Beim Neusprechfunk 16 kichert ein Sponti

Der Neusprechfunk ist zurück! Die Nummer 16 unseres Neusprech-Podcasts beginnt zwar mit einer betrüblichen Nachricht: Da Constanze für eine Weile verhindert ist, müssen wir bis zur Nummer 17 leider eine Pause einlegen. Aber versprochen, sie wird nicht viel länger als die üblichen unfreiwilligen Verzögerungen, die unsere geduldigen Hörer von uns gewohnt sind. Als klitzekleine Entschädigung haben wir trotz Datenschutzbedenken zum ersten Mal ein Foto von uns gemacht. So sehen wir also aus, wenn wir podcasten:

neusprechfunker

Und nein, durch die Linse der Kamera war nichts zu sehen. :}

Diesmal wenden wir uns einigen abseitigen Nischen zu, die wir sonst gern ignorieren. Dazu gehören die Liberalen mit ihrem Profi-Vorsitzenden, der mühelos alle Zusammenhänge sieht. Wer die Anspielung nicht versteht, hat einen Aufreger in der aktuellen Klima-Diskussion verpasst. Denn FDP-Chef Christian Lindner hatte in der Bild am Sonntag angemahnt, diese protestierenden Kinder mögen doch die Klimafragen den Fachleuten und Profis überlassen. Damit meinte er aber gerade nicht die als Konsenswissenschaftler Geschmähten, die bekanntlich den Klimawandel mit anthropogenen Faktoren begründen.

Zum Ausgleich der bloßen Erwähnung der BamS versuchen wir es mit einem Einwurf von Kultur am Beispiel von Gustave Dorés Darstellung von Rotkäppchen. Wer sich die Passage im Podcast anhört, sei daran erinnert, dass hier eine Illustration für ein Märchenbuch von Charles Perrault gezeigt wird, dessen Version – anders als im Deutschen – kein gutes Ende findet, sondern in der sowohl die Großmutter als auch das Rotkäppchen vom bösen Wolf gefressen werden. Man kann quasi von einer letalen Entnahme sprechen, nur diesmal seitens des Wolfs.

faz-startseite

Nicht erst seit dem jetzigen Neusprechfunk 16 (mp3) haben wir uns angewöhnt, eingangs einen kleinen Rückblick auf die vergangenen Wochen einzubauen. Diesmal entdecken wir am obigen Beispiel, dass mit einer gut gewählten Visualisierung und nur kurzem Text ebenfalls eine wunderbare Zusammenfassung von aktuellen Ereignissen nebst politischer Kommentierung erreicht werden kann. Dafür trägt maha eigens das Beispiel aus der FAZ vor.

Wo wir beim Rückblicken sind: Die schon in der vorigen Podcast-Ausgabe angesprochenen Feinstaub-Grenzwerte beschäftigen uns erneut. Das liegt daran, dass Minister Scheuer weiterhin wünscht, sie abzusenken. Der CSU-Mann forderte zugleich, die masochistische Debatte in Deutschland zu beenden.

autopakt und autogipfel

Wir entdecken im CSU-Universum dazu passend den Autopakt seines Parteifreunds Markus Söder, der bei einem Autogipfel beschlossen werden sollte. Diese Gelegenheit lassen wir uns natürlich nicht entgehen und reflektieren über die Bedeutungsänderung bei Pakten und Gipfeln. Nicht völlig unerwähnt bleibt denn auch die Gipfelkritik. Selbstverständlich hoffen wir auch wieder auf schöne Beispiele von unseren Hörern.

spontis im WH

Wir sprechen außerdem anhand einer FAZ-Glosse von Joachim Müller-Jung kurz über Klima-Spontis, waren uns aber nicht sicher, ob der Begriff Sponti noch geläufig ist. Falls nicht, könnten wir ihn hiermit gar wiedererwecken. Natürlich nur, falls geneigte Hörer eine treffende, aber dennoch kurze Definition in die Kommentare tippen sollten.

Redet man über die Klima-Demonstrationen, kommt man nicht um die 16-jährige Schülerin Greta Thunberg herum, über die wir etwas länger sprechen. Es geht dabei vor allem um die Reaktionen und Anfeindungen gegen sie, die Kai in drei Bereiche einteilt.

ausschnitt mueller

Wir sprachen außerdem über:

  • den Kommentar „Deutschland setzt sich matt“ von Reinhard Müller und den darin erwähnten Bombenbastler aus Oberursel mit der Affinität zum Baumarkt, über „großzügige Passverteilungen“, offene Grenzen und die Frage, wer ins Land kommen darf,
  • mal wieder den Gefährder-Begriff und auch kurz über Deradikalisierung,
  • den Terrorsoldaten, Wehrmachts- und Uniter-Fan Oberstleutnant Franco A.,
  • außerdem kurz über die anstehende Europawahl 2019 sowie den Klabautercast, mahas infamen Konkurrenzpodcast, der zugegebenermaßen aber ausgesprochen empfehlenswerte Brexit-Folgen anbietet
  • und den CDU-Europaparlamentarier Axel Voss, der durch groteske Inkompetenz auffiel.

Hier der Neusprechfunk 16 als mp3, alternativ gibt es natürlich die ogg-Version vom Neusprechfunk 16.

Wir legen noch unsere Weinwahl offen:

wein dietrich 2015

Vielleicht nach Weingenuss und nur mit starken Nerven hinklicken: Wir sprachen am Rande auch noch über ein Video, das den Abiturienten Christian Lindner zeigt. (Wir haben Euch gewarnt!)

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Person, relevante

Sicherheitsneusprech mit dem Ziel, die Folgen der dahinter liegenden staatlichen Handlungen zu verbergen. Die relevante P. ist ein nichtssagender Ausdruck für einen Teilbereich der sogenannten → Gefährder. Die P. ist nach Ansicht des Bundeskriminalamtes (BKA) relevant, also irgendwie bedeutend oder wichtig, wenn sie „innerhalb des extremistischen/terroristischen Spektrums“ die Rolle einer „Führungsperson“ einnimmt. Doch beschränkt sich die Definition nicht nur auf solche Super-Gefährder. Verwirrenderweise sind laut BKA auch einfache „Akteure“ und auch „Kontakt- oder Begleitpersonen eines → Gefährdersrelevant. Es genügt also, einen → Gefährder zu kennen, um in den Datenbanken staatlicher Behörden als jemand geführt zu werden, den es zu beobachten gilt. Laut BKA ist der Ausdruck relevante P. nicht gesetzlich definiert und lediglich ein „polizeilicher Arbeitsbegriff“. Es sei auch nicht nötig, ihn in einem Gesetz zu definieren, findet das Bundesinnenministerium, schließlich habe es ja für die Betroffenen „keine Rechtsfolgen“, wenn sie als → Gefährder oder als relevante P. geführt werden. Die Überwachten und Bespitzelten werden das im Zweifel anders sehen. Eine von ihnen klagt gerade gegen die Einstufung als relevante P.

Siehe auch: → Gefährder, potenzieller und → Gefahr, drohende.

Kryptographie, leichtgewichtige

Kreative Wortumwidmung aus der Kategorie der abstrakten Gefahren. Nach Wunsch sicherheitsextremistischer Zeitgenossen soll eine leichtgewichtige K. so gestaltet sein, dass eine wirksame Verschlüsselung verhindert oder umgangen werden kann. Somit wäre die leichtgewichtige K. lediglich die Illusion von Verschlüsselung und Sicherheit. Unterstellt, dass Nutzer, die Inhalte kryptographisch sichern, dies nur selektiv tun wollen und dass sie in dem Gefühl leben, gegenüber staatlichen Stellen nichts zu verbergen zu haben. Behauptet außerdem, dass eine solche Schein-Verschlüsselung für den Alltagsgebrauch hinreichend sicher genug ist. Die Gefahr, dass auch Kriminelle die Hintertür finden und nutzen, die nur für die staatlichen Stellen gedacht war, wird dabei bewusst unterschlagen. Behauptet zugleich, dass staatliche Stellen nur verschlüsselte Dokumente und Gespräche von eindeutig gefährlichen Menschen entschlüsseln und nicht zufällig auch die von Unschuldigen.

In der wissenschaftlichen Betrachtung bezieht sich die leichtgewichtige K. ursprünglich auf maschinelle Interaktion (im so genannten Internet of Things), in der die Ressourcen für normale Kryptographie fehlen und mit einfachen kryptographischen Verfahren lediglich die Identität der (nicht-menschlichen) Kommunikationspartner festgestellt werden soll. Durch den Bezug auf die Verschlüsselung menschlicher Kommunikation wird das Adjektiv zu einem Euphemismus für „umgehbar“ oder „unsicher“.

Verwandt mit dem aus dem Englischen übertragenen Begriff der verantwortungsvollen Kryptographie.

Der Neusprechfunk 15 zeigt, wo der Barthel den Most holt

Kaum ist der letzte Neusprechfunk verdaut, setzen wir schon zum Sprung in neue sprachliche Gefilde an: Die Nummer 15 und zugleich der erste in diesem Jahr aufgenommene Podcast wartet drauf, in der Hörer Ohren zu dringen.

Es wurde mal Zeit, dass wir auf die verschiedenen Dieselkrisen, die Dieselfahrverbote in deutschen Städten und die als wenig nutzbringend dahergekommenen Umtauschprämien für ältere Dieselfahrzeuge zu sprechen kommen. Wir werden im Laufe der Wägung der genutzten Begriffe durchaus grundsätzlich.

Dankenswerterweise erklärt Verkehrsminister Dr. Andreas Scheuer das Riesen-Maßnahmenpaket der Bundesregierung und seine Abscheu gegen das Diesel-Bashing in einer Aktuellen Stunde des Bundestags. Die Jahresmittelwerte der besonders belasteten deutschen Städte, die Kai im Podcast anspricht, finden sich allerdings nicht im Ministerium des CSU-Mannes, sondern beim Umweltministerium (pdf), gemessen übrigens in Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft.

Schon wegen der Herausforderung bei der Aussprache widmen wir uns in diesem Zusammenhang natürlich der Luftverschmutzung, der Pneumologie und ihren politischen Randgebieten:

lungenaerzte

Denn wir kommen noch kurz auf den Focus und seine Grenzwert-Skeptiker sowie Lungenärzte und Stickoxidwerte zu sprechen.

Aber die aktuellen Diskussionen um Fragen des Umweltschutzes und der Autoindustrieförderung sind nicht die einzigen, die uns beschäftigen. Wir reden auch über den heißdiskutierten Fall eines jungen Mannes aus Hessen, der massenhaft Daten von Politikern und Prominenten zusammenklaubte.

internet-datenangriff

Im Neusprechfunk 15 (mp3) geht auch es darum, ob das ein Datenangriff war und ob der Mann eigentlich ein Hacker genannt werden sollte.

Ansonsten widmen wir uns ja mit Vorliebe modernen Technologien, erst recht, wenn sie in Kombination mit Geheimdiensten auftauchen. Seit ab Sommer 1992 hierzulande das digitale Mobilfunknetz Einzug hielt, standen alle paar Jahre technologische Änderungen an, nun also 5G. Das ist uns ein paar Bemerkungen wert:

5G mithoeren

Denn offenbar stören sich Geheimdienste an der neuen Technologie. Sie behaupten, das beeinträchtige ihre Abhörmaßnahmen. Welche Sicherheitsbedenken aus technischer Sicht aber wirklich bestehen, können wir nicht mit letzter Sicherheit ergründen.

Eine interessante Observation macht Maha in Sachen Spracherneuerung, über die wir am Ende des Podcasts kurz sprechen: auf bisher seltene Weise zusammengesetzte Namen neuer Gesetze wie das Starke-Familien-Gesetz, bei dem es eigentlich um den Kinderzuschlag geht. Kennzeichnend ist die positive Konnotation, die mit der Kombination von Adjektiv und Substantiv erreicht werden soll.

Dazu würde beispielsweise auch der aktuell diskutierte Referentenentwurf für das neue »Geordnete-Rückkehr-Gesetz« (pdf) gehören. Das soll nicht etwa für eine geordnete Rückkehr sorgen, sondern dafür, dass Menschen schneller in Haft genommen und ohne viel Aufschub den Abschiebeflugzeugen zugeführt werden können. Auch das Gute-Kita-Gesetz wäre ein solches Beispiel. Apropos: Jürgen Kaube schlägt noch das „Leise-Schienen-Gesetz“ vor.

Wir sprachen außerdem – teilweise auf Anregung unserer beliebten Wortwarte – über:

Hier also der Neusprechfunk 15 als mp3, alternativ auch wieder die ogg-Version.

Wir bedanken uns wieder bei Maha für den Wein! :}

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Intensivstadt

Wortneuschöpfung der Bundesregierung, die ohne weiteren Kontext keinen Sinn ergibt. Das Erstglied des Kompositums, ein Adjektiv, bedeutet „gründlich“, „stark“ oder „kräftig“ und wird gern zur Verstärkung verwendet. Siehe beispielsweise Intensivtierhaltung oder Intensivtäter. Hier wäre somit eine besonders städtische Stadt bezeichnet. Oder eine besonders große. Vielleicht auch eine besonders quirlige. Aber das ist mit der I. nicht gemeint. Nach der Definition der Bundesregierung sind 15 deutsche Städte sogenannte I., denn sie stehen auf der “Liste der besonders belasteten Städte in 2017 mit einem Jahresmittelwert von mehr als 50 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft“. Nach anderer Zählung sind es auch nur zehn Städte, je nachdem, wie viel Dreck in der Luft noch als in Ordnung angesehen wird. Was denn auch die Erklärung ist: Intensiv ist in diesen Städten nur die Luftverschmutzung, weswegen diese Hyperbel absichtlich oder unabsichtlich in die Irre führt. Absurderweise sind viele andere Städte sauer, dass sie keine I. sind – denn mit dieser Bezeichnung sind Fördermittel des Bundes verbunden, um die Luft sauberer zu machen – also Geld. Nebenbei: Der zulässige Grenzwert für Stickstoffdioxid liegt europaweit bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Der wird in 65 deutschen Städten überschritten.