Luftschlag

In der ursprünglichen Bedeutung ein wirkungsloser Hieb ins Leere. Seit den neunziger Jahren jedoch ein von Politik und Medien gern verwendeter Euphemismus für Angriffe aus der Luft. Klingt dementsprechend ungefährlich, umschreibt aber das massenhafte Abwerfen von Bomben und Marschflugkörpern Raketen auf ganze Länder und damit den Tod vieler Menschen. Der L. kam während des Krieges in Jugoslawien in Mode. Damals warfen teilweise mehr als eintausend Flugzeuge der Nato Bomben ab und töteten schätzungsweise 3.500 Menschen. In der deutschen Öffentlichkeit war das seltsamerweise irgendwie unpopulär, sodass Bundeskanzler Gerhard Schröder und andere Politiker lieber von L. redeten als von Angriff oder Bombardement. Seit dem wird der Ausdruck immer wieder benutzt, um kriegerische Handlungen weniger brutal erscheinen zu lassen. Um das noch weiter zu verschleiern, ist es durchaus üblich, die Attacke als begrenzten, gezielten oder gar chirurgischen L. zu bezeichnen und so zu suggerieren, dabei könne nicht das Geringste daneben gehen.

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15 Kommentare

  1. Ich finde es gefährlich, wenn der Aspekt des Tötens aus der Sprache über Krieg und Kampf verschwindet. Möglicherweise rühren daher unsere unterschiedlichen Argumente?

    Beste Grüße
    Kai Biermann

  2. wieso “töten”?
    heißt das nicht mehr “(irreguläre) Weichziele abstellen” oder ähnlicher menschenverachtender Schmonzens?

  3. > um kriegerische Handlungen weniger brutal erscheinen zu lassen.

    Da „SCHLAG“ eindeutig mit einem Aggressor in Verbindung steht und zugleich, zumindest in diesem Kontext, auf Gewalt hinweist, erscheint mir die Schlussfolgerung etwas dünn.

    Wesentlich spannender in diesem Zusammenhang ist der Begriff „Operation“, der tatsächlich einen militärischen Eingriff weniger brutal klingen lässt.

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