Müll ist ein schmutziges Geschäft. Sprache auch. Wird mit ihr doch gern mal versucht, dreckige Dinge sauber aussehen zu lassen. Der E. kann dafür getrost als Beispiel dienen. Wer etwas entsorgt, der will sich einer Sorge entledigen. Somit ist der E. schon einmal das Versprechen, man könne dort eine Sorge loswerden. Streng genommen wird das Versprechen nicht gehalten, eine vollständige Entsorgung von Müll ist kaum möglich, irgendwas bleibt immer übrig, sei es im Meer schwimmendes Plastik oder in der Luft wabernder Rauch. Gleichzeitig suggeriert der Park eine friedvolle Landschaft, in der gefahrlos gewandelt werden kann – ein Sanssouci sozusagen, was auf französisch ‚ohne Sorge‘ bedeutet. Angesichts stinkender Container und lärmender Schrottpressen eine glatte Lüge. Vgl. auch Wertstoffhof. Das schöne alte Wort Müllkippe trifft es dann doch immer noch besser, auch wenn heutzutage nicht mehr viel irgendwohin gekippt wird. Merke: Wer eine Müllkippe E. nennt, dem sollte besser misstraut werden. Denn derjenige will offensichtlich nicht sagen, worum es geht, beziehungsweise was in seinem Lustgarten so alles verklappt wird.
Mit Dank an Mikosch H. für die Einsendung.
Müllkippe für eine große Stätte voll Müll, der nicht getrennt ist. Wertstoffhof für ein Gelände zur Lagerung getrennten Mülls zwecks Recycling. Entsorgungspark für einen Landschaftspark mit Skulpturen aus Wertstoffen, die nicht recyclebar waren; für deren Wiederverwertung etwas zu erfinden ratsam ist, und um den Park zu verschönern.
Das wären doch keine schlechten Definitionen.
Schon recht, aber vor 20 Jahren wäre der Beitrag treffender gewesen. Seitdem ist doch eine Menge passiert und Müllkippen sind langsam aber sicher auf dem Rückzug. Zum Beispiel ist seit mehreren Jahren das Ablagern unbehandelter Abfälle gesetzlich verboten. Ob deswegen die Anlagen, die aus dem Müll das Wertvolle wieder herausholen allerdings in Parkanlagen stehen oder sie bilden sei dahingestellt.
Einerseits ist der Entsorgungspark nun auch schon in die Jahre gekommen – der Ngram Viewer datiert seine Geburt auf 1972 und seine Hoch-Zeit auf 1992 -, andererseits ist “Park” im Deutschen durchaus nicht nur mit dem grünen Idyll verknüpft (ich erinnere an den Maschinenpark). Auch Pfeifers Etymologisches Wörterbuch verweist darauf, dass neben der Bezeichnung für “eingezäunte Grünflächen” auch Bezeichnung wie “parc d’artillerie” dazu beigetragen hätten, dass Wort heimisch zu machen. Und “parken” hat schon gar nichts mehr mit den Grünanlagen zu tun, hier geht es nur noch ums Abstellen.
Auch die Entsorgung ist durchaus gängig und wird in Begriffen wie Giftmüllentsorgung auch nicht verschleiernd benutzt.
Mir scheint der Beitrag daher etwas, ähem, alarmistisch zu sein …
Alarmistisch? Nein. Aber wir wollen auch durchaus Klassiker aufschreiben, wär doch schade drum, die zu vergessen. Sind so schöne Wörter dabei.
Lg
K
Genauso euphemistisch wird die Müllverbrennungsanlage kurzerhand in Müllheizkraftwerk umbenannt. Dabei hat man es nicht mit einer Anlage zu tun, die primär für die Energieversorgung gebaut wurde, sondern eben zum Verbrennen von Müll und dabei eine spärliche Verwertung der ohnehin erzeugten Wärme zu Fernwärme oder Strom ermöglicht (rund fünf Prozent).