In der Volkswirtschaftslehre wird die Wirtschaft in Sektoren (Abschnitte) eingeteilt: Es gibt den Primärsektor (Landwirtschaft, traditionelle Ausbeutung von Rohstoffen), den industriellen Sektor, den Dienstleistungssektor und neuerdings auch einen Informations- und einen Entsorgungssektor. Noch neuer ist ein Sektor, der in der Volkswirtschaftslehre nicht vorkommt, wohl aber in der Politik: der N. Der Terminus sagt deutlich, dass dort die Löhne niedrig sind, genau genommen sind sie zu niedrig, sodass die Betroffenen davon ihr Leben nicht bestreiten können und somit zu → Aufstockern werden müssen. Weshalb N. als Euphemismus zu werten ist, eine Schönfärberei. Volkswirtschaftlich gesehen handelt es sich um einen Sektor, der ohne staatliche Subventionen nicht existieren könnte, da in ihm Profite durch Ausbeutung Betroffener und auf Kosten aller erwirtschaftet werden.
Das eigentliche Neusprech an dem Begriff ist etwas anderes: Die Idee, dass man Stellen mit niedrigem Lohn von dem Rest der Wirtschaft abgrenzen könnte – wie einen Sektor eben. In der Realität führt die Existenz solcher Stellen dazu, dass die Löhne insgesamt absinken und reguläre Arbeitsplätze durch Niedriglohnstellen ersetzt werden.
Sehr anregend fand ich Roland Kochs Wort “niederwertige Arbeit”, die den N~ noch einmal anders eingrenzt, als nur über den geringen Lohn.
vgl.
http://www.ksta.de/politik/roland-koch-arbeitspflicht-bei-hartz-iv-,15187246,12766718.html
Höhere Preise wollen wir aber auch nicht bezahlen, die Lohnerhöhungen mit sich brächten. Mindestlöhne werden durch höhere Preise an uns Konsumenten weitergegeben werden. Lieber ein bedingungsloses Grundeinkommen als Preiserhöhungen oder Lohnsubventionen. Letztere bevollmächtigen Arbeitgeber, mittels staatlicher Gelder weiterhin den längeren Hebel gegenüber Arbeitnehmern zu haben. Grundeinkommen befreit hingegen, eröffnet Handlungsspielraum gegenüber (potenziellen) Arbeitgebern.
Am 14.09.13 demonstrieren wir in Berlin für ein bedingungsloses Grundeinkommen: http://mensch-im-internet.de/demonstration-fuer-ein-menschenrecht