Baugruppengewinnung, qualifizierte

Ersatzteile sind bei der Bundeswehr knapp. Blumige Wörter, um diesen Mangel zu beschreiben, hingegen nicht. Bei der Luftwaffe wird das Ausschlachten von Kriegsgerät, um anderes Kriegsgerät zu betreiben, gesteuerter Ausbau genannt. Das Heer hat da eine eigene Lösung, also zumindest sprachlich. Das Prinzip ist dasselbe: Da keine Ersatzteile verfügbar sind, werden andere Panzer kannibalisiert. Damit das nicht so hässlich klingt, nennt das Verteidigungsministerium den Vorgang im besten Militärsprech qualifizierte B. Was daran qualifiziert sein soll, also besondere Sachkunde erfordert, erschließt sich nicht. Vor allem, da dieser Mangel von vornherein absehbar war. Die Aufträge, Ersatzteile zu produzieren, wurden viel zu spät erteilt – um das Panzerprojekt nicht nur schönzureden, sondern auch schönzurechnen.

Siehe unter → dynamisches Verfügbarkeitsmanagement.

Bankgeschäft, verantwortungsbewusstes (responsible banking)

Als die Deutsche Bank kürzlich verkündete, sich zu den Prinzipien des „responsible banking“ zu bekennen, konnte man denken, es gehe darum, weniger zu betrügen. Doch weit gefehlt! Diese Initiative will die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und des Pariser Klimaabkommens erreichen. Und das will übrigens nicht einmal die Bank selbst, sondern das sollen ihre Kunden erledigen. Die Banken verpflichten sich lediglich dazu, ihre Kunden beim Übergang in eine kohlenstoffarme, nachhaltige Wirtschaft zu unterstützen. Was genau das bedeutet? Wenig bis nichts. Es klingt ein bisschen nach „Pillepalle“ (wie ja so manche aktuelle Maßnahme für den Klimaschutz). Dass es sich bei dem Adjektiv verantwortungsbewusst hier um eine Blähvokabel (Pleonasmus) handelt, wird auch daran deutlich, dass die Leute, die responsible banking propagieren, bestimmt nicht zugeben werden, dass sie bisher verantwortungslos (irresponsible) gehandelt haben. Dabei wäre das gar nicht so falsch, halten doch nicht nur Kapitalismuskritiker, sondern auch Klimaaktivisten den Kapitalismus und insbesondere den Finanzkapitalismus für inhärent verantwortungslos.

Siehe auch bekennen, sich.

Paket

Nennung des Wortes “Paket” in Bundestagsreden. Quelle: ZEIT ONLINE

Rentenpaket, Bankenpaket, Energiepaket, Klimapaket und immer wieder das Sparpaket. Politiker packen gern P.-e. Natürlich nur sprachlich und nicht im Schichtdienst bei Amazon. Der Begriff ist so beliebt, weil er sich mit so ziemlich jedem Substantiv zu einer gewichtig klingenden Vokabel verknüpfen lässt. Bildungspaket, Teilhabepaket, Gesamtpaket, Rundum-sorglos-Paket … Klappt auch anders herum, wie in Paketlösung. Niemand sagt, was darin enthalten ist, aber hört sich das nicht toll an? Auch Adjektive funktionieren prima. Und so entsteht im Bundestag gelegentlich gar ein nichtssagendes aber trotzdem mutiges P. Dank der Häufung fällt jedoch schnell auf, wie sinnlos dieses Blähwort ist. Konstruktionen wie Gesetzespaket, Maßnahmenpaket oder gar Akut-Maßnahmenpaket belegen, dass die Vokabeln gar nichts bedeuten. Noch absurder wird es, wenn ein P. (weil sein Inhalt geheim ist) nach einem der Verhandlungspartner benannt ist, wie das Spahn-Paket. Niemandem wird klar, was sich in einem solchen politischen P. verbirgt und ob es sich dabei nicht eher um winzige Päckchen handelt. Genau deswegen werden diese sinnlosen P.-e jedoch leider so oft geschnürt.

Debatte, masochistische

Versuch von Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), die Forderung zu diffamieren, dass Autos die Luft weniger verschmutzen sollten. Scheuer möchte nicht mit der Verschärfung von Grenzwerten belästigt werden, heißt diese Begriffsschöpfung, denn natürlich ist nicht die Diskussion über Grenzwerte masochistisch, sondern in seinen Augen deren Verschärfung. Damit ist masochistische D. eine Enallagé, eine irreführende semantische Beziehung zwischen einem Adjektiv und einem Substantiv. Doch wie können strengere Grenzwerte, die dazu dienen sollen, die Luft sauberer zu machen, masochistisch sein? Masochismus ist schließlich die Neigung, durch Schmerzen oder Demütigung Lust zu erfahren. Grenzen für den Schadstoffausstoß festzulegen dient dazu, Schmerzen und Leiden gerade zu vermeiden, die infolge von durch Schadstoffen verursachten Krankheiten entstehen. Und natürlich ist es unerheblich, ob jemand Lust oder Befriedigung aus schärferen Grenzwerten zieht. Scheuer selbst erklärt seine Wortschöpfung damit, dass es darum gehe, „wie wir uns in Deutschland mit immer schärferen Grenzwerten selbst schaden und belasten können“. Scheuers Logik erschließt sich daher erst, wenn betrachtet wird, wer in diesem Satz mit wir gemeint ist: Nicht etwa die Menschen, die an viel befahrenen Straßen leben und die dadurch krank werden. Sondern Autofirmen, die durch strengere Grenzwerte dazu gezwungen werden, neue Autos zu entwickeln. Scheinbar tut es also weh, sich etwas Neues auszudenken. Das ist seltsam. Aber wenn es stimmt, dann könnte es erklären, warum Konservative so vehement gegen Veränderungen sind.

Klimahysterie

Schmähbegriff von Rechtspopulisten und Rechten. Soll den Versuch diffamieren, die Erderwärmung zu bekämpfen. Was diejenigen, die den Ausdruck benutzen, gegen den Kampf für ein besseres und lebenswerteres Klima haben? Sie wollen ihr Verhalten nicht ändern und beschimpfen die Forderung, das zu tun, als Klimadiktatur. Als Gewaltherrschaft also. Klimahysterie-Hysteriker leugnen lieber, dass die Erde aufgrund menschlichen Handelns auf eine Katastrophe zusteuert und bezeichnen alle als Lügner, die entsprechende wissenschaftliche Studien zitieren. Erfunden haben sie den Ausdruck jedoch nicht. Schon der SPD-Politiker Peter Struck war vor zwölf Jahren der Meinung, es sei K., wenn man dauernd über den Klimawandel rede und nicht über die Arbeitsplätze, die durch Veränderungen der Wirtschaft gefährdet würden. Das Argument mit den Arbeitsplätzen wird immernoch angeführt. Auch von der SPD. Nur den verunglimpfenden Begriff K. nutzen die Sozialdemokraten nicht mehr. Das macht nur noch die AfD.