Anderer Ausdruck für Waffenhersteller, daher ein Euphemismus. Dazu ein Zitat aus dem Buch „Das Hohe Haus“ von Roger Willemsen, in dem er beschreibt, was und wie im Bundestag debattiert wird:
„Heute steht Deutschland bei den internationalen Rüstungsexporten an dritter Stelle, und man kann sich von außen kaum vorstellen, wie schlicht die Argumentation ist, die das rechtfertigt. Joachim Pfeiffer (CDU/CSU) sagt: ,Ich halte dies alles überhaupt nicht für verwerflich. Ganz im Gegenteil: Ich bin stolz auf das, was die 80.000 hochqualifizierten Arbeitskräfte, die in der → Verteidigungs- und Sicherheitsindustrie in Deutschland unmittelbar beschäftigt sind, zustande bringen.‘
Offenbar kann die Rüstungsindustrie nicht als das benannt werden, was sie ist, sondern sie zieht Beschönigungen an, die sie zur moralischen Feuerwehr stilisieren durch Rennen, Retten, Löschen: ,Diese Rüstungsexporte tragen nämlich auch zur Friedenssicherung und zum Schutz der Menschenrechte auf dieser Welt bei.‘ Das ist der Pegelstand parlamentarischer Schamlosigkeit: Dass Rüstungsexporte der Erhaltung der Menschenrechte dienen sollen, bestätigt jeden, der dem Parlament Skrupellosigkeit in Rüstungsfragen vorwirft. (…) Der entlarvenden Debatte, die mit unverhohlen heuchlerischen Argumenten geführt wird, stellt sich auch heute kein Mitglied der Bundesregierung. Den Rest des Schweigens sichern Geheimhaltungsauflagen.“
Siehe auch → Sicherheitsforschung, → Sicherheitszone.
Die Begriffe Verteidigungsindustrie und Sicherheitsindustrie sind passender als Waffenhersteller. Manche Hersteller in diesen Industrien produzieren überhaupt keine Waffen, sie stellen bspw. Simulatoren, Fallschirme oder Transporthubschrauber her.
Wenn man Verteidigungsindustrie und Sicherheitsindustrie als Euphemismus bezeichnet, sollte man bei der obigen Verwendung von Waffenherstellern von einem Dysphemismus sprechen.
Naja, der Großteil der deutschen Rüstungsexporte, um die es hier geht, sind Panzer, Schützenpanzer, U-Boote, G3-Gewehre und ähnliche Dinge, die schwerlich unter “keine Waffen” fallen. Ja, Deutschland exportiert auch ein paar Fallschirme und äh, Zünder und Raketenantriebe, aber die machen in der Summe nicht so viel aus, fürchte ich.
lg
k
Naja, „Rüstungsindustrie“ selbst ist ein Euphemismus. Ritterrüstungen sind schließlich defensiv und schützen davor aufgeschlitzt oder aufgespießt zu werden. Sicherlich wird „Auf“- und „Abrüsten“ rein militärisch verstanden, aber „gerüstet“ zu sein, ist generell nicht schlecht.
Der „Panzer“ scheint aus dem selben Umfeld zu kommen.
Dann ist es ja nicht mehr weit, die “Sicherheitsbehörden” Polizei, Verfassungschutz, Geheimdienste und Bundeswehr zusammenzulegen. Häufig wird bereits dieser Begriff “S.-Behörden” verwendet, mit der vorgeschriebenen Gewaltenteilung ist es dann auch nicht weit her. Insbesondere dann, wenn wie jetzt die Kräfte fünfer Bundesländer (unter Führung von Sachsen) die “Kompetenzen bündeln wollen”.
Pispers, der Sprachakrobat hat das Konzept im Kontext der tüchtigen rüstigen Industrie schon mal erklärt :o)
https://www.youtube.com/watch?v=Aokec4n1OJ8
@Bernard: “Dann ist es ja nicht mehr weit, die “Sicherheitsbehörden” Polizei, Verfassungschutz, Geheimdienste und Bundeswehr zusammenzulegen.” Zum Beispiel auf spanisch heisst es allumfassend “las fuerzas y órganos de seguridad del Estado”. So kommt zusammen, was zusammen gehört. Wenigstens sprachlich, verwaltungstechnisch sind sie noch formal getrennt.
Ist “Rüstungsindustrie” nicht schon ein – etwas älterer – Euphemismus? “Rüstung-” (also bessere Verteidigung) klang früher vielleicht einmal besser als “Waffen-” (Angriff). Wie soviele Euphemismen inzwischen abgenutzt, weshalb auch er (Verzeihung!) aufgerüstet werden muß.
Wie wäre es mit” Kausal unabhängige Deeskalations und Konflikt Industrie”?! Kuduki hört sich niedlich an, oder; )
Als Maskottchen ein Guerteltier. ..