Geldgeber

Geben ist eine einseitige Handlung, sie erwartet keine Gegenleistung, zumindest keine materielle. Nicht umsonst steht in der Apostelgeschichte der Bibel: „Geben ist seliger denn Nehmen.“ Alles, was der Geber erhält, ist die Freude daran, einem anderen geholfen zu haben. Der oder die G. jedoch geben sich mit dieser Freude nicht zufrieden. Sie geben ihr Geld nur an arme Regierungen her, wenn sie anschließend dafür noch mehr Geld von ihnen zurückbekommen – als Zinsen. Sie geben das Geld also nicht, sie verleihen es in Form von Krediten. G. ist ein Euphemismus, eine Beschönigung, die andeuten soll, dass hier jemand beschenkt wird. Dabei bekommt der bereits heftig verschuldete Nehmer in dieser Beziehung nur neue Schulden. Der Ausdruck wird sicher oft aus Gedankenlosigkeit verwendet – weil ein Synonym für „Bank“ gesucht ist oder ein Sammelbegriff für all die Organisationen und Gruppen, die an den Problemen in Griechenland beteiligt sind. Doch damit entsteht eine hinterhältige Verschleierung. Sie verbirgt nicht nur die Kredite, sondern auch die Namen derjenigen, die von diesen Krediten profitieren. Das lässt sich sogar noch steigern. Kapitalgeber entfernt sich mit dem Synonym für Vermögen noch ein Stück weiter von der wahren Handlung und der Tatsache, dass es hier ums Geldverdienen geht. Siehe auch → Geld, frisches und → Rekapitalisierung.

Mit herzlichem Dank an Frerk M.

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9 Kommentare

  1. Die sogenannten Geldgeber sollten wir Geldverleiher nennen. Das wäre wahrlich passender. In der Geschichte ist oft von Geldverleihern die Rede – man hat sie früher wohl so genannt. Verleihen sie Geld zu zu hohen Zinsen, spricht das deutsche Recht, freilich innerhalb seines räumlichen Geltungsbereichs, von Wucher: http://www.gesetze-im-internet.de/bgb/__138.html ‘Wucher international’ zu googeln bringt dagegen ein so nichtssagendes Ergebnis wie ‘Wucher zwischenstaatlich’.

  2. Ergänzend kann man noch sagen, der Begriff ‘Kreditgeber’ wäre alternativ zu Geldverleiher auch in Ordnung. Dieses Nomen setzt sich aus zweien zusammen, die einander relativieren. Der Geber erscheint mit dem Kredit voran nicht als Wohltäter.

  3. “Geben ist eine einseitige Handlung, sie erwartet keine Gegenleistung”

    Das ist falsch. Das Geben kann eine Gegenleistung beinhalten oder auch nicht. Geben bedeutet einfach, das etwas vom einem zum anderen überreicht und dann angenommen wird. Warum, wieso, weshalb ist dabei uninteressant.

    Zwar ist Geldverleiher vielleicht ein treffenderer Begriff, falsch ist Geldgeber deshalb nicht.

    “Doch damit entsteht eine hinterhältige Verschleierung. Sie verbirgt nicht nur die Kredite, sondern auch die Namen derjenigen, die von diesen Krediten profitieren.”

    Die Geld-/Kreditgeber profitieren also, wo Griechenland ja so toll Zinsen und Tilgung zahlt? Das ist absurd.

    Ich finde Kritik an Euphemismen sinnvoll, aber hier im Blog habe ich einfach zu häufig den Eindruck, dass dies nur beim gegnerischen politischen Lager kritisiert wird. Passt es ins eigene Weltbild, hat man keine Scheu selbst Neusprech zu betreiben, einseitig zu argumentieren und abwegige Definitionen zu benutzen.

  4. Huh? Ich war mir fast sicher, dass es dieses Wort hier schon gab. Sonst hätte ich das schon längst mal eingeschickt.

  5. Sehr geehrter Hapi,

    genau! Das Wort “geben” beschreibt nur den Vorgang des Überreichens. Bei dem “Geldgeben” aber geht es gerade nicht darum, etwas nur zu übergeben, da es sich eindeutig um Kredite handelt. Für die Griechenland sehr wohl Zinsen zahlt. Glauben Sie nicht? Lesen Sie selbst: http://www.wallstreet-online.de/nachricht/7862574-roundup-iwf-griechenland-zinsen-fristgemaess-gezahlt
    Ich habe daher leider das Gefühl, dass Sie ein wenig einseitig und ideologisch argumentieren.

    Beste Grüße
    Kai Biermann

  6. Einspruch, Frau/Herr Hapi.

    Das Problem beim “Geldgeber” ist in der Tat nicht der sachenrechtliche Vorgang, dass der Geldgeber einem anderen Geld überweist, persönlich überreicht oder wie auch immer “übergibt”. Es sei denn, es wäre zum Beispiel Falschgeld.

    Die Kritikwürdigkeit daran betrifft allein den schuldrechtlichen Aspekt des Geldgebens. Die allermeisten “Geldgeber” erwarten nämlich in unserer real existierenden Marktwirtschaft tatsächlich eine Gegenleistung und zwar die Rückzahlung des Kreditbetrages und zusätzlich Zinsen und zwar möglichst hohe Zinsen. In der Regel werden diese Konditionen zu Beweiszwecken sogar schriftlich fixiert. In den meisten Fällen gibt der Geber das Geld auch nur dann, wenn der Empfänger bestimmte Sicherheiten bietet, die das Ausfallrisiko abdecken.

    Es mag sein, dass Sie, Frau/Herr Hapi, zu den ganz besonderen Ausnahmen gehören und bereits bei der Übergabe des Geldes auf diese Forderung verzichten. Geldgeber, die aber apriori auf diesen Anspruch verzichten würden, wären keine Kreditgeber und auch keine Geldverleiher. Das wären dann tatsächlich Geldschenker.

    Wenn ich einem Obdachlosen auf der Straße einen Euro “gebe”, dann erwarte ich nicht, dass er mir den Betrag nach einem Jahr mit 10 Cent Zinsen zurückgibt. Und ich erwarte auch nicht, dass er mir dafür bei Gelegenheit meine Garage aufräumt oder meine Fingernägel schneidet. Und Sicherheiten habe ich bislang auch noch nicht verlangt, geschweige denn einen Kreditvertrag.

    Wenn ein Häuslebauer zur Bank geht und die Bank dem Häuslebauer einen Geldbetrag für den Erwerb einer Immobilie “gibt”, dann ist mir in der realen kapitalistischen Welt keine Bank bekannt, die dem Häuslebauer dieses Geld schenkt. Falls Sie, liebe Frau/ lieber Herr Hapi, eine solche Bank kennen sollten, ich hätte möglicherweise Interesse an einer größeren Geldübergabe ohne Tilgung und ohne Zinszahlungen.

    Ich finde berechtigte und begründete Kritik an der Kritik sinnvoll, aber ich habe allzu häufig den Eindruck, dass viele Kritiker aus einem bestimmten politischen Lager nicht einmal den elementaren Unterschied zwischen Kreditvergabe und Schenkung kennen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Ihr Inkassounternehmen
    Profit, Zinsen & Rendite GmbH

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