Glaubt man der Bundeskanzlerin, dann ist derzeit eine Menge a.: das Finanzmarktstabilisierungsgesetz, das Sparprogramm des griechischen Staates, der Einsatz Krieg in Afghanistan, die NATO. Das Wort ist schwer in Mode. Schaut her, soll es ausdrücken, wir müssen das tun, wir können nicht anders, also hört auf zu jammern. Das kommt daher als eine, wie es hier so treffend heißt, “Politik des übergesetzlichen Notstandes”, oder auch als “Eingeständnis der Hilflosigkeit”. Aber stimmt das? Eher nicht, wie die dabei gern verwendete alternativlose Entscheidung zeigt: Die nämlich ist ein Oxymoron, eine Verknüpfung von Dingen, die sich widersprechen. Wäre die Situation ohne Alternative, also Wahlmöglichkeit, gäbe es nichts zu entscheiden. Gibt es aber eine Alternative und sei es nur die, das Gesetz/die Maßnahme/den Krieg eben sein zu lassen, steht auch eine bewusst getroffene Entscheidung dahinter. Wäre Politik also tatsächlich a., bräuchte es keine Politiker. Was zeigt, dass der Begriff auf keinen Fall hilflos ist. Er ist vielmehr eine glatte Lüge.
Nachtrag: Im Januar 2011 wurde alternativlos zum Unwort des Jahres 2010 gewählt.
Noch ein Nachtrag: Im März 2011 verwendete die Bundeskanzlerin statt alternativlos das Synonym unumgänglich, natürlich mit Bezug auf eine Reform – offenbar wirkt die Beschäftigung mit Neusprech.
Wie schon von Hirn&Hand bemerkt ist “alternativlos” das Gegenstück zu Margaret Thatchers TINA (There Is No Alternative). Der Gegenentwurf dazu heißt TATA (There Are Thousand Alternatives).