Temposünder

Sünden sind schlimm, aber strafrechtlich nicht weiter von Belang, im Strafgesetzbuch taucht der Begriff nicht auf. Weswegen Sünden im heutigen Sprachverständnis längst nicht mehr so schwer wiegen wie einst. In der Folge wirken Verfehlungen, die als Sünde bezeichnet werden, harmloser als andere Taten. Das zeigt sich am Steuersünder, aber auch am T. Die Strafen für überhöhte Geschwindigkeit sind in den vergangenen Jahren gestiegen, zuletzt wurden zwei Raser sogar erstmals wegen Mordes angeklagt, in einem anderen Fall bestätigte auch der Bundesgerichtshof eine solche Verurteilung. Offensichtlich ändert sich die gesellschaftliche Haltung gegenüber diesem Delikt. Der seit langer Zeit übliche Ausdruck T. passt dazu irgendwie nicht mehr. Andererseits werden die allermeisten Geschwindigkeitsüberschreitungen in Deutschland noch immer sehr viel milder bestraft als in anderen europäischen Ländern. Es drängt sich der Gedanke auf, dass die Wortwahl bei der Beschreibung der Täter etwas damit zu tun haben könnte.

Mit Dank an Frerk M. für den Vorschlag.

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1 Kommentar

  1. Wichtig ist noch die Bedeutung, die wir dem Begriff als nun mal christlich geprägte Gesellschaft zuordnen. Sünden sind etwas, das jeder begeht (“Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein”) und das einem aber auch vergeben werden kann, wenn man Reue zeigt.
    Damit verbietet es sich, zu hart über einen Raser zu urteilen, denn er ist ja nur ein armer Sünder wie wir alle.

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