Massiv ist vor allem im Zusammenhang mit eben jenen B. ein in der Politik gern genutztes Synonym für stark oder heftig. Durch seine massive Verwendung verliert es allerdings an Expressivität und muss, soll es weiter für Aufmerksamkeit sorgen, gesteigert werden. Wenn massive B. also niemanden mehr beeindrucken, dann haben Politiker eben massivste B. gegen einen Vorschlag – eine sprachlich unmögliche Steigerung, eine sogenannte Hyperbel. Siehe auch → Kriminalität, schwerste. Denn massiv stammt vom französischen massif ab und bedeutet ‚dicht, voll‘. Ein Gegenstand ist aus massivem Gold, wenn er durch und durch aus diesem Metall besteht. Mehr geht nicht. Trotzdem ist dieser sprachliche Unsinn immer zu hören, wenn jemand seine angeblichen Zweifel an einer Sache betonen will. Allerdings sind diese Zweifel nie groß genug, als dass der oder die Betreffende im Parlament dann auch gegen den zur Diskussion stehenden Vorschlag stimmen würde. Weswegen sie offensichtlich das Bedürfnis haben, zumindest sprachlich darauf hinzuweisen, dass ihnen die Zustimmung schwer fiel. Umgangssprachlich heißt das Phänomen auch „die Faust in der Tasche“. Siehe auch → Vertrauen, vollstes.
Dieser Text erschien zuerst in unserem Buch „Sprachlügen: Unworte und Neusprech von ,Atomruine‘ bis ,zeitnah‘“