Verantwortung (übernehmen)

Immer wenn etwas schief gegangen ist – ein Flughafen oder so –, fordert jemand, nun müsse aber endlich einer die V. dafür übernehmen. Was gleich auf mehrere Arten absurd ist. Heißt es doch, dass sich bislang offenbar niemand so richtig für den Gegenstand verantwortlich fühlte. Beziehungsweise hieße es das, wenn es denn bei diesem Ausdruck wirklich um V. ginge. Geht es aber nicht. Es ist die verbrämte Forderung, irgendjemand möge doch bitte schleunigst von irgendetwas zurücktreten, damit so schnell wie möglich „zur Tagesordnung“ übergegangen werden kann. Was lustigerweise unweigerlich dazu führt, dass der Betreffende eben keine V. mehr hat und somit auch gar keine übernehmen kann. Aber Logik und Politiksprech haben ja eher selten etwas miteinander zu tun.

Mit Dank an Friedrich A.

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17 Kommentare

  1. Ich halte diese Überlegung für etwas “herbeigezogen” oder “bemüht”.

    Erstens: Wenn gefordert wird, dass [oft ja auch: “endlich”] jemand Verantwortung übernimmt, macht das den Eindruck des/der Fordernden deutlich, dass genau das bisher nicht geschehen ist. Aus diesem Eindruck erwächst die Forderung, das jemand für das Geschehene die Verantwortung übernimmt.

    Zweitens: Die Folge vom Zurücktreten ist, dass nun jemanden anders die Verantwortung übertragen bekommt. Für das, was bis zu diesem Zeitpunkt geschah/nicht geschah, übernimmt der Zurücktretende die Verantwortung, nicht für das, was künftig geschieht/nicht geschieht.

    Wo ist die Schwierigkeit mit der Logik?

  2. Hier wurde jemand an seinen Hammelbeinen erwischt.
    Zur Verantwortung gezogen werden hört sich aber einfach nicht so gut an wie aktiv Verantwortung zu übernehmen ;)

  3. Bemüht? Ganz offensichtlich ist der Ausdruck ein Euphemismus für Rücktritt. Der viel fordernder klingt und es noch dazu nötig macht, jemanden zu nennen. Die Verantwortung kann man ganz prima auch allgemein fordern, denn die macht sich immer gut.

  4. Man kann sich auch in der Verantwortung übernehmen, was in der Politik durchaus vorkommt und manchmal sogar zu einem Rücktritt führt, ohne dass dadurch – nachträglich – Verantwortung übernommen worden wäre.

    Die intransitive Seite des sich Übernehmens ist ein gut gehütetes Geheimnis.

  5. Nun, es wirkt doch etwas seltsam, wenn z.B. jemand als Spitzenkandidat seiner Partei ein historisch schlechtes Wahlergebnis einfährt und dann ankündigt, die Verantwortung dafür zu übernehmen, indem er bleibt.

    Nicht zu vergessen wäre übrigens auch die “internationale Verantwortung”, die wir schon seit geraumer Zeit wieder übernehmen. Früher auch bekannt als “Krieg führen”.

  6. Ich Hartzer sage: Peter Hartz hat immerhin ein bisschen Verantwortung übernommen, während andere fein raus sind. Wann übernehme ich endlich Verantwortung, fragen die sich. In Wirklichkeit bin ich denen egal und mach mein Ding.

  7. PARLAMENT –> parla, parlare, etc –> BLA-BLA-BLA
    (also nix Inhalt, dafür viel Luft)
    VER-ANTWORT-UNG –> längst fällige Antwort auf etwas –> aber was?
    (sein lassen, dafür muss man -oder Frau- sich “die Frage” erst anhören wollen).
    Im Klartext: I.d.R. werden auf unvorhergesehenen Fragen erst dann Antworten verlangt, nach dem “das Kind in den Brunnen gefallen ist” UND es jemanden aufgefallen ist.
    Meines Wissens hat sich die Wahrscheinlichkeitslehre bisher noch nicht eingehend mit dem Faktor Mensch in der Politik befasst. Warum nur?
    Vielleicht weil die Antwort endloses BLA-BLA-BLA verspricht?
    Langweilig? Na, das sehe ich aber anders :)

  8. “Nicht zu vergessen wäre übrigens auch die “internationale Verantwortung”, die wir schon seit geraumer Zeit wieder übernehmen. Früher auch bekannt als “Krieg führen”.”

    Daran dachte ich auch in erster Linie, wäre evtl. doch auch mal einen Eintrag wert.

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