Transitzone

Als Transit wird die Durchquerung eines Landes bezeichnet, wenn sich ein Reisender dort nicht länger als nötig aufhalten will. Dafür gibt es manchmal eine spezielle Erlaubnis, das Transitvisum. Manchmal wird die Durchreise auch einfach geduldet, weil davon auszugehen ist, dass die Reisenden kein Interesse haben, an dem jeweiligen Ort zu verweilen. Beispielsweise an Flughäfen oder Häfen, wo für umsteigende Reisende besondere Bereiche eingerichtet sind, T-n. eben. Transit bedeutet ‚Übergang, Übertritt‘. Bei der T., die gerade die CSU fordert, geht es jedoch um etwas anderes: Hier soll der Grenzübertritt verhindert werden. Es handelt sich um ein Lager, in dem Menschen am Transit gehindert werden sollen. Insofern ist die T. das Gegenteil von dem, was sie behauptet zu sein. Auch das zweite Kompositionsglied Zone ist eine Lüge: Zonen sind großzügige Unterteilungen von Räumen oder Gebieten (eigentlich bedeutet Zone auf Griechisch ‚Gürtel‘). Die CSU aber will Menschen außerhalb des Landes, in das sie einreisen wollen, auf engstem Raum zusammenpferchen, um sie daran zu hindern, das gewünschte Land zu erreichen. Ihr Wunsch soll in der T. geprüft werden, um ihn so schnell wie möglich abzulehnen und sie zurückzuschicken. Es müsste also richtigerweise von Aussperrgefängnis gesprochen werden. Da die Idee so unfreundlich – und übrigens wohl auch illegal ist, werden von den Befürwortern immer wieder neue Euphemismen dafür gesucht. Vor kurzem hieß die T. noch → Aufnahmezentrum.

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8 Kommentare

  1. Aussperrgefängnis ist ein Dysphemismus. Aus einem Gefängnis kann man nicht raus. Aus dieser “Transitzone” kommt man ja wieder raus, wenn man den Einreisewunsch aufgibt.
    Diese Auffanglager für Asylsuchende während der Erstprüfung lassen sich leider nicht kurz und neutral beschreiben .

  2. @CH64: Dass man aus einem Gefängnis wieder herauskann, wenn man etwas aufgibt, kommt auch sonst vor: nämlich bei der Beugehaft. Analog handelt es sich hier um Aussperrhaft (auch so eine Art Beugehaft), und die dafür angelegten „Einrichtungen“ Aussperrgefängnisse zu nennen, ist wohl kaum übertrieben.

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