Islamisten, radikale

In seinem Buch über die Sprache des so genannten Dritten Reiches stellte Victor Klemperer fest, dass ein expressiver Ausdruck immer weiter gesteigert werden muss, da Übertreibungen abstumpfen und so neue Übertreibungen nötig machen. Er illustriert das an dem Adjektiv fanatisch, das den Nazis irgendwann nicht mehr expressiv genug war und deshalb durch den adverbialen Zusatz wild noch expressiver gemacht werden musste. Ähnlich verhält es sich mit den I. Ein Islamist ist eben nicht einfach ein Anhänger des Islam, sondern ein Anhänger des „Islamismus“, einer fundamentalistischen Ideologie, die den Islam über alle anderen Weltanschauungen stellt und seine Regeln durchsetzen will. Diese Bedeutung schließt Radikalisierung schon mit ein. Das reicht aber offenbar nicht mehr, so dass irgendwann ein qualifizierendes Adjektiv ergänzt werden musste: radikal bedeutet, dass etwas von der Wurzel her verändert werden muss, also eine grundlegende Veränderung der Gesellschaftsordnung angestrebt wird. Das stimmt, aber diese Forderung ist im Begriff „Islamismus“ bereits enthalten. Möglicherweise wird sich also auch diese Steigerung abnutzen. Daher kommen hier ein paar nicht ganz ernst gemeinte Vorschläge für eine weitergehende Steigerung ins Unsinnige: extremistischer Islamismus oder islamistischer Extremismus.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert