Positiv soll es klingen, lobend und auf keinen Fall diskriminierend. Doch verbirgt sich hinter diesem einen Wort eine ganze Verleumdungskampagne. Denn wo es L. gibt, da müssen irgendwo auch nichts tuende Schmarotzer Minderleister sein. Ohne Licht kein Schatten, oder? Und genau darum geht es: der Begriff soll die Gesellschaft spalten, er soll hetzen gegen jene, die staatliche Leistungen Hilfe erhalten und den Sozialstaat, der einst als Errungenschaft bejubelt wurde, abschaffen helfen. Denn er stört manche Leute: Er kostet Geld und dieses Geld wurde den L. weggenommen, um es irgendwelchen Faulpelzen Transferbeziehern zu geben – finden zumindest die L. und die, die sie politisch gern repräsentieren würden. Oder, wie Holger Platta schrieb: “Wer weiß, was Begriffe ,leisten‘ können, weiß auch, was dieser Begriff ,Leistungsträger‘ leisten soll: ideologisierend und beschönigend und verfälschend das Bewusstsein der Öffentlichkeit manipulieren – im Interesse der Herrschenden.” Nur nebenbei: Wer den Sozialstaat abschaffen will, handelt verfassungsfeindlich. Heißt es in Artikel 20 und Artikel 28 des Grundgesetzes doch, die Bundesrepublik sei ein “sozialer Rechtsstaat”.
Killerspiele
Sprachlich sind K. eine Pejoration, der Versuch also, eine möglichst abwertende Bezeichnung zu finden. Das englische First Person Shooter ist neutraler, auch das im Deutschen gebräuchliche und daran angelehnte Ego Shooter vermeidet eine Wertung. Die K. jedoch sollen wertend sein, denn politisch sind sie ein Beispiel für gezielt negative PR, um eine Gruppe von Menschen zu kriminalisieren und gesellschaftliche Probleme zu kaschieren. Abscheu und Verachtung soll der Begriff ausdrücken über jene Computerspiele, die Gewalt thematisieren. Dabei aber zeigt sich in ihm nur Unverständnis und Ignoranz. Denn konsequenterweise müsste auch von Killerfilmen und Killerbüchern gesprochen werden. Doch taugen Thriller und Krimis nicht, um von den Ursachen sogenannter Schulmassaker abzulenken, um nicht über fehlende Perspektiven, nicht vorhandene Bildungschancen oder zusammengekürzte Jugendarbeit reden zu müssen – um nur ein paar der wahren Ursachen jugendlicher Gewalt zu nennen.
Jobcenter
Können als missglückter Versuch gelten, die wohl trübsinnigste und ungeliebteste Institution der sozialen Marktwirtschaft aufzupeppen und gleich noch ein wenig effizienter kostengünstiger billiger zu machen: das Arbeitsamt. Das Center-Unwesen verhunzt ja schon länger Sprache und Leben, ob es sich nun um Markthallen oder um Toiletten handelt – eigentlich alles keine Zentren. Und wie so oft, wenn Sprache verschleiern soll, kommt dabei nur Unsinn heraus. Nimmt man J. wörtlich, eröffnen sie viel mehr Wahrheit, als sie wohl eigentlich sollen – unfreiwillig ehrlich, sozusagen. Denn Jobs haben mit der guten alten Arbeit nicht viel zu tun, sie sind etwas Kurzes, sie sind etwas, das man für Geld erledigt, ohne Spaß daran und Sinn darin. Maßnahmen eben. Übersetzt man das englische Kompositum aber (das man auf Englisch übrigens nicht zusammenschriebe), werden es Arbeitszentren, was fleißig klingen könnte, aber eine glatte Lüge ist. Arbeit gibt es dort keine, es wird Arbeitslosigkeit verwaltet.
Störerhaftung
Wer hat da jetzt Schuld? Das ist eine beliebte Frage, nicht nur in Beziehungen. Da der Gesetzgeber in seiner allseits fürsorglichen Art nicht mit den Schultern zucken mag, wenn sich diese wieder einmal nicht beantworten lässt, hat er sich einen Trick ausgedacht. Der Trick heißt S. und bedeutet: Wenn wir den wahren Sünder nicht kriegen, nehmen wir eben den Nächstbesten. In diesem Fall also den, der dämlich genug war, seinen Kram herzuborgen oder nicht gescheit wegzusperren (womit die Bedeutung von Störer erheblich erweitert wurde, aber das nur am Rande). Denn, so die nur für Juristen logische Logik, man ist auch für Folgen eines Dingsbums verantwortlich, wenn man zwar nicht dabei, aber “verfügungsbefugt” war (da steckt zweimal fug drin, das kann also gar kein Unfug sein). Da schau her, kann man da mit Gerhard Polt, mit Eckhard Henscheid, von dem wir den weisen Satz geklaut zitiert haben und mit dem brummendem Kopf nur nicken. Bei Sturmgewehren (auch ein schönes Wort), ist das ja noch zu verstehen. Aber warum ein drahtloses Netzwerk aka WLAN so riskant sein soll, dass unbedingt immer irgendwer dafür verantwortlich sein muss, ist uns nicht so ganz klar. Und wie sieht das dann mit Kindern aus? Kann man bei denen auch lebenslang in S. genommen werden? Immerhin hat man “durch eine eigenständige Handlung die Beeinträchtigung bewirkt“. Also durch die Zeugung die Geburt jetzt, das Kaputtmachen erledigen die Gören schon selbst. Aber gerade das spielt bei dem Trick ja keine Rolle. Weswegen uns gleich noch ein geklauter weiser Satz einfällt: There’s always a catch. Leider wahr.
Für Christian H.
Rundfunk-Empfangsgerät, neuartiges
Vulgo Computer (mit Internetanschluss) oder Mobiltelefon – Verzeihung: “internetfähiges” Telefon. Neuartig ist an beiden gar nichts. Es sei denn, man befindet sich geistig auf dem Stand der fünfziger Jahre und hält alles, was keine Röhren braucht, für Teufelszeug; beziehungsweise versucht, mit den Instrumenten dieser Zeit, wie der GEZ, neue Pfründe zu erschließen moderne Kommunikationskanäle zu erfassen. Wie gut oder eher schlecht das funktioniert, zeigt der verkrampfte Definitionsversuch: Rundfunk empfangen solche Geräte in der Regel nicht, sie tauschen vielmehr Daten in Datennetzen aus, in denen jeder Empfänger auch ein Sender ist. Nur weil inzwischen auch öffentlich-rechtliche Medien Teil dieses Netzes sind, werden zwar noch lange nicht jeder Computer und jedes Telefon zu einem E., aber das ist egal, denn theoretisch wären sie dazu in der Lage. Kann man machen, wirkt aber wie Abzocke. Vielleicht um diesen Eindruck zu vermeiden, wird das ganze System nun endlich geändert. Weg vom Endgerät, hin zum Endkunden. Denn merke, jeder ist ein potenzieller Gefährder Empfänger.