Das dynamische V. klingt nach viel Tempo und nach schlauen Leuten, die sich schlaue Gedanken darüber machen, wie irgendeine Ressource am besten eingesetzt werden kann. Im Prinzip ist das nicht falsch, nur mit der Verfügbarkeit hapert es. Denn die Manager – englisch für ‚Leiter‘ (etymologisch eher Haushalter) – in diesem Konstrukt müssen so viel und schnell nachdenken, weil es kaum etwas zu managen gibt. Der von der Bundeswehr erfundene Ausdruck verschleiert die Verwaltung eines Mangels. Bei der Bundeswehrreform 2011 wurde festgelegt, dass einzelne Einheiten nur noch 70 Prozent des Materials bekommen, das sie brauchen. Die Armee hat nicht genug Panzer/Schützenpanzer/Unterhosen, daher müssen die paar, die es gibt, von einer Einheit zur nächsten geschoben werden. Kompanie A muss ins Manöver? Dann bekommt sie die Panzer, mit denen bisher Kompanie B übte, Kompanie C marschiert derweil zu Fuß oder macht ganz Pause. Das Verteidigungsministerium hat 2015 versprochen, das zu ändern und das V. abzuschaffen. Allerdings ist nur ein Bruchteil des neuen Geräts, das dafür gebraucht wird, auch schon bestellt worden.
Das V. ist übrigens nicht die einzige Mangelumschreibung der Bundeswehr. Es gibt auch noch den gesteuerten Ausbau: Der beschreibt die Praxis, aus einem Kampfflugzeug Eurofighter beim Geschwader X Teile auszubauen, damit die Piloten beim Geschwaders Y ihre Eurofighter, bei denen diese Teile fehlen, mal wieder in die Luft bringen können. Die Eurofighter sind so teuer geworden, dass bei den Ersatzteilen gespart werden sollte. Es wurden einfach weniger bestellt. Nun werden die, die fehlen, hin und her gekarrt. Im Gegensatz zum gesteuerten Ausbau wurde das V. nicht als Notlösung, sondern als Lösung verstanden. Neusprech ist beides. Oder militärisch ausgedrückt: Sprachtarnung.
Witzig!
Wie wäre es, wenn man statt mehr Equipment (=Waffen) zu kaufen, einfach 30% der Kompanien abschafft und zurückkehrt zu dem Grundsatz, dass keine Auslandseinsätze gemacht werden. Spart Geld und Leben.