Intensivtäter

Im American Football gibt es eine sogenannte Two-Minute-Warning: Der Schiedsrichter weist zwei Minuten vor dem Abpfiff darauf hin, dass das Ende des Spiels gleich erreicht ist. In politischen Reden gibt es eine solche Warnung leider nicht, dabei wäre sie bei dem I. durchaus angebracht. Denn die Wortkonstruktionen mit ,Täter‘ haben damit nahezu das Ende ihrer möglichen Steigerungen erreicht. Aus dem stinknormalen Täter wurde dabei zunächst ein Rückfalltäter. Der Ausdruck lässt noch offen, wie oft der Betreffende rückfällig geworden ist, ein Rückfalltäter ist er wohl ab dem ersten Rückfall. Die nächste Stufe, der Wiederholungstäter, geht da schon weiter und weist auf eine gewisse Regelmäßigkeit hin. Doch scheint auch dieser Begriff noch nicht genug Bedrohungspotenzial zu besitzen, daher haben sich Polizisten und Politiker den I. ausgedacht. Der ist demnach also ein Krimineller, der etwas nicht nur regelmäßig, sondern auch noch sehr häufig wiederholt. Oder sehr gründlich? Oder besonders eindringlich? Auch das kann intensiv schließlich heißen. Wir wissen es nicht, denn das Erstglied intensiv steigert hier quantitativ und qualitativ. Was wir wissen ist, dass sich der Täter auf diese Art nur noch ein Mal steigern lässt, zum Intensivsttäter. Danach ist Schluss und diejenigen, die dramatische Ausdrücke für Kriminalität suchen, müssen sich nach einer neuen Hyperbel umsehen.

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18 Kommentare

  1. :) Im amerikanischen Englisch kennt man als bewusst absurde Steigerung auch noch “Über-“, beziehungsweise “uber-“. Vielleicht gibt es das bald ja auch hier.
    lg
    k

  2. Wieso soll das “intensiv” zwangsläufig quantitativ steigern?

    Auch eine reine qualitative Steigerung wäre denkbar, jemand, der z.B. eine Straftat sehr überlegt und äußerst gründlich (vielleicht schon manisch) begeht.

  3. Ich möchte, einem Hang folgend, das Hanghuhn anfügen. Und mal fragen was den Trieb- vom Hangtäter unterscheidet.

  4. Tatsächlich könnte der Intensivtäter ein kleiner Bruder des Herrn TurTur sein, also ein Scheinriese, dessen Taten rhetorisch aus einem einfachen Grund überhöht werden: weil der sich so äußernde Politiker sich als ein Intensivgesetzgeber in Szene setzen möchte. Da das Strafrecht kaum mehr schärfer werden kann (und die “Intensivtäter”, bzw. das Gerede von ihnen gewisse strafrechtliche Leitideen konterkarieren) wird es bei dem Inszenesetzen bleiben.

    Dabei wäre die Idee des Intensivgesetzgebers reizvoll, als Leitidee, dass Gesetzentwürfe tatsächlich im Parlament erarbeitet werden, jeder Gesetzentwurf nur zur Beratung gelangt, wenn ihm eine Alternative an die Seite gestellt wird, die Abstimmung nicht mehr dem Fraktionszwang unterliegen darf und die Beratung über die Entwürfe tatsächlich in freier Rede erfolgt.

  5. Zum Thema “dramatische Ausdrücke” fällt mir auf, dass seit einigen Jahren nicht mehr “schwerbehindert” sondern “schwerSTbehindert” verwendet wird.

    Fehlt eigentlich noch der “IntensivSTtäter” :-)

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