Verbrenner-Aus

Mit V. (auch Verbrennerverbot) wird eine EU-Verordnung bezeichnet, die ab 2035 nur noch emissionsfreie Neuwagen erlaubt. Insofern ist V. eine glatte Übertreibung, denn bis dahin gebaute Verbrenner können weiter fahren. Sogar die viel beschworene →Technologieoffenheit ist gewahrt, denn emissionsfreie Verbrenner, beispielweise mit Brennstoffzellen, können auch künftig noch zugelassen werden. Vermutlich wird 2035 ohnehin niemand mehr Verbrennungsmotoren auf Erdölbasis herstellen. Dennoch haben die Union, Teile der SPD und der Grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann das vermeintliche V. als Popanz ins Visier genommen. Sie fordern die Möglichkeit, Fahrzeuge mit erdölgetriebenen Verbrennungsmotoren auch noch nach 2035 neu zuzulassen. Dass es dann wahrscheinlich keine Unternehmen mehr gibt, die noch solche Motoren bauen, sagen sie nicht. Daher ist die Kampagne gegen das sogenannte V. schon eine leicht durchschaubare Form von Populismus.

Siehe auch →Verbrenner, hocheffiziente

Verbrenner, hocheffiziente

Steigerungsformen sind in der politischen Sprache immer ein Warnsignal. Hier wird sprachlich die Effizienz von Verbrennungsmotoren gesteigert und das ist regelrecht absurd. Denn es ist wirklich nur sprachlich möglich, technisch geht es nicht. Kurz zum Hintergrund: Bundeskanzler Friedrich Merz hat die EU-Kommissionspräsidentin gebeten, Verbrennungsmotoren doch bitte nicht vollständig zu verbieten. Die EU solle doch auch nach 2035 noch „hocheffiziente V.“ zulassen. Nach 150 Jahren Forschung am Verbrennungsmotor ist dieser jedoch ausgereizt, seine Effizienz lässt sich nicht weiter steigern. Das liegt nicht an fehlendem Erfindergeist oder an nicht ausreichender Technologieoffenheit, sondern am Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik. Demnach kann der Wirkungsgrad einer Kraftwärmemaschine – zu denen Verbrennungsmotoren nun einmal gehören – den sogenannten Carnot-Wirkungsgrad nicht überschreiten. Ohne ins Detail gehen zu wollen, bedeutet dieses physikalische Gesetz, dass die Hälfte des Kraftstoffes immer in (Ab)-Wärme umgewandelt werden wird und nicht in Fortbewegung. Heutige Motoren sind sehr nahe an dieser physikalischen Absolutgrenze und der Physik ist völlig egal, was amtierende Bundeskanzler so behaupten. Verbrennungsmotoren werden nicht mehr effizienter, als sie es längst schon sind. Ideologie kann versuchen, physikalische Gesetze zu leugnen, überwinden kann sie diese nicht. Die mit dem Begriff hocheffiziente V. transportierte Hoffnung, es könne noch viel bessere Verbrennungsmotoren geben, wenn man nur lange genug forscht, und man müsse diese umweltschädliche Technik gar nicht aus dem Verkehr ziehen, ist keine. Sie ist eine Lüge. Die Bundesregierung hat trotz zahlreicher Nachfragen dazu denn auch offengelassen, was genau mit der Formulierung gemeint ist. Möglicherweise geht es um eine weitere trügerische Hoffnung, sogenannte E-Fuels. Diese künstlichen Kraftstoffe lassen sich zwar aus CO2 und beispielsweise Windkraftstrom herstellen – ihre Effizienz ist allerdings miserabel. Wen es interessiert: Wirklich hocheffizient sind Elektromotoren. Elektrofahrzeuge erreichen einen Wirkungsgrad von 90 Prozent. Und diese Zahl ist nicht von der Bundesregierung, sie stammt von der Autoindustrie.

Siehe auch →Technologieoffenheit und →Technologien, modernste und natürlich →Verbrenner-Aus

Technologien, modernste

Diese harmlos wirkende Wortkonstruktion ist in Union und FDP seit einiger Zeit in Mode. Sprachlich betrachtet, ist es eine mehrfache Steigerung der Begriffe Technik und modern. Aus Technik wird Technologie, beziehungsweise sogar die Mehrzahl davon, Technologien. Hinzu kommt der Superlativ von modern, daher modernste. Politisch verbirgt sich hinter dem Wortmonster eine trügerische, ja eine gefährliche Hoffnung: Werden nur genug neue Techniken erfunden, so die Behauptung, könnten die katastrophalen Klimaveränderungen aufgehalten werden, ohne dass sich der Lebensstil der Menschen ändern muss. Die Speicherung von Kohlendioxid tief in der Erde ist eine solche Methode, die dabei immer wieder erwähnt wird. Oder Schwefel in die Atmosphäre pusten. Sie alle sind nicht ausreichend erforscht, unerprobt und in weltweitem Maßstab gigantisch teuer, beziehungsweise möglicherweise nie umsetzbar. Dabei wird diese Hoffnung nur geschürt, um das Naheliegende nicht zu tun: Das Verbrennen fossiler Energieträger zu stoppen. Wer auf modernste T. setzt, um die Klimakatastrophe zu verhindern, der will leider vor allem eines, die Industrien schützen, die davon noch immer profitieren. Für den rhetorischen Kniff, der dazu hier angewendet wird, gibt es einen alten Ausdruck: Jemandem Sand in die Augen streuen.
 
Siehe auch →Technologieoffenheit

Technologieoffenheit

T. ist eine Ableitung vom Adjektiv technologieoffen. Einst handelte es sich dabei um eine Forderung der FDP, jetzt hat sich die Union dieser Idee bemächtigt. Die T. klingt ersteinmal freundlich, ist aber ein politischer Kampfbegriff gegen die Elektromobilität und somit ein Januswort. Denn im Wortsinn bedeutet es, dass alle Technologien (gemeint sind eigentlich Techniken) eingesetzt werden sollen. Im konkreten Fall geht es allerdings darum, die Technik des Verbrennungsmotors weiter zu nutzen und zu fördern – und damit den Markt für durch Elektromotoren betriebene Fahrzeuge zu schmälern. Oft wird darauf verwiesen, dass der →Markt regeln soll, welche Technik sich am Ende durchsetzt. Dabei hat der →Markt sich international längst für die überlegene Elektromobilität entschieden. Die T. will es also durch entsprechende politische Entscheidungen erleichtern, in Deutschland veraltete Technik noch länger gewinnbringend zu verkaufen. Auf Kosten des Klimaschutzes und damit auf Kosten aller Menschen.

Aktivrente

Die Bundesregierung hat die A. beschlossen. Toll, könnten Unbedarfte denken: Aktive Menschen – was immer das sein mag – bekommen nun mehr Rente. Und wenn man es positiv sehen möchte, dann ist das nicht ganz falsch. Allerdings ist mit aktiv hier gemeint, dass die Menschen weiter arbeiten. Was ja das Gegenteil von Rente ist. Immerhin bedeutet der Ausdruck Rente, Geld zu erhalten, ohne dass man etwas dafür tun muss, ist der Wortursprung doch das italienische rendita, ein Gewinn aus einem Kapitaleinsatz. Die A. ist damit ein Euphemismus, eine Beschönigung. Eigentlich geht es hier um einen sogenannten Freibetrag. Rentner und Rentnerinnen dürfen mehr als bislang zur Rente dazuverdienen, bevor sie dafür Steuern zahlen müssen. Sie sollen mit der A. einen kleinen Steuervorteil bekommen. Arbeiten müssen sie aber natürlich weiter. Der Begriff enthält dabei sogar eine doppelte Verschleierung. Denn es gibt viele Rentenberechtigte, die so wenig Rente erhalten, dass sie nicht zum Leben reicht. Zur Veranschaulichung kann die sogenannte Grundsicherungsquote dienen. Sie zählt jene Menschen, deren Rente so gering ist, dass sie unter dem Mindestsatz dessen liegt, was als lebensnotwendig angesehen wird. Ihre Zahl steigt seit Jahren: Im Jahr 2023 betraf das mehr als 86.000 alte Menschen, darunter doppelt so viele Frauen wie Männer. Selbstverständlich kann man es gut finden, dass sie nun mehr Geld verdienen können, ohne eine Einbuße bei der Rente hinnehmen zu müssen, wie es bislang Gesetz war. Noch besser wäre es aber, sie könnten von ihrer Rente leben und dürften das tun, was eigentlich für die Rentenzeit vorgesehen ist: nichts.

Siehe auch → Frühstartrente