Der Ausdruck kommt so plausibel daher, dabei ist er eine Propagandavokabel, die lediglich Assoziationen wecken soll. Denn die Idee des E.-s funktioniert bei Ideen nicht, ja sie ist sogar kontraproduktiv. E. heißen Dinge, die ihren Wert daraus beziehen, dass jemand die alleinige Herrschaft über sie ausübt. Ungenutztes Gold mag einen Wert darstellen, wenn es im Tresor liegt, weil es in diesem Moment kein anderer haben kann. Ungenutzte Ideen hingegen sind für den, der sie hat, nutzlos. Ein anderer kann sie genauso haben, beziehungsweise auf den gleichen Gedanken kommen, egal wie gut die Idee eingeschlossen ist. Wie Hoffmann von Fallersleben schon dichtete: „Die Gedanken sind frei.“ Das ist der große Nachteil von Dingen, die sich nicht anfassen lassen. Zumindest aus Sicht derer, die trotzdem gern allein über sie herrschen und Profit aus ihnen schlagen wollen. Dabei ist diese „Gedankenfreiheit“ eigentlich ein Vorteil. Denn wer eine Idee mit anderen teilt, der vervielfältigt sie zum Nutzen aller und damit auch zum eigenen. Je freier ihre Nutzung geregelt ist, desto mehr Menschen können davon profitieren. Genau darin liegt der eigentliche Gewinn solcher nichtmateriellen Güter. Wer jedoch versucht, Ideen wie E. einzusperren, beziehungsweise ihre Verbreitung zu verhindern, der enthält damit der Gesellschaft etwas vor. Und er läuft im Zweifel Gefahr, viele Menschen zu Verbrechern zu erklären und eine Zensur zu installieren. Viele also zahlen einen hohen Preis, damit einer profitiert. Genau das will der Begriff verschleiern rechtfertigen.
Hinzu kommt: richtiges Eigentum ist unbefristet. Monopolrechte auf Immaterialgüter (aus Urheber-, Patent, Warenzeichenrecht – also die korrekte Bezeichnung für “geistiges Eigentum”) sind immer befristet.
Richtiges Eigentum umfasst umfassende Nutzungsrechte. Bei gekauften DVDs wird mir z.B. untersagt, diese im Krankenhaus oder auf einer Ölbohrplattform zu schauen.
@suchenwi
was alles nur zeigt, wie mühsam es ist, den Eigentumsbegriff auf Ideen anzuwenden…
Für die Schöpfer sogenannten geistigen Eigentums ist wichtig, ob sie für ihre Arbeit Anerkennung bekommen. Ihren Lebensunterhalt möchten sie auch von ihrer Arbeit bestreiten können.
Die Ideentheorie mit der riesigen Freiheit wie oben habe ich schon mehrmals im Netz ganz ähnlich gelesen. Stellt sich etwa heraus, dass so gesehen alles von jedem stammen könnte? Achtung vor dem schöpferischen Individuum scheint nicht aus der Ideenthreorie zu sprechen, die soweit richtig aussagt, man könne voneinander nicht total abgrenzen. Aber wo ist der Bogen in die Alltagspraxis? Die Menschen, die das Immaterielle schaffen sind sehr wohl Materie. Und Materie braucht u. a. Materie, um existieren zu können.
@Suchenwi: Geistiges Eigentum bleibt urheberrechtlich unter dem Namen seines Schöpfers bestehen. Ein Kafka-Roman ist auch nach hundert Jahren und noch mal hundert Jahren ein Kafka-Roman. Lediglich die an die Urheberschaft gekoppelten Nutzungs- und Verwertungsrechte werden 70 Jahre nach Tod des Urhebers entmonopolisiert.
Geht es in den Debatten im Netz nicht um die Nutzungs- und Verwertungsrechte? Dass der Schöpfer sein Werk eingebunden in die Welt geschaffen hat, nicht alle seine Ideen und deren Verwirklichungen von absoluter Originalität zeugen müssen, erscheint aber doch natürlich!
Moment. Der obige Text sagt nichts darüber aus, wie diejenigen entschädigt werden, die eine Idee haben! Das ist eine gesellschaftliche Verhandlung, die angesichts des Internets neu geführt werden muss. Ich wäre ja für eine Pauschale, wie immer sie heißt, denn die funktioniert zumindest. Aber das ist meine Meinung…
Der Text sagt nur, dass der BEGRIFF etwas will, nämlich das bisherige Modell rechtfertigen.
Und ja, alles stammt letztlich tatsächlich von allen. Oder, wie das schöne Bonmot sagt: Wir stehen auf den Schultern von Giganten.
lg
k
Bücher, Musik, Software, Spiele in denen teilweise viel Arbeit steckt mit einer simplen Idee, also einem schnellen Geistesblitz gleichzusetzen, die jeder zu dutzenden hat halte ich schon für fragwürdig. Insbesondere in einem Blog, dass sich mit der propagandistischen Verwendung von spache auseinandersetzt.
Kai Biermann sagt am 29. Februar 2012 um 11:45
Sie werden entschädigt, dafür, dass ihre Idee von Dritten bzw. der Gemeinschaft genutzt werden kann. Nicht entlohnt.
Kai, also wenn alles von allen stammte, könnten wir schnurrstracks zum Chaos zurückkehren! Dann ständen wir jedoch nicht auf Schultern von Giganten. Denn die Titanen sind indirekt aus dem Chaos geboren und verkörpern Ordnung. Ordnung heißt: Voneinander trennen, wo nötig. Ich möchte weiterhin sagen können: “Hier bin ich. Da bist du.” Mich, auch mit meinen geistigen Hervorbringungen, von dir unterscheiden können. Ebenso dir deine zugestehen dürfen.
Dieser Text ist ein wunderbares Beispiel für Piratenneusprech. Meine Oma hat wenigstens noch Klartext geredet: “Künstler bekommen zuviel Geld, die sollen sich gefälligst eine richtige Arbeit suchen!”
Was hier probiert wird ist schlicht und einfach die Leistung einzelner Kreativer durch die Bank zu diskreditieren und ihnen das Verfügungsrecht über ihre Ideen abzusprechen.
Klar stehen wir auf den Schultern von Giganten und vielleicht ist auch alles gesampelt – aber so ähnlich wie bei dem Spruch “Das soll Kunst sein? Das kann ich auch!”, kommt es am Ende drauf an das man wirklich etwas macht! In einem Buch, einem Lied, einem Patent steckt nicht nur ein Gedanke – sondern auch sehr viel harte Arbeit und Herzblut um aus dem Gedanken ein Werk zu formen.
Aber um ehrlich zu sein nervt mich diese Diskussion nur noch. Es wird Zeit das ihr endlich mal versteht das die Schöpfer geistigen Eigentums nicht eure Feinde sind. Aber das die genau wie ihr Rechte haben, z.B. das Recht selbst zu bestimmen wie mit ihren Werken umgegangen wird. Ideologische Kampfschriften wie die oben sind völlig sinnlos, das entwerten kreativer Kopfarbeit bringt uns keinen Schritt vorwärts.
Wurde der Artikel durch den Schlagabtausch zwischen ad sinistram und feynsinn inspiriert?