Während der Zeit des Kalten Kriegs war die Welt noch einfach: Die Guten schlossen einen Vertrag oder traten einem Bündnis bei (Warschauer Vertrag, Nordatlantik-Bündnis), die Bösen gingen einen P. ein (Warschauer P., Nordatlantik-P.) – mitunter gar einen P. mit dem Teufel. Doch die Zeiten haben sich geändert und damit auch das Verständnis des Begriffes: Vielleicht wegen der Assoziation mit dem Teufel (wahlweise auch mit Putin oder Kim Jong-un) klingt P. heute irgendwie stärker und interessanter als „Vertrag“. Offensichtlich wird das Wort P. heute dank seiner Expressivität vorgezogen. Und so gibt es plötzlich auch ganz langweilig klingende Pakte, wie den für Forschung und Innovation oder den Pakt für Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsbeschleunigung zwischen Bund und Ländern. Und es werden immer mehr: So wurden gleich zwei Digitalpakte geschlossen, ein Pakt gegen Lebensmittelverschwendung, ein sogenannter Deutschlandpakt … wenn es so weitergeht, wird es nicht lange dauern, und auch dieser einst so teuflische Begriff wird so abgschliffen sein, dass er durch einen neuen ersetzt werden wird.
Manchmal soll es jedoch nicht so expressiv sein, zum Beispiel bei der →Cyber-Außenpolitik oder beim BSI: Da wird ein Vertrag dann gern mal zum Memorandum of Agreement oder zum Memorandum of Understanding herabgestuft. Die dem zugrunde liegende Vereinbarung soll offensichtloich harmloser daherkommen als ein Vertrag. Ronald Pofalla gefiel dieser Begriff so sehr, dass er ihn zur Deutschen Bahn mitnahm.