Verwahrung

Eine der schlimmsten Strafen, die Menschen kennen, ist der Verlust der Freiheit. Jene, die es betrifft, finden daher durchaus drastische Worte dafür und nennen das Phänomen Knast, Bunker, Karzer, Kerker. Jene, die die Strafen verhängen, sind dagegen eher interessiert, das Ganze für den Rest der Welt ein wenig zu beschönigen. Wodurch sie aber – wie so oft – der Wahrheit näher kommen, als ihnen lieb sein kann. So auch mit der V. Das Wort kommt harmlos daher, beschreibt es doch vor allem das „Sichern von Dingen“, die man nicht verlieren will. Was ja nicht schlecht ist. Menschen jedoch werden damit verdinglicht (das Gegenteil von Personifizierung). Vor allem aber wird verschleiert, dass die Verurteilung zum Freiheitsentzug sich ins Endlose dehnt, tritt sie doch erst nach Ablauf der eigentlichen Strafe ein.

Besonders perfide ist die Sicherungs-V., denn bei ihr wird gesichert und verwahrt, was gleich zwei Mal eine solche Verdinglichung darstellt, denn nur Gegenstände können gesichert werden. Darüberhinaus ist der Begriff ein Pleonasmus, weil V. schon eine Sicherung ist.

Nicht, dass wir eine bessere Idee hätten, wie mit Straftätern umzugehen wäre, die nicht anders können oder wollen. Aber wenn auch der Staat das schon nicht weiß, dann sollte er nicht noch versuchen, das Problem mit beruhigenden Begriffen zu verkaufen.

Übrigens, aber das nur nebenbei, wurde die V. einst tatsächlich mit Bezug auf Personen verwendet. Dann aber hatte sie die Bedeutung ‚(ver-) pflegen‘ oder ‚für etwas sorgen‘ und meinte nicht ‚auf unbestimmte Zeit wegsperren‘.

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17 Kommentare

  1. Unter Sicherung verstehe ich gemeinhin das Eliminieren von Ungemach oder gar Gefahr.

    Sicherheitsverwahrung kenne ich in Bezug auf suizidgefährdete Menschen.
    Das hat so was von Gummizelle und Zwangsjacke.

    2004 oder 05 bemerkte ich erstmals in Berichten über den Kannibalen Prozess das Wort Sicherheitsverwahrung (Der Kannibale von Rotenburg).

    Und die Frage war und bleibt: was macht man sinnvollerweise mit einem deutschen Menschenfresser.

  2. Guter Hinweis der Verdinglichung von Menschen.

    Im Krieg wird dies ohnehin eingesetzt z. B. in Form von Kollateralschäden.
    Wenn die abnehmende Transparenz, Vereinfachung bzw. eindimensionale Erklärungen(z.B..wegen der hohen Arbeitslosigkeit ist der Grund des Aufbegehrens der Bürger ) gegenüber den Bürgern so weitergeht wird diese Verdinglichung und somit auch das verhindern von differenzierten Mitdenken der Bevölkerung gefördert in der Sprache der Regierung, bin ich der Überzeugung.

    Denn damit können sie verschleiern für welche menschenverachtenden Entscheidungen sie noch verantwortlich sind.
    Vereinfachung der Erklärung und ebenso der Verdinglichung werden sicher Hand in Hand weiterziehen.

    Der Sarrazin ist da ein gutes Beispiel für undifferenzierte Darstellungen und ebenso der sogenannten Verdinglichung eingebettet in Statistiken, wie ich finde.
    Warum wurde er medial so sehr unterstützt und gehypt.
    Super Ablenkungsmanöver und Experiment der Politik??
    Erinnert mich an “die Welle ”
    Mal sehń ! Wieviel lassen sich einlullen von so einem faschistoiden Geschwafel ?
    OHH, er könnte glatt ne eigene Partei gründen.

    Naja, und das Schlimme ist Verdinglichung und Vereinfachung schleicht sich ein und kaum jemanden wird dies bewusst.
    Darum finde ich euren Blog ja auch so toll und wichtig.

  3. Es braucht keine Sicherungsverwahrung, wenn “lebenslängliche Freiheitsstrafe“ das wäre, was der Begriff vermuten lässt.
    Gleich mal nachschauen, ob es zur lebenslänglichen Freiheitsstrafe auch einen Artikel gibt…

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