Man kann jemandem vertrauen – oder eben nicht. Zwischenstufen, etwa halbes Vertrauen, ein bisschen Vertrauen oder ziemlich viel Vertrauen sind kaum denkbar. Dass Vertrauen immer vollständig ist, kommt schon durch die Wortbildung zum Ausdruck, denn etymologisch ist vertrauen ein vollständiges trauen und zwar nach lateinischem Vorbild, wo confidere eben ein vollständiges fidere (‚(ver-) trauen, glauben‘) ist. Aber die Neigung von Politikern zur Übertreibung beziehungsweise zur Hyperbel kann sogar die Vollständigkeit noch vervollständigen. So wurde aus Vertrauen volles Vertrauen und aus vollem Vertrauen wie gerade mal wieder bei der Bundeskanzlerin vollstes Vertrauen. Mehr geht nun wirklich nicht! Gerade die Übertreibung weckt allerdings Zweifel daran, ob es überhaupt weit her ist mit dem Vertrauen – das übrigens mit dem Konzept der Treue wortgeschichtlich zusammenhängt. Jedenfalls ist mit dem Superlativ das Ende erreicht: Wenn ein Politiker sich genötigt fühlt, einem anderen vollstes V. zu schenken, kann danach nur noch der Absturz kommen. Merke: Wer den Gipfel erreicht hat, dem bleibt nur noch der Weg nach unten.
Mit Dank an Sascha L. für die Inspiration.
Christoph Kappes schrieb:
“… denn Vertrauen ist nur eine Erwartung in Bezug auf künftiges Verhalten einer anderen Person.”
Vor allem die Erfahrung(en) mit vorangegangenem Verhalten einer anderen Person machen Vertrauen aus. Im Sozialen. Wie sozial ist aber das Agieren in der Politik? Gewählte Politiker, die was miteinander machen (müssen)? Wer hat da nicht lieber vollstes Vertrauen darin, dass das was wird.
Einem GPG-Schlüssel kann man aber auch gering, voll oder sogar absolut vertrauen!
… und jetzt kommst du! ;-)
Mal ganz davon abgesehen:
Ist der Begriff “Vertrauen” im Zusammenhang mit Politikern nicht sowieso “völligst” unangebracht?
Euer Volk verlangt nach Neusprechfunk!
Ich habe größtmöglichstes Vertrauen in eure Fähigkeit eine noch superlativere Form zu vollstem Vertrauen zu entdecken.
Man könnte natürlich noch das „allervollste Vertrauen“ aussprechen. Aber das ist dann schon was für (progressiv) Fortgeschrittene.
Ach Mist, hat schon wer gesagt.
Bald werden diese Drecksäcke einfach nur noch in die Kameras lächeln und schweigen… Im Grunde machen sie ja jetzt schon nichts anderes mehr, nur dass sie noch gelegentlich ihre verlogenen Sprechblasen entleeren, um den Souverän, uns Bürger, zu verhöhnen… Neo-Liberalismus at its best.
Der Satz “Dem vertraue ich nur soweit ich ihn schmeissen kann” kommt ja nicht von ungefähr. Daher denke ich, ihr seid auf dem Holzweg mit diesem Beitrag.
Ich kann kontextabhängig jemandem vertrauen, z.b. daß er gut Auto fährt, aber schlecht auf mein Kind aufpassen kann. Da es sich um die gleiche Person handelt, ist Vertrauen also niemals absolut, womit Eure These wohl wiederlegt ist.
Nochwas :
“Einstellungen > Safari” gibt es hier nicht. Da Ihr aber Sprachnerds seid und keine Computernerds, seih Euch das verziehen, wenn Ihr Euren neuen “Ich habe kein Javascript an” Hinweis mal umschreibt :)
Wie wäre es mit ‘Leeres Vertrauen’ als Gegenwort?