Ohne Weichen und Nebengleise ist es für Züge schwierig, sich zu überholen. Und so kommt es auch im Schienenverkehr zu Staus. Wenn ein Zug dann im Stau steht, muss das den Fahrgästen natürlich schonend beigebracht werden. Früher war dann in den Durchsagen die Rede von „Verzögerungen im Betriebsablauf“. Das passt zwar oft, ist aber wenig informativ, denn die Verzögerung bemerken die Reisenden problemlos selbst. Die pleonastische Pluralform soll dabei trotz der Inhaltsaleere noch weiter abschwächend wirken (siehe auch →geänderte Fahrzeiten). Das von der Bahn erbetene Verständnis kann aber nur durch weitere Erklärungen hergestellt werden. So wird bei einem solchen Zugstau gern davon gesprochen, dass das vorausliegende Gleis durch einen anderen Zug belegt sei. Positiver klingt es allerdings, wenn in diesem Zusammenhang von einer hohen Z. die Rede ist – viele Züge auf wenig Raum also. Damit aber werden falsche Hoffnungen geweckt. Denn eigentlich sollte eine hohe Z. ja dazu führen, dass die Fahrgäste an den Bahnhöfen nicht lange warten müssen, weil viele Züge schnell aufeinander folgen. Hier jedoch geschieht das Gegenteil. Die Fahrgäste kommen nur langsam oder gar nicht mehr voran, weil dicht vor dem Zug ein anderer fährt oder – oft genug – steht. Ein klassischer Euphemismus somit.