Großsprecherische Vergrößerung eines banalen Gegenstandes, der damit weniger banal klingen soll. Nehmen wir ein beliebiges Projekt, sagen wir einen Flughafen. Und stellen uns dann vor, irgendein Politiker erklärte plötzlich, der werde nun doch nicht fertig und im Übrigen zweieinhalb Mal so teuer wie geplant, mindestens. Eine Betonpiste mit Läden dran? Doppelt so teuer? Und zwei oder vielleicht gar drei Jahre später fertig? Sehen Sie, das klingt seltsam. Aber wenn es sich bei dem Ganzen um ein G. handelt, ja, dann wirken solche Absurditäten schon selbstverständlicher, oder? Auf diese Art ist Berlin zu einem Großflughafen gekommen, auch wenn viele Flughäfen existieren, die sehr viel größer sind als er. Und der, obwohl es davon in der Stadt diverse gab und gibt, gern auch Hauptstadtflughafen genannt wird. Klingt wichtiger. Beliebt übrigens sind in diesem Zusammenhang auch kryptische Abkürzungen. Darum nennen das Ding plötzlich alle nur noch BER, obwohl in München niemand vom MUC redet und in Berlin auch niemand TXL oder SXF kennt. Falls Sie an dieser Stelle Parallelen zu S21 sehen, diesem Bahnhof in Stuttgart, Verzeihung, diesem G., so sind die selbstverständlich rein zufällig.
Treffend analysiert!
Die Bestätigung erlebte ich gestern abend im Zug: Mitreisende unterhielten sich über den “BER”, und versuchten zu interpretieren, wie so etwas denn überhaupt möglich sei “in Deutschland”. Ihre Begründung: das sei halt ein “Großprojekt”, so große Projekte seien nicht beherrschbar. Und ausserdem, man bekomme ja keine Facharbeiter mehr, und die Polen die man da engagiere, seien halt nicht zuverlässig.
Propaganda wirkt.
tja, was habe ich durch diesen Artikel gelernt? Ein Flughafenbau ist ein banaler Gegenstand, ist ein beliebiges Projekt. Und in Berlin gab und gibt es diverse Flughäfen? Da muss ich wohl nochmal nachzählen. Derartig manipulativer Sprachgebrauch aus dem Mund eines Politikers wäre wahrscheinlich auf Neusprech gelandet…
Ich verstehe einfach nicht, was der Artikel soll. Ein Großprojekt ist etwas umfangreicher als irgend ein beliebiges Projekt. Und ja, dadurch soll es weniger banal klingen, weil es weniger banal ist.
Jeder der ein Haus selbst gebaut hat – im Vergleich zu einem Flughafen ein übersichtliches Projekt – weiß, dass es da eine Menge zeitliche und finanzielle Unsicherheiten und Überraschungen gibt. Außerdem ist hinreichend bekannt, dass der Mensch Risiken tendenziell unterschätzt, Chancen eher überschätzt, im Übrigen eine evolutionär recht hilfreiche Eigenheit. Und genau diese Kombination ergibt regelmäßig, im öffentlichen wie auch im privatwirtschaftlichen Sektor die jetzt beim Berliner Flughafen beobachtbaren Entwicklungen. Ich will damit nichts schönreden, schon gar nicht die katastrophalen Reaktionen auf diese Situation in der Entwicklungsgesellschaft bzw. in der Berliner Politik. Ich mag aber auch keine dieser einfachen Flughafen-Bashing-Artikel mehr lesen. Derartige Entwicklungen sind leider keine Absurditäten.
In den USA ist es übrigens üblich, bei Projekten einen Posten “contingencies” in die Kalkulation einzubeziehen, der auch 20-30% der Projektsumme ausmachen kann. Nur würde im planungswütigen Deutschland wahrscheinlich kein Politiker, Firmenlenker und wahrscheinlich auch kein Journalist einen solchen Posten akzeptieren sondern dem Planungsbüro Nacharbeiten auflegen.
Lieber Siegfried,
der Ausdruck Projekt kennt keine Größe, er kann jedwedes Vorhaben bezeichnen, auch das, einen Flughafen zu bauen oder einen Todesstern. Selbstverständlich ist es im Vergleich zu einem Einfamilienhaus aufwändiger und komplexer, einen solchen zu bauen. Trotzdem ist er eben einfach ein Projekt.
Die Steigerung “groß” soll das aufwerten – was gar nicht nötig ist. Denn würde allein vom Bau eines Flughafens gesprochen, wäre jedem klar, dass der wohl groß und teuer ist. “Projekt” ist dabei schon verschleiernd, eben weil es sich bei einem Projekt um alles mögliche handeln kann. Das wird durch die Steigerung noch betont, der eigentliche Gegenstand, der Flughafen, rückt aus dem Blick, im Zentrum bleibt allein die Größe zurück, die aber nicht mehr näher bezeichnet wird. Ich finde so einen Begriff nicht erhellend, im Gegeteil.
lg
k