Fremdwörter sind immer gut, wenn es um Sachen geht, die sowieso niemand versteht. Wer sie benutzt, demonstriert Kompetenz und Weltgewandheit. Das englische Cyber- bietet sich daher geradezu an, um über dieses vertrackte Internet zu fabulieren. Und so gibt es im Neusprech schon mehrere Bildungen, die mit diesem Ausdruck beginnen, wir kennen ihn aus dem → Cyberwar oder aus dem → Cyber-Abwehrzentrum. Noch handelt es sich nicht um ein Präfix des Deutschen, aber es ist auf dem besten Weg dorthin, linguistisch kann es als Präfixoid bezeichnet werden. Doch zurück zum Internet, denn um dieses geht es. Der Außenminister hat gerade einen Sonderbeauftragten für C. berufen. Was für ein Titel! Der ist so albern, dass das Auswärtige Amt ihm vorsichtshalber den Zusatz Sonder- vorangestellt hat, damit es wichtiger klingt und niemand lacht. Der Mann soll „deutsche Cyber-Interessen ,in ihrer gesamten Bandbreite‘ vertreten“, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Da stellt sich zuerst einmal die Frage, wo er die vertreten soll, denn wo ist im Cyberspace außen? Das Internet ist global, soll der Sonderbeauftragte mit Außerirdischen reden? Kurz darauf drängt sich dann der Gedanke auf, dass der Sonderbeauftragte für C. möglicherweise wirklich ein böser Witz ist, um das bald wählende Volk zu beruhigen, das sich um amerikanische Überwachungsprogramme Sorgen macht. Denn Cyber- wird heutzutage in der Bedeutung von virtuell verstanden: virtuelle Außenpolitik also, die in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Man hätte denjenigen auch simpler als Beauftragten für Netzpolitik benamsen können. Wobei dann aber möglicherweise aufgefallen wäre, dass eine solche hierzulande auch nicht existiert.
Das deutsche Internet wird auch am Hindukusch verteidigt!