Tauschbörse

Eine Börse ist ein Handelsplatz, dort wird gekauft und verkauft. Der Wortursprung ist nicht ganz klar, aber es dreht sich eindeutig um Geld. Von tauschen wird hingegen gesprochen, wenn es darum geht, etwas zu geben und gleichzeitig etwas von ungefähr gleichem Wert dafür zu bekommen. Dabei ist tauschen mit täuschen verwandt, denn bei solchen Tauschgeschäften kommt es durchaus vor, dass sich jemand über den Wert der zu tauschenden Dinge täuscht oder getäuscht wird. Im Fall der T. ist jedoch gleich das ganze Wort eine Täuschung. Denn erstens handelt es sich nicht um eine Börse, da die Teilnehmer nicht miteinander handeln und oft kein kommerzielles Interesse haben. Zweitens wird hier auch nicht getauscht. In der Regel stellen „Filesharer“ einfach eine Menge Dateien auf ihrem Computer allen anderen Nutzern der Plattform zur Verfügung und laden von anderen, die das auch tun, Dateien herunter, die sie haben wollen. Oder auch nicht. Somit gibt es nicht einmal einen echten Tausch der einen Sache gegen eine andere, geschweige denn einen Handel. Es handelt sich also um eine Fehlbezeichnung, um einen Malapropismus. Vielleicht ist es sogar ein Dysphemismus, also der Versuch, etwas finsterer aussehen zu lassen, als es ist – werden doch finanzielle Interessen unterstellt, die gar nicht vorhanden sind.

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16 Kommentare

  1. Na, ich hoffe doch dass es bei einer PartnerBÖRSE nicht primär um die finanziellen Interessen der beteiligten geht, wobei es da sicher Ausnahmen geben kann. :)

  2. Anfangs fand ich diese Webseite gut. Aber in letzter Zeit gleitet sie ziemlich ab.

    Tauschbörsen gab es auch schon vor dem Internet. Siehe auch Tauschkreis und Tauschhandel. Bisher dachte ich, dass es offensichtlich sei, dass es sich hier um eine Anlehnung an die Nichtkommerzialität dieses Austausches handelt (auch wenn nicht Datei gegen Datei gehandelt wird, so kommt es doch zu einem Austausch der Dateien der Nutzer).

  3. Ich sehe es schon ähnlich, dass der Begriff häufig falsch bzw. unpräzise eingesetzt wird. Es gibt aber Formen des Filesharings, die einen Tauschhandel mit Datenkapazitäten im System haben.

    Man siehe sich private Torrent-Communities an, bei denen man ab einem bestimmten download/upload-Verhältnis gedrosselt wird. wer z.B. 10 MB runterlädt und 1 MB wieder hoch, hat eine Ratio von 10/1 = 0.1 und darf nichts neues mehr runterladen – stellt der Downloader die Datei weiter zur Verfügung, erreicht das Verhältnis wieder 1 oder höher und die Drosselung wird wieder aufgehoben. Es gibt unterschiedlichste “Spielregeln” mit unterschiedlichen Sanktionen und erreichtbaren Vorteilen, aber im Kern funktionieren diese Communities alle so.

    Das hat schon Handelscharakter mit der Währung Ratio, ist aber auch eine Form der “Gamification”, die User bindet und dafür sorgt, dass stets exclusiver Content gepostet wird.

  4. Ich möchte noch dem Punkt widersprechen, dass kein finanzielles Interesse vorläge. Fast allen Nutzern von “Tauschbörsen” ist ein gewisses Interesse an Kulturgütern (in aller Regel aus dem Bereich der modernen Popkultur) zuzuschreiben, deren Anschaffung auf einem silbernen Datenträger aus Kosten-, Lizenz- oder anderen Gründen meist außer Frage steht.

    Des Weiteren berichten die Massenmedien häufig über Fälle, in denen der Kauf von Datenträgern zwar in Erwägung gezogen, aber ausschließlich im Sinne der Kostenersparnis durch das benutzen eben jener “Tauschbörsen” ersetzt wird. Dieser Benutzertyp wird innerhalb der Filesharing-Szene jedoch als Mythos gehandelt.

  5. Nur ein Detail, ein Wort: WORTURSPRUNG … Scheint so als ob ich zu lange im Ausland lebte um derartigen Gebilden die nötige Achtung zu zollen. Vorschlag: wie wär’s denn mit einem klitzeklitzekleinen Bindestrichlein: Wort-Ursprung. Oder gar mit einer rechtlich – äh – grammatikalisch sanktionierten Scheidung: Ursprung des Wortes. Allein der Klarheit wegen: sonst könnte man es ja auch WORTUR-SPRUNG nennen. (Wortur, ein Held aus nordischen Sagen, der einst Sprang, sein Sprung ging in die Geschichte ein …)

    Seufz.

  6. Ich verstehe die Diskussion nicht, vermutlich bin ich zu sehr in den Wirtschaftswissenschaften verortet. Inwiefern differenzieren sich denn Nutzen und monetärer Nutzen per se in legitim und illegitim?

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