Willkommen bei einem der letzten echten Laber-Podcasts, willkommen beim Neusprechfunk. Wir haben uns zum 18. Mal getroffen, um über politische Sprache zu reden und darüber, was sich hinter einzelnen Begriffen verbirgt. Es erwarten euch zwei Stunden Bahnsprech, Politikgeschwurbel und ein ausführliches Quiz zu der Frage, wie verständlich Politikerinnen und Politiker reden. Bitte hier entlang. Das Ganze gibt es hier natürlich auch wieder als ogg-Version.

Wir reden, das ist für uns durchaus ein Novum, über das Marketing von Marlboro und die Versuche der Tabakindustrie, sich zu einer „Gesundheits- und Wellnessmarke“ zu „mausern. Und dabei nebenbei auch über die DDR-Zigarettenmarke „Kenton“. Wie gesagt, ein echter Laber-Podcast.

Im Juni haben die Innenminister der EU den sogenannten Asylkompromiss verhandelt. Beziehungsweise eine, wie es offiziell heißt, Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS). Wie reden über die Sprache der Reform, bedeutet sie doch vor allem weniger Rechte für diejenigen, die Asyl suchen. Der Kompromiss bezieht sich dabei nur auf den politischen Streit innerhalb der EU, Asylsuchende hatten keinen Anteil an der Debatte und würden sich sicher einen anderen Kompromiss wünschen. Unter anderem sollen Menschen, die in der EU Schutz vor Verfolgung suchen, zuerst in → Asylzentren an den Außengrenzen der EU ihren Asylantrag stellen gefangen gehalten werden. Diese Lager wurden schon unter vielen verschleiernden Namen diskutiert: → Ankerzentren, → Entscheidungszentren, → Willkommenszentren, → Aufnahmezentren … Neu ist, dass die Lager nun nicht einmal mehr auf dem Boden der EU errichtet werden sollen – was noch weniger Rechte und noch weniger Schutz für die Schutzsuchenden bedeutet. Später geht es dann auch noch um das Grundrecht auf Asyl, das die Union gleich ganz abschaffen will.

Dabei sprechen wir am Rande auch über die Neufassung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), das sogenannte Heizungsgesetz, beziehungsweise den „Heiz-Hammer“, wie eine bestimmte Zeitung es nennt.

Zwischendurch sind wir etwas ratlos über die Veränderungen sozialer Debattenplattformen und fragen uns, wo künftig gesellschaftliche Verhandlungen stattfinden, wenn nicht mehr auf Twitter. Was nutzt Ihr? Schreibt es uns gern in die Kommentare.

Maha berichtet von einem seiner Lieblingsthemen. Als Mensch, der sehr viel die Deutsche Bahn und ihre Dienste nutzt, beschäftigt er sich oft mit Bahnsprech, hier mit der Debatte um die Zerschlagung der Deutschen Bahn, die CDU und CSU planen. Beziehungsweise mit einem Artikel, der diesen Begriff auf etwas seltsame Art verwendet. Da wir schon dabei sind, geht es auch um das Deutschlandticket und die sprachlichen und rechtlichen und finanziellen Nuancen dieser Tarifmodelle.

Eine Studie der Universität Hohenheim (pdf) hat untersucht, wie verständlich die Reden verschiedener Politiker und Politikerinnen im Bundestag sind. Wir quizzen uns selbst, ob wir einige der amtssprachlichen Begriffe, die in Reden verwendet wurden, erraten und erklären können. Dabei schauen wir, wann und wie oft diese im Bundestag erwähnt wurden, das geht mit dieser Suchmaschine hier. Siehe Petitum.

Anschließend raten wir gleich weiter, was denn eine „Schwachstelle der Wiedervereinigung“ gewesen sein könnte, wie es CDU und CSU einst bezeichneten und wie es der Spiegel berichtete. Spoiler: Kommt Ihr nie drauf.

Das fröhliche Wörterraten geht weiter mit der „Leichtigkeit des Verkehrs“, einer Wortschöpfung des FDP-regierten Verkehrsministeriums, und mit der „Potenzialstärkung“.

Hier ist der Podcast als mp3.

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9 Kommentare

  1. “Kenton” war keine reine Mentholmarke in der DDR, es gab 3 Sorten: grün, blau und rot.
    grün sollte klar sein…
    blau und rot unterschieden sich meiner Erinnerung dadurch, dass die eine nach zusammengekehrt (staubig/dreckig) schmeckte und die andere nach Leberwurst (bzw. Majoran oder so…)
    Richtig gesprochen ist, wenn ich mich richtig erinnere, dass die Marke Kenton, die einzigen Zigaretten waren, die Menthol überhaupt angeboten haben.

  2. Mein Podcatcher findet den neuen Podcast von Constanze nicht und der Zensor hat den Feed nicht in die Shownotes geschrieben 😭

  3. Hallo ihr drei,

    „Out-of-the-Box-Denken“ ist ein wunderbares Beispiel dafür, warum Anglizismen mit Vorsicht zu genießen sind:
    – Thinking outside of the box: Kreatives, laterales Denken, das sich von althergebrachten Denkmustern frei gemacht hat und so zu bisher nicht gekannten Ideen kommt.
    – Out-of-the-Box: Ursprünglich Geräte, die hoch standardisiert sind und ohne große Einstellung oder Anstrengung seitens des Nutzers funktionieren (works out-of-the-box); Out of the Box denken also: Denkmuster aus der Kiste nehmen und auf eine Situation anwenden.

    Wer also auffordert „Out of the Box zu denken“ ist subversiv. Oder kann kein Englisch.

    Liebe euren Podcast!
    Alles Gute aus Burscheid,
    Torsten

  4. Ihr Lieben, ich freue mich schon auf das Special zur CSU und habe ein Schmankerl in den Thesenbegründungen des Wahl-O-Mat Bayern gefunden:

    “Begründung der Partei CSU zu These 1
    „Das Ladenschlussrecht dient als soziale Leitplanke. Es hat sich bewährt und einen gerechten Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen geschaffen.“

    https://www.wahl-o-mat.de/bayern2023/app/main_app.html

    Kommt nicht von der Autobahn der Sprache ab und alles Gute!

  5. Hallo ihr Drei,

    großartig, wieder eine neue Folge von euch zu hören. Danke sehr.

    Bitte achtet bei der nächsten Aufnahme aber darauf, eure Mobiltelefone nicht direkt neben den Aufnahmegeräten zu haben. Die Audiostörungen sind wirklich störend.

  6. Der Begriff „Leichtigkeit des Verkehrs“ ist keine F.D.P.-Erfindung, sondern steht seit langem neben der Sicherheit im Verkehr als oberstes Leitprinzip in der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur StVO. Aktuell ist lediglich, dass die Leichtigkeit gegen die Sicherheit ausgespielt wird.

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