Aus der Verspätung wurden die → Fahrzeitverlängerungen, aber das reichte der Bahn noch nicht. Dieser Euphemismus verlangte offenbar nach einer weiteren Abschwächung, und jetzt ruft es aus den Lautsprechern im besten Bahnsprech gern: „Aufgrund von Bauarbeiten verkehrt dieser Zug in geänderten Fahrzeiten.“ Fahrzeiten? Technisch mag das richtig sein, aber allein der Plural gibt zu denken: Denn er dient wie bei den → Fahrzeitverlängerungen dazu abzumildern. Eine geänderte Fahrzeit beunruhigt, bei geänderten F. geht man eher davon aus, dass es sich um etwas Normales handelt, da es doch so viele davon zu geben scheint. Jedoch stehen die geänderten F. nicht im Fahrplan, jedenfalls nicht im publizierten. Und jetzt darf geraten werden: Kommt der Zug aufgrund der Änderung früher an? Erfahrungsgemäß nicht! Dummerweise verhält es sich mit Abschwächungen ähnlich wie mit Steigerungen: es wird irgendwann schwierig, noch weiter zu gehen; bald dürfte es für die Deutsche Bahn einfacher sein, Züge pünktlicher zu machen, als neue Sprachschöpfungen für ihre Unpünktlichkeit zu ersinnen. Es besteht also noch Hoffnung für verspätungsgeplagte Reisende – äh, für von geänderten F. Geplagte.
Plural, weil nicht nur der aktuelle Bahnhof gemeint ist, sondern auch alle folgenden. So habe ich das verstanden.
“Jedoch stehen die geänderten F. nicht im Fahrplan, jedenfalls nicht im publizierten.”
Das ist falsch. Die “bauartbedingten Fahrplanänderungen” sind auch im publizierte Fahrplan enthalten. Geänderte Laufwege ebenfalls.
Wenn auf der Reiseverbindung von A-Stadt nach B-Dorf sich Bauarbeiten befinden, werden diese “Fahrzeitverlängerungen”, “bauartbedingten Fahrplanänderungen” in der Reiseauskunft berücksichtigt. Man bekommt den Fahrplan mit der “voraussichtlichen Fahrzeitverlängerung” angezeigt. So erscheint statt dem üblichen Anschlusszug der Folgetakt.
Dass die Fahrzeiten bauartbedingt länger sind, ist nicht schön. Verständlich. Aber veröffentlicht werden sie, so dass der Resiende über die “Fahrzeitverlängerung” informiert ist.
Bei kurzfristige Bauarbeiten ist das allerdings nicht immer möglich.
Falls Interesse besteht, kann man die “baubedingten Fahrplanänderungen”
http://bauarbeiten.bahn.de/
mit denen, die in der “normalen” Reiseauskunft erscheinen
http://www.bahn.de/p/view/index.shtml
gegenprüfen.
In diesen Sinne,
Gruß, der Bahnchef a.D.
Dies ist nicht ganz richtig. Die geänderten Fahrzeiten fließen in den Plan ein. Siehe http://www.bahn.de/p/view/buchung/auskunft/fahrplanaenderungen_und_baustellen.shtml (und auch persönliche Erfahrung). Wobei die geänderte Fahrzeit natürlich in meisten Fällen (es sei denn eine Haltestelle wird ausgelassen) auch eine Fahrzeitverlängerung darstellt.
‘Flexibilität’ – so sei das Zauberwort der kommenden Jahrzehnte. Eine Flexibilität, die jedoch hauptsächlich von Arbeitnehmern und Arbeitslosen eingefordert werden soll. Eine, die ‘die Märkte’ verlangen…
Aber wer sind überhaupt ‘die Märkte’. Prof. Dr. Bontrup nennt sie beim Namen: es sind die Wohlhabenden – die Reichen, die von den Armen, also jenen, die den Reichtum der Reichen erst erwirken, noch Ergebenheit einfordern. Es sind jene, die die Fahrtzeiten der Gesellschaft bestimmen! Es sind jene, die, wenn sie sich verzocken, von allen anderen Ausgleich und Verständnis erwarten! Nur wird nicht mehr drüber gesprochen, worum es eigentlich geht. Und ‘geänderte Fahrtzeiten’ ist so eine Vernebelung, die ins gleiche Horn bläst.
Die Bahn verspätet sich eben nicht mehr. Sie ändert die Fahrtzeiten! Basta! Und das tut sie sogar richtig gut und zum Wohle der Konsumenten! Denn sie zeigt ja, dass sie flexibel ist!
Während also die Bahn mühevoll die Fahrzeiten ändert, stellt sich der uneinsichtige, undankbare Konsument womöglich sperrig?
Ja, für wen ist denn die Bahn da?
Nein, das ist die falsche Frage…
Die Bahn-Kunden sollen dankbar sein, dass die Bahn f ü r s i e da ist und nicht umgekehrt. Also, bitteschön, etwas mehr Flexibilität. Und wehe ein Bahnkunde verspätet sich mal! Die Bahn kann nicht warten – sie muss sich nach geänderten Fahrtzeiten richten. Und der Bahnkunde hat gefälligst darauf zu achten, wenn sich emsige Arbeiter-Bienen mal wieder für sie ins Zeug legen… Ein Wunderwerk flexiblen Services. Die deutsche Bahn. Lasst uns sie gar endgültig zerstören, indem sie komplett privatisiert wird; also nicht nur weiterhin desaströs verwaltet, sondern zu Spottpreisen an Lobby-Freunde verhökert wird. Eine Flut grotesken Neusprechs wird uns selbst das noch versüßen.
All die Schnönrederei hilft nichts gegen die Konsequenz: Die Bahn ist in einem Mass unzuverlässig, welches mich dazu brachte, in Deutschland wieder Auto zu fahren.
Die Bahn mag das als übersteigerte Erwartungen empfinden – immerhin kommt man in der Regel vom Abfahrts- zum Zielort. Dafür einen gewissen Zeitrahmen anzunehmen ist einfach zuviel. Alte Zöpfe wie die sprichwörtliche Pünktlichkeit der Eisenbahn sind einfach nicht mehr zeitgemäss.
Wer kam damals eigentlich auf die Idee, Bahn und Post zu privatisieren?
“Eine geänderte Fahrzeit beunruhigt, bei geänderten F. geht man eher davon aus, dass es sich um etwas Normales handelt, da es doch so viele davon zu geben scheint.”
Naja, aber die Fahrzeiten-Änderungen sind ja wirklich auch ein Massenphänomen!
Ich muss das – derzeit Pendler – leider oft mit erleben.
Es gibt sie also doch in der Mehrzahl, die geänderten Fahrzeiten,
äääääähh… ich meine, es gibt die Verspätungen in Mehrzahl.
Auch ganz interessant sind die Begründungen, die angführt werden,
wenn es zu Verspätungen kommt.
Abstruses Beispiel aus der Praxis: Es gäbe eine Baustelle, weshalb man außerplanmäßig halten müsse, und es daher zur Verzögerung komme.
Offensichtlich liess die Baustelle nicht zu, sich als echte geänderte Fahrzeiten in der Planung niederzuschlagen. Eine ehrliche Verlängerte Fahrzeit, im Fahrplan angekündigt, ist doch wesentlich angenehmer, als Pseudo-Pünktlichkeit und Pseudo-Schnelligkeit mit schwachsinnigen Ausreden.
Daß Baustellen am Gleisbett so unerwartet auftauchen, wie Wild, das über die Straße läuft, ist mir jedenfalls neu.
Man lernt wohl nie aus bei der Bahn.
Nachtrag zuden Schönrednern… die realen Ankunftszeiten entsprechen sehr selten den Fahrplänen – angepasst oder nicht.
Die Unpünktlichkeit ist besonders dann ärgerlich, wenn man umsteigen muß und den Anschlußzug verpasst.
Wenn man selber Gast ist und oft mit der Bahn fährt, sieht man,
daß die Realität eben nicht so glatt ist, wie in manchen Kommentaren behauptet.
Davon abgesehenngibt es auch Fälle, wo unterschiedliche Fahrzeiten zu finden sind, je nachdem, welche Quelle man zu rate zieht.
So kann der ausgedruckte Plan vom Automaten andere Informationen enthalten als der, den das bahnpersonal einem am Infostand hibt, unddies kann andere Informationen geben, als eine Internetrecherche, oder der ausgedruckte Plan.
Das Zugpersonal gefragt, was dennnnun stimme, kam als Antwort nur, daß die es auch nicht wissen.
Immerhin habe ich einmal auch schon erlebt, früher am Ziel zu sein.
Auch außerplanmäßig.
zwischenzeitlich hatte ich übeigens schon erwogen, meine eigene Statistik zu führen.
Ich war leider etwas zu träge dafür.
Sollte es weiterhin zu Verspätungen kommen, wee ich das vielleicht doch noch machen.
Die Bahn ändert ihre Fahrzeiten auch noch während der Fahrt.
Und durchs Internet kann man online verfolgen, wie stark man sich verspätet…. bzw. umgeplant wird.
Und wenn man den Anschlußzug verpasst, erlebt man es nicht nur im real,life, sondern hat die Bestätigung auch noch via Netz…. damit man auch wirklich sicher ist, daß man sich das nicht nur eingebildet hat. ;-)
Die Bahn ändert ihre Fahrzeiten auch noch während der Fahrt.
Und durchs Internet kann man online verfolgen, wie stark man sich verspätet…. bzw. umgeplant wird.
Und wenn man den Anschlußzug verpasst, erlebt man es nicht nur im real,life, sondern hat die Bestätigung auch noch via Netz…. damit man auch wirklich sicher ist, daß man sich das nicht nur eingebildet hat. ;-)
Oh, ich dachte, Eure Software spinnt, aber ich hatte dennKommentar tatsächlich schonnabgeschickt.
Abwr leider ist die Bahnstrecke, die ich fahre sehr holprig, da kann das schon mal passieren, daß man versehentlich was doppelt schickt ;-)
Vielleichtq sollte die Bahn ihre Strecken mal asphaltiren, diess altberliner Holperpflaster auf der Strecke ist ja grausam…