Sparpaket

Sparen gilt als Tugend, und wer freut sich nicht über ein Paket? Noch dazu, wenn es suggeriert, dass es eine Fülle von Kürzungen gibt, die zusammengehören und ein großes und vielleicht sinnvolles Ganzes ergeben? Anhand der geplanten Maßnahmen aber müsste das Vorhaben eigentlich Armenhilfekürzungsplan heißen, siehe sozial ausgewogen.

Sozial ausgewogen

Völlig korrekter Begriff, zumindest wenn die Maßeinheit berücksichtigt wird, die gemeint ist: Macht und Einfluss. Jene, die davon wenig haben, wiegen (politisch) nichts, sie sind unwichtig. Im Gegensatz zu den Leistungsträgern Gutverdienern Reichen. Logisch also, dass man viel bei den sozial Schwachen – schon diese Titulierung ist ein Euphemismus, da sie ja nicht unsozial, also sozial schwach sind sondern nur finanziell, daher arm – spart und wenig bei den finanziell Starken. Schließlich wiegt in dieser Rechnung ein Reicher mindestens so viel wie zehn Arme. Überhaupt, alle tragen doch das Gleiche bei, ausgewogener geht es kaum: Banken zahlen zwei Milliarden mehr Steuern, die Atomindustrie gibt (vielleicht) zwei Milliarden von ihren zusätzlichen Gewinnen ab, da kommen die ALG-II-Empfänger doch billig weg, wenn sie durch den Verlust ihrer Rentenbeiträge nur 1,8 Milliarden beitragen. Auch eine höhere Mehrwertsteuer wäre a., immerhin trifft sie doch alle. Reiche stört das im Verhältnis alles weniger, sagen Sie? Ach, nun seien Sie mal nicht so kleinkariert.

Friedensprozess

Der F. drückt zuerst einmal eine Hoffnung aus, eine Utopie am Ende eines langen Weges. Und damit letztlich das positiv verbrämte Eingeständnis, dass derzeit eigentlich noch Krieg herrscht, diesen aber niemand wirklich will. Oder so. Warum sonst sollte man einen offensichtlichen Kriegszustand zwischen zwei Völkern als F. bezeichnen? Um die Menschen zu belügen und über die wahren Interessen zu täuschen? Nein, nie. So etwas macht doch keiner. Oder doch? Alle bislang im Rahmen des Nahost-F -es. getroffenen Vereinbarungen waren hoffnungs- und nutzlose Absichtserklärungen, an die sich noch dazu niemand hielt. Entweder also haben beide Seiten ein Interesse an den Kämpfen und dem Töten, was erschreckend aber nicht unvorstellbar ist. Oder aber sie sind unfähig. Was durchaus auch im Rahmen des Möglichen liegt. Immerhin wird dauernd von Roadmaps geredet, Straßenkarten also. Ein deutliches Indiz, dass es niemanden gibt, der genau solche klaren Pläne besitzt.

Mit Dank an Robert F.

kapitalmarktfähig

Ein Unternehmen ist k. (auch “fit für die Börse” genannt, was noch viel schmissiger und gesünder klingt), wenn es große Gewinne zu erzielen verspricht. Die sind ja heutzutage das A und O, auch wenn dem einen oder anderen Politiker inzwischen aufzugehen scheint, dass Gier nicht immer der beste Motor des Fortschritts ist. Bislang haben so ein paar Bedenken aber nicht wirklich viel geändert. Maximale Gewinne also. Die kann man, wenn man Glück hat und gut ist, durch nachhaltiges vernünftiges Wirtschaften erzielen. Oder sehr viel leichter und schneller durch Sparen an jedem Ort (Ausnahme Vorstandsbezüge). Bei letzter Methode jedoch kann es geschehen, dass die Optimierung Kostendämpfung Kürzung auch an falscher Stelle verordnet wird, bei der systemrelevanten Instandhaltung des einzigen Produktes etwa. Dass dies letztlich dazu führt, dass das Unternehmen alles andere als k. wird, mag man als Unfall betrachten. Eigentlich aber ist es ein Fehler im System. Oder, in Anlehnung an das, was der Berufszyniker Ambrose Bierce schon vor einhundert Jahren schrieb: Preis ist der Wert eines Gegenstandes, zuzüglich einer angemessenen Entschädigung für die Abnutzung des Gewissens, die dadurch entsteht, ihn zu erwirtschaften. Viel Gewinn, so also das daraus resultierende Ergebnis, gleich wenig Gewissen.

Mit Dank an mezcal für die Anmerkungen.

systemrelevant, systemgefährdend

Banken werden derzeit gern als systemrelevant (positiv) beschrieben, Kreditausfälle hingegen als schwer systemgefährdend (negativ). Das klingt heikel: das gesamte System könnte zum Teufel gehen, wenn dieses eine Rädchen bricht, immerhin ist es ja systemrelevant, auweia! Dann sollten wir wohl besser auf unsere Bundeskanzlerin hören und mit ganz viel Geld dafür sorgen, dass nicht wieder so eine systemgefährdende Störung der Atomkraftwerke Finanzmärkte auftritt. Wobei … für ein System gilt doch eigentlich, dass alles, was zu ihm gehört, auch relevant ist, oder? Immerhin hängt in einem System alles mit allem zusammen. Wem auf der Autobahn schon mal eine Radmutter abhanden kam, weiß wohl, was gemeint ist. Somit ist alles im System relevant und jede Störung gefährdend, nicht nur so eine Finanzkrise. Das Begriffspaar systemrelevant/systemgefährdend umfasst also entweder alles oder – was wahrscheinlicher ist – gar nichts.