V-Mann

Umgangssprachliche Abkürzung, eigentlich Vertrauensperson, manchmal auch Verbindungsperson (V-Person). Bezeichnet Kriminelle die bereit sind, dem Staat, insbesondere dem Verfassungsschutz, nützliche Informationen zu überlassen oder wenigstens so zu tun. Als Gegenleistung erhalten sie Geld. Worauf sich das Vertrauen in dieser Wortkonstruktion bezieht, ist nicht ganz klar. Möglicherweise darauf, dass die Angeheuerten Menschen sind, denen vertraut werden kann. Angesichts diverser Fälle, in denen die Spitzel ihre Geldgeber belogen und täuschten, oder andere gar noch zu Taten anstifteten, statt sie nur auszuspähen, sind daran jedoch Zweifel angebracht. Weshalb das Erstglied des Kompositums wohl eher bedeutet, dass die Geheimdienstler darauf vertrauen müssen, irgendetwas zu erfahren, was ihnen bei der Bekämpfung der Kriminalität nützt. Oder dass sie darauf vertrauen, dass mit ihrem Geld keine neuen Verbrechen begangen werden. Weshalb es sich möglicherweise um eine Antiphrase handelt, also vor allem die Tatsache verschwiegen werden soll, dass diesen Spitzeln besser nicht vertraut werden sollte.

Dass der Wunsch groß ist, das Verfahren sauberer aussehen zu lassen, als es wahrscheinlich ist, zeigt auch eine andere Wortkonstruktion: Wenn mal wieder etwas schief gegangen ist, wird gern gefordert, die V-Leute abzuziehen. Was nahelegen soll, dass sie ordentliche Staatsangestellte oder gar Soldaten sind, die einfach woandershin versetzt werden können. Sind sie aber nicht. Sie sind Kriminelle und niemand kann sie abziehen. Man kann nur aufhören, ihnen Geld zu geben.

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23 Kommentare

  1. vielleicht wäre das ebenso gebräuchliche und in der Bedeutung neutralere ‘Verbindungsperson’ angebrachter…

  2. Schon ärgerlich, dass V- Leute – die Kraft ihres V- Status gar kein V. genießen dürfen – in der Praxis mit verdeckten Ermittlern in einen Topf geworfen werden. Letzt ist doch auch das ein Grund warum die NPD nicht verboten wird, da man befürchtet, manche Beweise seien “selbst erzeugt”…

  3. V-Leute sind ganz einfach IM. Es soll nur keiner merken, daß das die alte Sauce in neuen Töpfen ist. Und: nach der heutigen Doktrin steht ein schnüffelnder Nazi moralisch selbstverständlich höher als ein Stasi-Informant.

  4. Es empört mich jedesmal, wenn in den Medien oder von konservativen Politikern reflexhaft von “Rechts- und Linksradikalismus” im Zusammenhang mit (rechtem) Terrorismus neugesprecht wird – üblicherweise in einem Atemzug und in dieser Reihenfolge. Und nun lese ich derlei Unsinn ausgerechnet hier im Neusprechblog!

    Radikalismus kommt von “radix” – “Wurzel”. Als Radikalismus bezeichnet man das Bestreben, gesellschaftliche und politische Probleme an ihren Ursachen anzugreifen und dadurch nachhaltig zu lösen. Ob die Idee des Radikalismus ein politischer Irrtum ist oder nicht, das wäre Gegenstand einer Diskussion, die man meiner Meinung nach führen sollte. Jedenfalls erwarte ich z.B. von einem Arzt, daß er die Ursache einer Erkrankung erkennt und zielgerichtet vorgeht, anstatt ziellos die Symptome zu “behandeln”.

    Radikalismus impliziert dem Wortsinn nach weder Terrorismus noch “extremistische” Mittel. Ich empfinde es als völlig deplazierte Schmeichelei, rassistische Mörder als “Rechtsradikale” zu bezeichnen. Welche nachhaltige Strategie zur Behebung gesellschaftlicher Probleme verfolgen Rechtsterroristen, die rassistische Morde begehen?

  5. Sehr, sehr gern geschehen! Es würde mich immens freuen, wenn der Neusprechblog dieses Neusprech in einem Beitrag entlaven würde, denn die sinnentstellte Verwendung des Begriffes “Radikalismus” dient vor allem dazu intellektuelle Positionen der politischen Linken mit dem Etikett des Terrorismus zu brandmarken und als indiskutabel darzustellen. Ähnliches gilt für den Neusprechbegriff des “Extremismus”. Dabei handelt es sich um die ideologische Aufrüstung der gesellschaftlichen Mitte, die sich alleine aufgrund ihres Herdentriebs kritiklos der tatsächlichen oder vermuteten Mehrheitsmeinung anschliesst, und sich lediglich aufgrund ihrer großen Zahl als rechtdenkend und rechgläubig empfindet. Ich finde, die Artikel “Extremismus” und “Radikalismus” in der Wikipedia sind, mit kritischer Distanz gelesen, sehr erhellend.

    Wikipedia: Ursprünglich steht die Bezeichnung für eine bestimmte Richtung der liberalen Bewegung des 19. Jahrhunderts. Die Radikalen waren die Linken unter den Demokraten und traten für das allgemeine Wahlrecht und die Republik ein. Vor allem in romanischen Ländern steht die Bezeichnung noch immer für linksliberale und radikaldemokratische Parteien, die sich beispielsweise für Elemente der direkten Demokratie (Volksentscheide) einsetzen. [Politischer Neusprechteil entfernt]

    Im Sprachgebrauch der Staatsschutzbehörden in der Bundesrepublik Deutschland wurde der bis dahin verwendete Begriff „Radikalismus“ seit 1975 endgültig durch den Begriff „Extremismus“ abgelöst.

    Liebe Grüße
    Elektra

  6. @Elektra_42 Eintrag geändert, danke nochmal für den Hinweis. Jetzt sind es Kriminelle, was den Sachverhalt sogar noch klarer macht :)

    Ich glaube, wir werden uns der Radikalen auch noch mal gesondert annehmen.

    lg
    k

  7. ich habe vor einem jahr einen V- Mann kennengelernt.
    ich habe 3 P. Beamte in der familie …, und der hat versucht unter anderem…,mich zum schwarzfahren zu verleiten. der wußte genau, dass ich alles mit dem Rad fahre.
    Alls ich schluß gemacht habe, hat er mir meinen koffer geklaut.und er kannte sich verdamt gut mit drogen aus.
    ber die polozei in köln ist ja wohl doof.
    meine familie, wie gesagt polizeibemte selbst, sagen ich soll ihm aus dem weg gehen.
    SO VIEL ZUM V-MANN

  8. Zu “radikal” – der Duden sagt da aber was anderes oder ist der auch Neusprech-durchsetzt?

    Ansonsten super Beitrag, da ich bisher V-Leute für eingeschleuste Leute hielt…

    Sven

  9. @ Seven.

    Habe den Duden noch nie etwas sagen hören. Aber soweit ich weiß, zeigt der Duden nicht die ursprüngliche Semantik eines Begriffes, sondern die aktuelle Semantik… und die ist oft einfach nur umgangssprachlicher (absichtlich) verfälschter Bullshit. Der Duden ist kein Lexikon, sondern ein Nachschlagewerk für Rechtschreibung, mit rudimentären Anleihen eines Thesaurus.

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