Es gibt die Rente. Die bekommt irgendwann, wer sein Leben lang etwas geleistet und einen Teil seines Lohns in die staatliche Rentenversicherung eingezahlt hat. Nun aber soll es auch noch eine L. geben. Eine Rente dafür, gelebt zu haben? Nein. Die L. ist ein hübscher Begriff, der einen traurigen Zustand verschleiert. Denn sie sollen nach dem Wunsch von Arbeits- und Sozialministerin Ursula von der Leyen all jene erhalten, die vierzig Jahre lang gearbeitet und in die Rentenversicherung eingezahlt haben, die zusätzlich in eine private Rentenversicherung einzahlten – trotz allem aber so wenig Rente haben, dass sie unter dem sogenannten Existenzminimum liegen. Also offiziell arm sind. Die Tatsache an sich ist schon ein Skandal. Es gibt Menschen, die in einem der reichsten Länder der Erde mit ihrer Hände Arbeit so wenig Geld verdienen, dass sie im Alter zu verwahrlosen drohen. Man könnte das zum Anlass nehmen, einen Mindestlohn zu fordern, Verzeihung, eine → Lohnuntergrenze. Das will die Union aber nicht, das kommt bei den Unternehmen, die für ihren Wahlkampf spenden, nicht so gut an. Da schlägt sie lieber eine L. vor. Denn die soll mit Steuern bezahlt werden. Ein klassischer Trick, der schon bei den sogenannten → Aufstockern praktiziert wird. Die L. ist außerdem ein Beispiel für den Versuch, alten Kram mit einem neuen Wort zu verkaufen. Denn sie ist genau so hoch wie die sogenannte Zuschussrente, die Ursula von der Leyen zwei Monate zuvor vorgeschlagen hatte. Ein Vorschlag, für den sie keine Zustimmung im Parlament fand. Vor allem, weil das Ding den Betroffenen nichts bringt. Übrigens genau wie die L.
Mit Dank an Maik H.