaat”.

Killerspiele

Sprachlich sind K. eine Pejoration, der Versuch also, eine möglichst abwertende Bezeichnung zu finden. Das englische First Person Shooter ist neutraler, auch das im Deutschen gebräuchliche und daran angelehnte Ego Shooter vermeidet eine Wertung. Die K. jedoch sollen wertend sein, denn politisch sind sie ein Beispiel für gezielt negative PR, um eine Gruppe von Menschen zu kriminalisieren und gesellschaftliche Probleme zu kaschieren. Abscheu und Verachtung soll der Begriff ausdrücken über jene Computerspiele, die Gewalt thematisieren. Dabei aber zeigt sich in ihm nur Unverständnis und Ignoranz. Denn konsequenterweise müsste auch von Killerfilmen und Killerbüchern gesprochen werden. Doch taugen Thriller und Krimis nicht, um von den Ursachen sogenannter Schulmassaker abzulenken, um nicht über fehlende Perspektiven, nicht vorhandene Bildungschancen oder zusammengekürzte Jugendarbeit reden zu müssen – um nur ein paar der wahren Ursachen jugendlicher Gewalt zu nennen.

Jobcenter

Können als missglückter Versuch gelten, die wohl trübsinnigste und ungeliebteste Institution der sozialen Marktwirtschaft aufzupeppen und gleich noch ein wenig effizienter kostengünstiger billiger zu machen: das Arbeitsamt. Das Center-Unwesen verhunzt ja schon länger Sprache und Leben, ob es sich nun um Markthallen oder um Toiletten handelt – eigentlich alles keine Zentren. Und wie so oft, wenn Sprache verschleiern soll, kommt dabei nur Unsinn heraus. Nimmt man J. wörtlich, eröffnen sie viel mehr Wahrheit, als sie wohl eigentlich sollen – unfreiwillig ehrlich, sozusagen. Denn Jobs haben mit der guten alten Arbeit nicht viel zu tun, sie sind etwas Kurzes, sie sind etwas, das man für Geld erledigt, ohne Spaß daran und Sinn darin. Maßnahmen eben. Übersetzt man das englische Kompositum aber (das man auf Englisch übrigens nicht zusammenschriebe), werden es Arbeitszentren, was fleißig klingen könnte, aber eine glatte Lüge ist. Arbeit gibt es dort keine, es wird Arbeitslosigkeit verwaltet.