Eigentum, geistiges

Der Ausdruck kommt so plausibel daher, dabei ist er eine Propagandavokabel, die lediglich Assoziationen wecken soll. Denn die Idee des E.-s funktioniert bei Ideen nicht, ja sie ist sogar kontraproduktiv. E. heißen Dinge, die ihren Wert daraus beziehen, dass jemand die alleinige Herrschaft über sie ausübt. Ungenutztes Gold mag einen Wert darstellen, wenn es im Tresor liegt, weil es in diesem Moment kein anderer haben kann. Ungenutzte Ideen hingegen sind für den, der sie hat, nutzlos. Ein anderer kann sie genauso haben, beziehungsweise auf den gleichen Gedanken kommen, egal wie gut die Idee eingeschlossen ist. Wie Hoffmann von Fallersleben schon dichtete: „Die Gedanken sind frei.“ Das ist der große Nachteil von Dingen, die sich nicht anfassen lassen. Zumindest aus Sicht derer, die trotzdem gern allein über sie herrschen und Profit aus ihnen schlagen wollen. Dabei ist diese „Gedankenfreiheit“ eigentlich ein Vorteil. Denn wer eine Idee mit anderen teilt, der vervielfältigt sie zum Nutzen aller und damit auch zum eigenen. Je freier ihre Nutzung geregelt ist, desto mehr Menschen können davon profitieren. Genau darin liegt der eigentliche Gewinn solcher nichtmateriellen Güter. Wer jedoch versucht, Ideen wie E. einzusperren, beziehungsweise ihre Verbreitung zu verhindern, der enthält damit der Gesellschaft etwas vor. Und er läuft im Zweifel Gefahr, viele Menschen zu Verbrechern zu erklären und eine Zensur zu installieren. Viele also zahlen einen hohen Preis, damit einer profitiert. Genau das will der Begriff verschleiern rechtfertigen.

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92 Kommentare

  1. Ist schon spannend, nachdem ich den Artikel auf fc geteilt habe, bekam ich gleich ein Diskusionsangebot von unserem CDU-Bürgermeister und von einem Vorstandsmitglied der hießigen SPD..später gesellte sich noch ein FDP Mitglied zu der Liste… scheint ja ein Thema zu sein, dass alle bewegt.
    cu
    Kriss (Pirat)

  2. guter beitrag, doch leider nur auf die idee an und für sich eingegangen, die bei den meisten unstrittig allgemeingut darstellt. spannend wird es dann, wenn aus vielen ideen eigenständige, kreative schöpfungen mit sogenannter schöpfungshöhe werden und die dann aggressiv verteidigt werden.da gehts dann erst richtig mit dem urhr los. hab dazu in meinem blog bruno-kramm.de unter musik braucht freiheit einen beitrag. denn ab wann werden aus den mosaiksteinen vieler ideen prachtvolle eigene gemälde, die dennoch zur freiheit streben

  3. “Demokratie” ist sicherlich ebenso als “geistiges Eigentum” einzustufen, wie auch andere Ideen.

    Demenstprechend müssten statt “Rettungspaketen” eigentlich Lizenzgebühren an Griechenland fliessen.

    Daß dies nicht so gehandhabt wird, liegt einerseits daran, daß man damals im antiken Griechenland noch nicht der Wahnvorstellung von “geistigem Eigentum” unterlag, und auch daher auch nicht die Laufzeiten dieser “Rechte” (welche Rechte?! Das ist auch so eine Konstruktion…) auf selbige verlängern konnte.

    …aber auch wohl daran, daß die heutigen Demokratien diesem ihrem ehemaligen demokratischen Ideal eigentlich eh schon abgeschworen haben…

  4. Es geht bei “Geistigem Eigentum” in der Regel nicht um “Ideen” oder “Gedanken” — die sind natürlich frei und kostenlos (und oft billig; ich habe andauernd welche); eine Binse — sondern um “Werke”: Bücher, Kompositionen, Bilder, Fotos, etc. und da wollen die, die ihr Metier gelernt und sich die Mühe gemacht haben, ein “Werk” herzustellen, auch dafür bezahlt werden.

  5. Das hier beschriebene Beispiel der möglichen parallel neu entstehenden Idee, während die andere nutzlos im Safe liegt, klingt aus meiner Sicht recht überzeugend. Allerdings geht es beim Schutz von geistigem Eigentum eher selten um diese Form, sondern um das was gerade Jeeves schrieb: der Schutz von Werken. So wie der Eigentumschutz verhindert, dass jemand mein im Safe liegendes Gold für sich verwendet, so soll auch der Inhalt eines Buches, dessen Erstellung viel Zeit und Mühen verlangt hat, nicht von anderen kostenfrei verwendet werden können. Der Unterschied zwischen beiden Beispielen liegt dabei darin, dass im Falle des Goldes ein Verbrauch stattfindet, ich also um meinen Nutzen des Goldes gebracht werde, wenn es jemand anderes tut, bei immateriellen hingegen ist grundsätzlich ein paraller Gebrauch möglich. Eingeschränkt wird der parallele Gebrauch erst dann, wenn dieser für mich nicht im Konsum, sondern um die Möglichkeit, einen Verdienst mit einem solchen Gut zu erzielen, geht. Eine problemlose Kopie erzeugt eine Situation, bei der ich aus meinem immateriellem Gut nur noch eingeschränkt Verdienst erzielen kann. Beim Gold, wenn ich es z.B. selbst gefördert und in Barren gegossen habe, ist die Verdienstmöglichkeit gesetzlich gesichert. Dies soll mit dem Schutz des geistigen Eigentums für immaterielle Güter ebenso erzielt werden.
    Allerdings gibt es dann noch einen Unterschied, der eher gegen das geistige Eigentum spricht: immaterielle Güter lassen sich auch vom Erzeuger beliebig oft kopieren. Daher ist damit, im Gegensatz zu Gold eine theoretisch unbegrenzte Verdienstmöglichkeit gegeben.

    Der wichtigere wirtschaftliche Gedanke dabei ist – und der fehlt oben völlig – dass mit dem Schutz geistigen Eigentums ein Anreiz zur Erzeugung von immateriellen Gütern erzeugt werden soll. Dass ist und bleibt ein wesentlicher Motor, auch wenn es inzwischen einige Beispiele von erfolgreichen immateriellen Gütern gibt, die für sich keinen SChutz in Anspruch nehmen. Die Mehrzahl der Güter tut dies nicht und es wären ohne den Schutz sicherlich weniger.
    Zu der obigen Darstellung des Argumentes des freien Einsatzes sei aber noch hinzugefügt, dass eine Nutzung auch mit Schutz grundsätzlich nicht ausgeschlossen ist: wohl aber gegen Bezahlung. Wenn ich also eine erfolgversprechende Idee habe, die einer bereits bestehenden bedarf, könnte ich diese auch entgeltlich nutzen und trotzdem profitieren. Der oben beschriebene komplette Ausschluss ist nicht existient.
    Ob der Anreiz zur Erstellung durch den Schutz der Verwertung für die Gesellschaft mehr bringt, als einen überall freien Einsatz kann man sicherlich diskutieren. Allerdings sollten dann beide Argumente gegeneinander gestellt und nicht wo oben einseitig ausgeblendet werden.
    Und wahrscheinlich gibt es sogar noch weitere Argumente…

  6. Was passiert, wenn etwas allen gehört, sollte man eigentlich aus der Geschichte gelernt haben.

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