Es gibt gerade viel Streit im vereinigten Europa. Der eine oder andere Staat hat so hohe Schulden, dass kaum noch jemand daran glaubt, er könne sie zurückzahlen. Das macht einer Menge Politikern Angst. Sie wollen sich daher einen Rettungsschirm umschnallen. Der hat sogar eine eingebaute Schuldenbremse. Oder so ähnlich. Beide scheinen aber nicht so doll zu funktionieren, zumindest gibt es nun den Plan, die so mühsam zusammengklöppelte Europäische Union wieder zu zerlegen. Populisten fordern, Griechenland einige Staaten sollten aus der EU geschmissen werden. Beziehungsweise unterscheiden jene Politiker geflissentlich zwischen einem K. und den übrigen europäischen Ländern, die irgendwie nicht im gleichen Maß dazugehören. Es gibt noch andere schöne Wörter in diesem Zusammenhang, wie Fiskalunion, Stabilitätsunion oder Europa der zwei Geschwindigkeiten. Leider wird dabei jedes Mal vergessen zu sagen, wer denn nun dazu gehört und wer nicht. Das hat System. Denn das ganze Geschwurbel soll vor allem verschleiern, dass die, denen es besser geht, eine Mauer um sich bauen wollen. Europa soll gespalten werden in arm und reich. Die Armen wirft man dem Markt zum Fraß vor, die Reichen retten ihre Schätze. Nett ist das nicht. Die Erfinder des Begriffes K. haben dabei aber offensichtlich nicht bedacht, wie und wo dieses Europa mal anfing: in Griechenland nämlich. Eine phönizische Königstochter gelangte einst aus Nordafrika dorthin. Ihr Name leitet sich wahrscheinlich vom phönizischen Wort erob ab, das vermutlich mit Bezug auf ihre Hautfarbe ‚dunkel‘ bedeutet und dann auf griechisch zu Europa wurde (was so viel wie ‚weitsichtig‘ heißt). Damit befindet sich das K. ziemlich sicher in eben jenem Griechenland, das mancher Banker Politiker gerade gern los wäre. Besonders weitsichtig ist das nicht.
Nicht nur Kerneuropa, sondern auch Europa – in der Bedeutung, die unter Politikern und ihren Journalisten üblich ist – ist Neusprech.
Hier:
http://deutsche-sprak.blogspot.com/2011/03/europa-wachst.html
habe ich das begründet.
Wie es so schön heisst – Weitsicht ist für die Ermittlung meines Quartalsbonus irrelevant.
Die Gründungsmitglieder Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande deshalb als Kern zu bezeichnen, aus dem sich die EU als Organisation entwickelt hat, ist durchaus korrekt.
Diese Länder sind bis auf Italien den laut Autor “reichen Ländern, die eine Mauer um sich bauen wollen” zu zuordnen und stellen dort sogar die Mehrheit.
Dieser Artikel bedient sich der Stilmittel eines Lexikoneintrages und gaukelt dem Leser so Objektivität vor. Diese sollte dann auch gewahrt bleiben!
Es wäre schade wenn der Neusprechblog einen Artikel über sich selbst veröffentlichen müsste.
Die beschriebenen Wünsche, arme Staaten aus der Union auszuklammern, existiert tatsächlich in den Köpfen einiger Politiker. Und vielleicht benutzen diese auch den Begriff Kerneuropa. Der Begriff ist aber bereits etwas älter und wurde eingeführt, weil einige EU-Staaten weitere Integrationsschritte gehen wollten und andere nicht. Damit dadurch für die integrationswilligen weitere Schritte unmöglich sind, wurde diskutiert, weitere Schritte eben nur in einem Teil der EU-Staaten einzuführen und das wäre dann das Kerneuropa. Die hier aufgeführte Begriffsdefinition als Spakltung in arm und reich deckt daher nur partielle Neuinterpretationen und und ist daher aus meiner Sicht unvollständig.
Vielen Dank für die Kommentare, die die Geschichte des Begriffs verdeutlichen.
Im aktuellen politischen Diskurs wird der Begriff allerdings doch eher so gebraucht wie er hier dargelegt wird. Alle Länder die gerade nicht von den Agenturen herabgestuft wurden scheinen als K. zu gelten. Da liegt meiner meinung nach auch der Neusprech in diesem Fall.
Griechenlands Kernland erstreckte sich in klassischer Zeit auch über die heute türkische Mittelmeerküste. Die Ausdehnung unter Alexander dem Großen reichte sogar über Persien hinaus. Die orientalischen Einflüsse auf das klassische und moderne Griechenland sind enorm. Auch die neugriechische Sprache enthält wichtige Bestandteile des Arabischen und insbesondere des syrischen Dialekts.
Das wirft ein neues Licht auf die Einbeziehung der Türkei in die Europäische Union. Vielleicht ist die von Frankreich angestrebte “Mittelmeerunion” wichtiger als bisher angenommen.
Man sollte Historisches nicht mit Tagespolitischen verwechseln.
1. Die griechische Antike ist ein europäisches Erbe, welches sich besonders in Europa aber anderen Regionen der Welt verbreitet hat. Das heutige Griechenland hat aber sehr wenig mit dem Hellenismus der Antike zu tun. Der Verweis, dass die Wiege Europas in Griechenland liegt, ist Bezug für die heutige Diskussion irrelevant.
2. Europa hat nicht nur einen Ursprung. Es gibt auch den nordischen Geburtsort des Europas, wie wir es kennen. Beide Stränge fließen zusammen und vermischen sich.
3. Außerdem ist Europa ein historisches, politisches, kulturelles und religiöses Konstrukt. Was spricht gegen eine Neudefinition oder Weiterentwicklung des Konstruktes. Stillstand führt zu nichts.
4. Man muss zugeben, dass der Kerneuropagedanke an das Mitteleuropa, mit Ausnahme Frankreichs, vor 1918 erinnert. Eine sehr bedenkenswerte Tatsache.
5. Der Gedanke der Gründerväter der Europäischen Union war eine auf Wohlstand, Frieden und Transparenz geartetes Gebilde zu schaffen. Darüber hinaus sollte dieses Gebilde als ein Verbund von demokratischen, Rechtsstaaten fungieren, der einen Schutzwall gegen die Sowjetunion und andere Formen der Despotie bildete. Despotische Regime beruhen immer auf einer gewissen Klientelpolitik, welche man Korruption nennen darf. Korruption tritt immer in zwei Grundformen auf. Die Idealtypen sind die materielle und die moralische Korruption. Beide gehen Hand in Hand einher. Die moralische Korruption zersetzt die Grundfesten der Gesellschaft. Sie erodiert das politische System, untergräbt die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft, entmündigt den Rechtsstaat, zerstört das Bildungssystem und sorgt für einen allgemeinen Verfall der Gesellschaft. Korruption und Betrug sind eine Gefahr für die Europäische Union. Dies sind und waren keine europäischen Werte. Augenscheinlich herrschen besonders in den südlichen Ländern der Europäischen Union Klientelpolitik und die damit einhergehende Korruption. Ich spreche ausschließlich von südlichen Ländern und nicht von armen Ländern, wie zum Beispiel der Slowakei, deren Lebensstandard weit unter dem von Griechenland liegt. Sich vor den durch Korruption durchsetzten Ländern zu schützen, ist angebracht. Andere Saaten, die sich nicht an die demokratischen und rechtstaatlichen Regeln halten, muss man sanktionieren oder ausschließen. Ob es dann zum tatsächlichen Ausschluss kommt oder eine andersgeartete Integration hervorruft, sei dahingestellt. Die Diskussionen der Kerneuropaidee und des Konstrukts des Europas der zwei Geschwindigkeiten sind Antworten auf die Integrationsunfähigkeit oder –unwilligkeit verschiedener europäischer Staaten. Einzig und allein geht es den „Kerneuropäern“ darum die demokratischen Werte zu schützen, die Europa ausmachen. Dazu gehören die Bekämpfung von Vertragsbrüchen, Korruption, Demokratiedefiziten und totalitären politischen Tendenzen. Davon sollte weder Deutschland noch die Europäischen Union und deren Organe, welche meines Erachtens nicht unbedingt den politischen Willen der Europäer widerspiegeln ausgenommen werden. Würde man die Bevölkerungen der EU-Staaten zur weiteren Integration befragen oder diese zur Wahl stellen und dabei die tatsächlichen Mehrheiten betrachten, würden einige südliche Länder schon längst sanktioniert worden sein. Wieder meine ich nicht die ärmeren Länder der, wie die Slowakei, Estland, Litauen und Lettland. Leider hat die Europäischen Union ein Demokratiedefizit, welches die Brüssler Bürokraten nicht so schnell beheben werden. Letztendlich ist dieses Demokratiedefizit der Schlüssel zur weiteren Entwicklung Europas. Nicht die ökonomisch schwachen oder korrupten Unionsstaaten sind das Problem, letztere Länder werden über kurz oder lang aus der Eurozone ausgeschlossen aber in der Union bleiben, das sollte jedem klar sein. Das Problem liegt im Demokratiedefizit der Union. Wird dieses nicht behoben, endet der europäische Gedanke, wie Griechenland.
So ganz richtig bzw. vollstaendig ist die Erklaerung nicht: Eine beachtliche Anzahl von Hochschulprofessoren und darunter ein bemerkenswert hoher Anteil Volkswirtschaftler, darunter solche, beinahe schon prominenten Leute, wie Joachim Starbatty und Wilhelm Hankel, ebenfalls fuer eine solche ‘Fiskalunion’ einsetzen – uebrigens mit manchmal sogar erfolgreichen juristischen Mitteln; so ist es auf deren Verfassungsbeschwerde, bzw. die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes dazu zurueckzufuehren, dass Merkel nun konsequent gegen die Eurobonds sein muss. Das Gericht hatte zwar die Beschwerde, die im Kern gegen die Griechenlandhilfe gerichtet war, zurueckgewiesen, jedoch eindeutig angemerkt, dass daruebergehende Massnahmen nicht mehr der Verfassung entspraechen, wie bei den gemeinsamen Staatsanleihen aller Euro-Laender gegeben- die Eurobonds.
Es gibt gute volkswirtschaftliche Gruende dafuer, ein ‘Europa der zwei Geschwindigkeiten’ zu versuchen, wie es in Frankreich genannt wird; in Wirklichkait gab es naemlich gute Gruende fuer die von Theo Waigel vehement und damals tatsaechlich auch schon als ‘alternativlos’ (hier allerdings im echten Wortsinn und richtigerweise) geforderten Konvergenz- oder Stabilitaetskriterien. Echte Experten haben schon 1995, als der Masstricht-Vertag unterschrieben wurde, auf genau dieses hingewiesen (da sollte die Waehrung noch ‘ECU’ heissen), dass es so kommen wird wie es gekommen ist: Man hat nicht so, wie es festgelegt war, seine ‘Hausaufgaben gemacht’ , naemlich den Staatshaushalt ins Gleichgewicht gebracht hat (3% Inflation bei 5% Wachstum und maximale Staatsverschuldung von 60%- ganz einfach weil 3% sechzig Prozent von 5% sind), BEVOR man den EURO einfuehrte und hinterher hatten diese Laender keinen Grund mehr, ordentlich zu wirtschaften. Da hat man, auf deutsch gesagt, ‘Ein Fass aufgemacht und sozusagen anschreiben lassen und nun wurde die Kreditkarte oder das Bargeld faellig. Es ist doch Augenwischerei zu behaupten, ‘Man habe nur gebuergt’- das weiss der Volksmund besser: ‘Wer buergt, wird auch gewuergt’. Das angenommen Wachstum von 10%, das Griechenland erreichen muesste, um Schulden zurueckzahlen zu muessen, ist doch Unsinn, angesichts von Kapitalflucht, steigender Arbeitslosigkeit und Massenentlassungn und Sparmassnahmen im Staatssektor – voellig illusorisch – das ist keine Prophezeihung, sondern Mathematik bzw. Volkswirtschaft, zwei Faecher, in denen sich die wenigsten unserer Politiker auskennen.
Anschliesend hat man dem Stabilitaetspakt die Zaehne gezogen, indem man die illusorisch hohen Strafzahlungen gegen die Laender, welche die Stabiliaetskriterien nicht erfuellten, durch den sogenannten Stabilitaetsmechanismus ersetzt hat. Das bedeutet naemlich, dass die Finanzminister der anderen EU-Laender darueber befinden, ob das Schuldenmachen eines Mitgliedes schon als exzessiv eingestuft werden muss und wenn man sich vorstellt, dass kleine (bzw. potentielle) Suender ueber grosse Suender zu richten haben, dann wird das Urteil relativ milde ausfaellen. Griechenland hat seit der EURO-Einfuehrung noch nie die Stabilitaetskriterien eingehalten und wurde nicht einmal (woertlich) ermahnt. Dass Europa auseinanderbricht, wenn man den EURO auf die sechs Kernlaender, die die Stabilitaetskriterien weitestgehend erfuellen, beschraenkt wird, sind doch nur politische Redensweisen – leere Worte mit bekannt kurzer Halbwertzeit. Man ist in Europa politisch berets weit genug, dass beinahe alles andere erhalten bleiben koennte und auch wuerde. Ausserdem waere dieser EURO dann auch endlich stabil und koennte und wuerde den Dollar als internationale Leitwaehrung automatisch abloesen und (wie uebriges viele Laender schon vor dem EURO ihre Waehrungen stabil zur D-Mark hielten- aus gutem Grund und aus duraus eigenem Interesse, das hier nicht weiter erlaeutert werden soll) die uebrigen Laender haetten Anreize, die zum Wachstum und zu mehr Stabilitaet in den Haushalten fuehren wuerde. Man hilft einem Schuldner nicht, wenn man ihm Geld gibt, das er seinen Glaeubigern zahlt; so hilft man dem Glaeubiger- das ist interessanterweise die Bank ‘Goldman Sachs’. Und es kommen interessanterweise diese einflussreichen Leute alle von ‘Goldman Sachs’: Loucas Papandremos, Griechenland, Mario Monti, Italien, die and er Regierung sind oder waren, an der Spitze der EZB Mario Draghi und in Deutschland Otmar Issing usw. Leute auf wichtigen und einflussreichen Poestchen- Peter Sutherland in England, Antonio Borges in Frankreich Wer hatte das noch mit Heuschrecken oder mit Kraken verglichen? Ach ja – der Muentefering sagte das erstere. Das ist vergleichsweise harmlos, fuer den Schaden, den wir noch garncht so fuehlen, aber der laut Frank Schirrmacher ‘wohl sicherlich groesser ist und weitreichendere Konsequenzen haben wird, als wir uns das im Moment vorstellen koennen’. Was soll am Schluss kommen? Rilke hat geschrieben: ‘Armut ist ein grosser Glanz aus Innen’ – und Adorno: ‘Die vollends aufgeklaerte Erde erstrahlt im Zeichen triumphalen Unheils’- besser gngs nicht, aber wenigstens sind bei den ganzen Unwortschoepfungen der Hirnzwerge der Mehrheit der Deutschen Politiker auch ein paar wirklich gebildete Leute zu Wort gekommen…