No-Spy-Abkommen

Im Rahmen der NSA-Affäre wurde von der Bundesregierung ein N. vorgeschlagen, ein Abkommen zwischen den USA und Deutschland mit dem Versprechen, sich nicht mehr gegenseitig auszuspionieren. Das ist schonmal im Wortsinn Quatsch, da es dann wörtlich ein „kein-Spion-Abkommen“ wäre. Aber es geht beim N. gar nicht um Spione, obwohl die Bezeichnung es suggeriert, sondern um Überwachung. Es müsste also No-Surveillance-Abkommen oder No-Data-Collection-Abkommen heißen, denn es soll ja vereinbart werden – zumindest wurde das von der Bundesregierung suggeriert –, die Überwachung der Bürger des jeweils anderen Landes zu unterlassen. Passenderweise ist auch der Inhalt Blödsinn. Denn im N. soll nur geregelt werden, sich an die Gesetze des jeweils anderen Landes zu halten und sowohl Regierung als auch Wirtschaft des anderen nicht auszuspähen. Von den Bürgern ist dort keine Rede, nur von Terroristen. Die aber können leider überall sein. Und gegen Gesetze verstoßen BND und NSA auch nicht, wenn sie Bewohner des anderen Landes überwachen, denn das ist ihnen als Auslandsgeheimdiensten ausdrücklich erlaubt. Nur im eigenen Inland dürfen sie nicht spionieren, tun sie demnach aber auch nicht. Hinzu kommt, dass sich die Spionagedienste auch weiterhin austauschen dürfen, so dass es für sie gar keine Grenzen gibt. Im Übrigen soll das Abkommen auch noch von den Spionen selbst ausgehandelt werden, die sich sicher nicht allzusehr bemühen werden, ihre Arbeitsplätze zu gefährden. Der bessere Name für das N. wäre daher wohl No-Abkommen.

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7 Kommentare

  1. Imo ist “spy” im No-Spy-Abkommen eher als Verb zu verstehen denn als Nomen, es bedeutet laut OALD ‘to collect secret information about another country, organization or person’.

  2. Es müsste trotzdem ‘spying’ oder ‘espionage’ heißen . Bitte das Denglisch nicht auch noch verteidigen.

  3. Es ist ja noch viel schöner.

    “In the past, Germany has pushed for an agreement similar to the understanding that the United States has with Britain and three other English-speaking allies that prohibits spying on one another.”

    (http://www.nytimes.com/2013/10/25/world/europe/allegation-of-us-spying-on-merkel-puts-obama-at-crossroads.html?_r=0)

    “Die Kanzlerin schien nach Einschätzung von Teilnehmern weit interessierter am “Five Eyes”-Abkommen, in dem die USA, Großbritannien, Australien, Neuseeland und Kanada organisiert sind. Dieses exklusive Abkommen, 1946 zwischen London und Washington begonnen, sieht vor, dass Verbündete erster Klasse einander nicht ausspionieren, sondern Informationen und Ressourcen teilen. Premier Cameron rechnete in Brüssel seinen Kollegen vor, wie viele Terrorattacken durch erfolgreiche Geheimdienstarbeit verhindert worden seien.
    Merkel sagte: “Anders als David sind wir ja leider nicht Teil dieser Gruppe.””

    (http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/abhoeraffaere-merkel-bremst-immer-noch-beim-datenschutz-a-930321.html)

    Das gewünschte “No-Spy-Abkommen” der Regierung ist also ein Abkommen, das den Informationsaustausch mit NSA und Co. fördern und damit die gemeinsame Spionage fördern soll.

  4. Denglisch ja klar, aber das englische Gerund ist hier eben abgekürzt – es musste halt ein eingängiger, kurzer Name her. Trotzdem bleibt die Bildung verständlich (vgl. no-go area, no show). Aber die evtl. Undurchsichtigkeit kommt den Politikern sicher auch entgegen. ; )

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