Angesichts dramatischer Ereignisse äußern Politiker gerne den Wunsch, sie irgendwer die Welt möge i. Sie möge also ‚pausieren‘, denn nichts anderes bedeutet das Wort. Immerhin, so die Begründung, könne man nach einer Katastrophe nicht einfach „zur Tagesordnung übergehen“. Könnte man schon, es schickt sich aber nicht. Wirkte es doch, als nähme man der betreffende Politiker das Ereignis nicht ernst genug. Da Handeln meist mühsam und teuer ist, wird alternativ kurz innegehalten. Das wirkt wohlerzogen, ein wenig Besinnung schließlich hat jeder gern, vor allem zu Weihnachten. Dabei drückt beispielsweise eine Bundeskanzlerin vor allem eines aus, wenn sie versucht, der Zeit der Strahlung der Debatte Einhalt zu gebieten: dass sie alles lieber täte, als zu handeln, beziehungsweise etwas zu ändern. Viel einfacher ist es, sich kurz zu besinnen, der Opfer zu gedenken und dann weiter zu machen wie bisher.
Ist ja auch einfacher als “Klappe halten”. gerade für Politiker.
Am I. interessiert mich das darinsteckende Innen, das mich zur Frage führt, warum es kein Außehalten gibt. Weil das noch weniger als das I. auszuhalten wäre?
Aber eigentlich klingt doch “innehalten”, als ob es auf der Liste der aussterbenden Wörter stünde, nicht wahr? So wie “abermals” oder “ehrbar”. Da muß man doch froh sein, daß es über das Neusprech-Vokabular noch eine Weile am Leben gehalten wird.
@Ludwig Trepl:
Mit dem kleinen Adjektiv “ehrbar” lässt sich auch so ziemlich alles und jeder betitulieren, wobei praktischerweise unklar bleibt, ob das so beschriebene Objekt auch “ehrenwert” ist. :)
Neben der Verschleierung des eigentlichen Nichthandelns erzeugt der Begriff eine Aura lebendiger Macht und Stärke. Das Innehalten ist ein Halten, ein im Griff haben und bedeutet das aktive Sammeln und behalten von Kraft und Mut im Inneren, wie mokuso (die Meditation) in der japanischen Kampfkunst.
Ich finde i. prima, wenn das ein Politiker sagt weiß man sofort das man sich darauf vorbereiten kann genau dieses Thema anzugehen und der Politiker war auch noch so freundlich einem die Zeit dazu zu verschaffen.
Insofern, wenn jemand i. möchte, dann sollte man ihn auch lassen.
Angelo.
PS: Bin heute über den Begriff ‘Ordnungspolitik’ gestossen und dachte mir das es doch kein schöneres Neusprech für Repression gibt.