Rettungsmehrzweckstock

Der Tonfa ist eine alte asiatische Waffe. Mit Betonung auf Waffe. Mit dem Ding lassen sich problemlos schwere Verletzungen zufügen. Deswegen ist es Bundeswehrsoldaten und Polizisten auch nur dann erlaubt, ihn zu benutzen, wenn sie daran ausgebildet wurden, und wenn sie den Umgang damit regelmäßig trainieren. Alle anderen dürfen Tonfas nicht mit sich herumtragen, die Stöcke gelten laut Waffengesetz eben als Waffe und es ist verboten, damit durch die Gegend zu laufen. Angesichts dessen ist die Bezeichnung R. der Bundeswehr eine vergleichsweise positive Umschreibung seiner Möglichkeiten: sachlich richtig, aber völlig irreführend. Retten kann man damit zwar irgendwie und irgendwen, gedacht aber ist der R. vor allem zum Zuschlagen. Der Begriff Mehrzweckeinsatzstock der Polizei ist zwar etwas besser, aber Lügen kann man auch durch Weglassen, und der Begriff vermeidet seltsamerweise die wichtigste Funktion des Gerätes. Das schließlich vor allem ein Schlagstock ist. Vgl. auch → Schutzwaffe.

In eigener Sache – neues Layout

In den vergangenen Jahren haben uns 1.283 Menschen via Flattr unterstützt! Das ist großartig, wir sind jedem Spender dafür von Herzen dankbar. Und natürlich haben wir das Geld nicht in eine → Steueroase geschafft. Wir haben es verwendet, um den Server zu bezahlen, vor allem aber, um das Blog schöner zu machen.

Hier ist nun endlich das Ergebnis. Das neue Layout hat sich Evelyn Schubert ausgedacht. Sie ist eine tolle und geduldige Grafikdesignerin. Letzteres war nicht unwichtig, denn wir wussten eigentlich nur, dass wir etwas wollen, was zu uns und dem Thema passt. Genauer hatten wir es leider nicht.

Evelyn hat diese doch eher vage Vorgabe hervorragend umgesetzt. Und sie hat es geschafft, dass wir neben den Texten nun auch unsere viel zu seltenen Podcasts vernünftig präsentieren können.

Die technische Frickelei hat Christian Heise übernommen. Bei dieser Gelegenheit endlich auch einmal einen großen Dank an ihn. Er unterstützt uns von Anfang an und ist auch zu absurden Uhrzeiten bereit, sich um kaputte Datenbanken und verschwundene RSS-Feeds zu kümmern. Ohne ihn gäbe es das Neusprechblog nicht.

Danke, Euch allen! Wir finden das Ergebnis toll . So, nun Ihr.

Anmerkung: Das (Responisve-)Template ist noch ein bisschen “Work in Progress” und ein paar Features fehlen auch noch – bei Anmerkungen, Fragen oder Feedback schreibt es bitte ins Pad oder eine Mail an admin (eeettt) neusprech.org.

Extremnutzer

Das aus dem Lateinischen entlehnte Adjektiv extrem bedeutet ‚äußerst‘ und ist ein Superlativ, also die höchste Steigerungsform. Die wird hier hyperbolisch, also übertreibend verwendet, denn gemeint ist lediglich eine Nutzung über das durchschnittliche Maß hinaus. Die so natürlich nicht mehr so übel klingt. Daher erinnert der Ausdruck sicher nicht ganz zufällig an ‚Extremismus‘. Hier soll vermittelt werden, dass sich jemand weit außerhalb des Üblichen bewegt, also etwas tut, was „man eigentlich nicht tut“. Wie falsch dieses sprachliche Bild ist, wird im Fall der Telekom, die den Ausdruck verwendet, schnell klar. Denn eigentlich sind E. solche, die das Angebot des Unternehmens genau so nutzen, wie es gedacht war – indem sie viel online sind und die eingeräumte Flatrate als solche begreifen. Nur die Telekom will das inzwischen nicht mehr. Sie möchte nun mehr Geld von diesen Nutzern kassieren, als ursprünglich verabredet war und verunglimpft sie daher als unbotmäßig: Profitextremierung somit.

Steueroase

Die S. ist als sprachliches Bild von vorne bis hinten Murks. Denn was sagt der Begriff? Eine Oase bietet dem darbenden Wanderer Labsal, sie spendet Schatten und Wasser in einer sonst lebensfeindlichen Umgebung. Doch die, die ihr Geld in S.n schaffen, sind nicht kurz davor, finanziell zu verdursten. Im Gegenteil, sie haben Geld im Überfluss, sie wollen es nur nicht teilen. Oder ist mit der S. eine Oase gemeint, in der sich die Steuern wohl fühlen und wachsen und gedeihen können? Sicher nicht. Irgendwie passt die Metapher also nicht. Das liegt daran, dass die S. einst als Traumbild erschaffen wurde, als Sehnsuchtsort, an dem der geplagte Bürger aller Steuern ledig ist und die Früchte seiner Arbeit allein genießen kann: ein Urlaubsort. Inzwischen aber hat sich die Haltung zur S. gewandelt. Sie gilt heute als etwas Verachtenswertes. Trotzdem wird das Wort noch immer verwendet, eben weil es so schön klingt. Das aber verharmlost den zugrunde liegenden Vorgang und macht aus Verbrechern Urlauber. Übrigens: Schon die Steuerhinterziehung ist ein beschönigender Begriff. Hinterziehen meint nichtentrichten, rechtlich also unterschlagen. So etwas wird mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft. Wer sein Geld aber in eine S. schafft, der betrügt, da er vorgaukelt, gar kein Geld zu haben. Betrug jedoch wird mit bis fünf Jahren bestraft, in schweren Fällen auch mit bis zu zehn. Heute möchten Politiker die S. daher gern „trockenlegen“. Doch niemand würde eine Oase trocken legen – also den einzig fruchtbaren Ort ebenfalls in Wüste verwandeln wollen. Das unterstreicht nur noch, wie verquer diese Metapher ist.

Mehr zur Entwicklung des Begriffes hat der Autor hier bei ZEIT ONLINE geschrieben.

Amigo

Das spanische oder portugiesische Wort für ‚Freund‘. In der bayerischen Politik ein Synonym für Vetternwirtschaft oder Nepotimus (von lateinisch nepos, das sowohl ‚Neffe‘ als auch ‚Enkel‘ bezeichnet). Und genau hier liegt das Problem. Denn der A. ist in der derzeitigen Debatte ein Euphemismus: Es geht nicht um die Bevorzugung von Freunden oder von Verwandten zweiten bis vierten Grades, was moralisch anstößig ist, aber in vielen Fällen gar nicht verboten und für viele Politiker sowieso normal. Ja dieses Konzept ist im Begriff „Parteifreund“ geradezu institutionalisiert. Es geht im bayerischen Landtag derzeit vielmehr darum, dass Politiker durch die Beschäftigung von Verwandten ersten Grades (Ehepartnern, Kindern, Eltern) in die eigene Tasche wirtschaften. Denn in den bekannt gewordenen Fällen gehören die Begünstigten zur Zugewinngemeinschaft des Mandats- oder Amtsträgers. Somit handelt es sich nicht darum, einen anderen zu begünstigen und vielleicht einem Freund oder A. zu helfen. Sondern darum, sich noch ein weiteres Gehalt einzustecken.