Der Tierschutz schützt die Tiere, der Jugendschutz die Jugend, der Verfassungsschutz die Verfassung (zumindest soll er das). Der V., der schützt dann natürlich die … Moment. Vielleicht fangen wir noch einmal an. Hier, mit dem Zitat von Innenminister Hans-Peter Friedrich: “Wir sind uns einig, dass wir vor allem im Bereich der Bahnhöfe als besonders neuralgischen Punkten der Videoschutz verstärkt werden muss.” Gemeint ist mit diesem etwas verunglückten Satz natürlich Videoüberwachung – die in erster Linie nach Überwachung klingt und damit nicht sehr heimelig. Der V. ist also ein Euphemismus, eine beschönigende Umschreibung. Aber das ist leider noch nicht alles. Denn Videoüberwachung taugt lediglich dazu, dank eventuell vorhandener Bilder die Täter schneller zu ermitteln – hinterher, nachdem etwas passiert ist. Etwas verhindern, also schützen, können Videokameras nicht. Der Innenminister verspricht mit dem V. etwas, das weder eine Videokamera noch ein Innenminister halten kann. Man darf deswegen wohl auch sagen: Er lügt. Und dabei hat der Wahlkampf noch gar nicht begonnen.
Mit herzlichem Dank an Martin H., dem der Begriff aufgefallen war.
Den festen Glauben an einen V. gibt es beispielsweise in Fulda (Dank an Maximilian P.), außerdem in Elmshorn, Aachen und sogar seit 2007 schon Bochum (dank an Fefe).
Ursprünglich veröffentlicht im Mai 2013. Update Juli 2015
Man könnte ja zum “Videoschutz” auch eine andere Reihe anführen: Sonnenschutz, Regenschutz, Bombenschutz… Da schützen wir uns VOR etwas – also sollten wir uns etwa vor Video(kamera)s schützen? Das wäre vielleicht bei Unklarheiten über Datenspeicherung gar nicht so abwegig!
Wenn es mal so wäre… Leider ist genau das sicher nicht gemeint. Der “Schutz” ist eben genau wie die “Sicherheit” sehr beliebt, wenn es darum geht, finstere Dinge zu verkaufen und netter klingen zu lassen.
lg
k
Och, wer hat Angst vor Videoschutz, vor Videoüberwachung, vor Videoüberwachungssystemen?
Die Kamera nicht, ich nicht, der ich eventuell auf einem Markt- oder Bahnhofsvorplatz oder auf Bahnsteiganlagen unterwegs bin.
Der erste Mensch, der durch solche Helligkeits- und Echtzeitphänomene mit Aufzeichnung ge- oder beschädigt würde, wäre ein Held der Moderne.
Die Medien, die eine ähnliche, aber unvollkommene Aufgabe haben wie diese Überwachungsanlagen, hätten einen willkommenen Aufmacher und viele Stoff für öffentliche Empörung.
Also: Bemächtige mich meiner, holde Kamera, wenn ich mich in der Öffentlichkeit bewege (oder daran gehindert werde, mich so heil und gesund zu bewegen, wie ich es mir und den andere public peoples wünsche!
Kunst umsunst:
Halleluja!http://www.youtube.com/watch?v=kbJcQYVtZMo
Eine ähnliche Umdeutung betreiben – meiner Meinung nach – auch die Versicherer, wenn sie uns z.B. “Berufsunfähigkeitsschutz”, “Unfallschutz” oder gar “Reiseschutz” verkaufen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Versicherungspolicen mich weder vor Berufsunfähigkeit noch vor Unfällen noch vor… dem Reisen? schützen können.
Sie können allenfalls die schlimmsten finanziellen Schäden verhindern, falls ich berufsunfähig werde, einen Unfall habe oder eine Reise nicht antreten kann. Das ist für mich keineswegs das Gleiche. Die Produkt-(oder doch eher Dienstleistungs-)anbieter aus der Versicherungsbranche suggerieren uns hier eine Macht, die sie (leider) nicht besitzen.
Mich würde mal interessieren woher immer diese Ausdrücke kommen. Haben Politiker Berater aus der Sprachwissenschaft die 24/7 nichts anderes tun als sich zu überlegen wie man möglichst viele Begriffe durch positiv konnotierte ersetzen kann?
Markieren Sie doch bitte deutlicher, dass der o. g. Artikel nicht mehr aktuell ist. Ich war sehr irritiert, als ich diese Meldung mit Datum 18. Juli 2015 las, bis ich dann irgendwann über den “Ursprünglich veröffentlicht”-Satz gestolpert bin.
In der Überschrift könnte doch ein “Update” oder so eingefügt werden…