Der neue P. (nPA) sieht genauso aus wie der elektronische Personalausweis (ePA), er klingt nur harmloser. Deswegen wurde er Ende 2009 wohl auch umbenannt. Das ist albern, aber nachvollziehbar, gab es doch gegen die elektronische, also eigentlich die biometrische Version des Ausweisdokuments einige Vorbehalte bei denen, die damit identifiziert werden sollten, den Bürgern. Siehe ePass. Dessen Bezeichnung, wenn auch ebenso verschleiernd, hinterlässt zumindest einen halbwegs modernen Eindruck, zumal sie an eMail erinnert. Der ePA hingegen wirkt nur bürokratisch und altmodisch. Wie viel besser ist da ein “neuer” Ausweis – der grenzt sich von Altem und Überkommenem ab und vermittelt ein Gefühl von Aufbruch und Erneuerung.
Fähigkeitslücke
Meint eigentlich: Sorry, können wir nicht. Neusprech erster Güte, ist man doch entweder zu etwas fähig oder eben nicht, Lücken gibt es da keine. Mit der F. (Wehrbeauftragter Reinhold Robbe und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg) wird vorgegaukelt, die Bundeswehr sei in der Lage, mit der Situation in Afghanistan fertig zu werden, daher den Krieg dort zu gewinnen, wenn sie denn nur die dringend benötigten Stiefel Hubschrauber, Panzer und Haubitzen hätte.
Mit Dank an Brigitte W.
Datenautobahn
Veraltend, dient dazu, Nichtmitgliedern der Internetcommunity das Internet als Ort des schnellen Austausches von Daten bildlich (also metaphorisch) zu erläutern. Wie viele sprachliche Bilder ist auch die D. ungenau, bedeutete sie doch beispielsweise, dass die Daten nur in eine festgelegte Richtung fließen würden und es keinen Austausch, auch Kommunikation genannt, geben könnte. Auf dem Höhepunkt ihrer Nutzung fand die D. 1996 mit einem Schlager sogar Eingang in die Populärkultur und es entstand eine ganze Metaphernfamilie. So träumten Politiker und Unternehmer in der Euphorie der 1990er auf der sowieso schon schnellen D. beispielsweise noch von einer gesonderten Überholspur. Inzwischen jedoch ist die Euphorie der Angst gewichen, was sich unter anderem in den Metaphern zeigt. So fordern Politiker nun Verkehrsregeln für das Internet, verlangen das Aufstellen von Leitplanken oder gar von Stoppschildern. An letzteren zeigt sich gut, wie schwierig solche Bilder sein können, sind Stoppschilder auf Autobahnen doch eher selten und würden bestenfalls Verwirrung stiften, schlimmstenfalls aber lebensgefährliches Chaos.
Krieg
Eigentlich simpel definiert als jeder Konflikt, der mit Waffen ausgetragen wird. Jedoch gibt es wohl kaum ein Wort, das im Zusammenhang mit einem solchen Kampf Töten so inständig vermieden, verschwiegen oder umgedeutet wird wie K. Als prototypisch dürfen die sprachlichen Verrenkungen bundesdeutscher Politiker gelten, die sich angesichts des deutschen Engagements am Hindukusch, der Stabilisierungsmission, des nichtinternationalen bewaffneten Konflikts, des kriegsähnlichen Zustandes*, des Krieges in Afghanistan mühten, diesen als etwas anderes zu verkaufen: anfangs als etwas Gutes, dann als etwas Begrenztes und schließlich als etwas nicht ganz so Schlimmes. Nur um am Ende doch vor der normativen Macht des Faktischen zu kapitulieren**. Womit letztlich vor allem gelang, an die vollständige Umdeutung des Begriffs durch George Orwell zu erinnern, der in 1984 schrieb: “Krieg ist Frieden”. Der Leitsatz der Propaganda, das erste Opfer im Krieg sei die Wahrheit, müsste daher eigentlich lauten, das erste, was in einem Krieg verschwindet, ist die korrekte Benennung desselben.
*Der Versuch, möglichst lange Distanz zum K. mit seinen verschiedenen Kontrahenten und damit Positionen herzustellen, zeigt sich allein schon im Wort Zustand, klingt es doch wie eine plötzlich aufgetretene politische Lage, mit deren Entstehen niemand etwas zu tun hat und für die niemand verantwortlich zu machen ist. Dabei haben Kriege immer Ursachen und immer haben die mit Interessen zu tun.
**Wenn auch noch nicht ganz, lautet doch die derzeitige Bezeichnung umgangssprachlicher K.
Dank an Franz-Josef J., Karl-Theodor zu G., Guido W. und Angela M. und an mskzu für die Ergänzung
Beratung, ergebnisoffene
Erweckt den Eindruck, dass noch jedes Resultat möglich ist, obwohl längst Entscheidungen gefällt wurden. Soll Gegnern einer Maßnahme das Gefühl vermitteln, ihre Einwände würden gehört, obwohl genau das nicht beabsichtigt ist, siehe Suche nach einem Endlager. Auch verwendet, um eine Verhandlung, deren Ausgang unvermeidlich ist, solange wie möglich in die Zukunft zu verschieben. Soll dem Verhandlungspartner signalisieren, dass seine Forderung erfüllt werden könnte, wenn er nur genug Geduld zeigt. Ziel ist jedoch, keine Entscheidung zu fällen oder eine längst gefällte nicht verkünden zu müssen, siehe EU-Beitritt der Türkei. Basiert in beiden Fällen auf der Hoffnung, ein Problem könnte sich von selbst erledigen, daher die überwiegende Mehrheit irgendwann anderer Meinung sein.
mit Dank an David H. und Brigitte W.
Auch verwendet, um eine Verhandlung, deren Ausgang unvermeidlich ist, solange wie möglich in die Zukunft zu verschieben. Soll dem Verhandlungspartner signalisieren, dass seine Forderung erfüllt werden könnte, wenn er nur genug Geduld zeigt. Ziel ist es jedoch, keine Entscheidung zu fällen oder eine längst gefällte nicht verkünden zu müssen, siehe EU-Beitritt der Türkei.
Basiert auf der Hoffnung, ein Problem könnte sich von selbst erledigen, daher die überwiegende Mehrheit dann anderer Meinung sein.