Bierdeckelsteuer

Die B. ist keine Steuer, die auf die Verwendung von Bierdeckeln erhoben wird, wie der Name nahelegt. Sie ist vielmehr ein Steuerkonzept, das in deutschsprachigen Ländern von gewissen Politikern gern versprochen, aber bisher nicht einmal im Ansatz realisiert wurde. Somit ist die Steuererklärung, die so kurz ist, dass sie auf einen Bierdeckel passt, nicht nur eine Utopie, sondern vor allem auch eine Metonymie, eine Bedeutungsverschiebung also. Und, nur um das Ausmaß des darin verborgenen leeren Versprechens deutlicher zu machen: Die Steuererklärung auf Bierdeckeln einzureichen, dürfte nur möglich sein, wenn solche zuvor zu amtlichen Formularen erhoben würden. Das jedoch wird wohl noch schwieriger zu realisieren sein als die Steuerreform selbst.

aussterben

Das A. sagt sich so leicht dahin, dabei stimmt es längst nicht mehr. Einst war es durchaus Teil der Evolution, heute jedoch darf es getrost als Euphemismus gelten, wenn im Zusammenhang mit Artenschutzabkommen von A. die Rede ist. Denn: ist das den Betroffenen einfach passiert? Waren sie an ihrem frühen Ende vielleicht gar selbst Schuld, die armen Trottel? Nein, waren sie nicht, wir waren es. Wir haben sie umgebracht, aufgegessen, verdrängt, verjagt, verschwendet, vernichtet – mit einem Wort: ausgerottet. Selbst der Artenschutz, der Versuch also, das zu verhindern, ist das Wort nicht wert. Geht es doch, wie gerade in Doha, gar nicht um Artenschutz, wenn von ihm die Rede ist, sondern um Geld. Weswegen solche Konferenzen wohl besser Basar heißen sollten.

Antiterrordatei

Nicht Terrorgegner werden in ihr gespeichert, wie der Name vermuten ließe, sondern mutmaßliche Terroristen oder vermeintlich auffällige Personen, also jeder, der ein Fässchen Wasserstoffperoxyd kaufen oder nur die Miete für seine Wohnung bar bezahlen wollte. Auch Pilotenausbildungen oder Moscheebesuche können zur Aufnahme in die Datei führen. Genau wie Telefonate mit dem genannten Personenkreis, um beispielsweise ein Auto von jemandem zu kaufen. Denn “Unterstützer” und “Kontaktpersonen” werden auch gespeichert. Geführt vom Bundeskriminalamt, genutzt von allen Diensten und Polizeien dieses Landes ist die A. eigentlich ein Verstoß gegen das Trennungsgebot. Doch darf das als das geringere Problem gelten. Denn letztlich ist sie eine Sammlung einer unbekannten Menge von Menschen, nach unbekannten Kriterien, für eine unbestimmte Zeit und einen unklaren Verwendungszweck. Siehe Gefährder, beziehungsweise Gefährder, potenzieller. Es kann als unwahrscheinlich gelten, aber definitionsgemäß müsste auch der eine oder andere Politiker dort geführt werden. Immerhin heißt es im Gesetzestext, gespeichert würden außerdem jene,

“die rechtswidrig Gewalt als Mittel zur Durchsetzung international ausgerichteter politischer oder religiöser Belange anwenden oder eine solche Gewaltanwendung unterstützen, vorbereiten, befürworten oder durch ihre Tätigkeiten vorsätzlich hervorrufen”.

Aber Angriffskriege zu unterstützen, zählt wohl nicht.

Forschungsbergwerk

Offizielle Bezeichnung des ehemaligen Salzbergwerks Asse II, das zu diesem Zeitpunkt weder als Bergwerk fungierte, noch dem Forschen diente. Zumindest wenn man Forschen definiert als das methodengeleitete Überprüfen von Hypothesen in kontrollierter Umgebung zum Zweck des Erkenntnisgewinns. Asse II jedoch war eine Abladestelle für radioaktiven Müll, daher eine atomare Müllkippe. Erkenntnisse kamen dabei durchaus zustande, unter anderem die, dass sich Salzstöcke nicht als Endlager eignen – dass sie also die Hoffnung, die strahlenden Abfälle nie wieder sehen zu müssen, grandios enttäuschen. Jedoch wurde diese Erkenntnis weder methodengeleitet, noch kontrolliert gewonnen sondern durch grob fahrlässiges Ignorieren wissenschaftlicher Bedenken mit katastrophalen Folgen. Siehe Beratung, ergebnisoffene.

Synergie

Bedeutet “Zusammenarbeit, Mitarbeit, Hilfe” (griechisch: συνεργία). Zusammenarbeiten kann jeder, das ist banal. Wer heute auftrumpfen will, spricht bei diesem Thema mindestens von Synergie, besser noch von Synergieeffekt oder gar Synergismus. Merke, wer wichtig tun will, kann alles substantivieren, am besten noch auf Griechisch. Und wer das toppen (den Gipfel also gipfeln) will, der wurstet noch einen unsinnigen Plural hinein: Die Zusammenarbeiten? Nein, die S.-n Toll. Und das noch viel Tollere ist (die Rhetorik nennt das Hyperbel, also Übertreibung, denn was kann toller als toll sein?), dass sich dahinter nicht etwa die oben genannte Zusammenarbeit verbirgt, sondern die Einsparung, Streichung, Kürzung. S. bedeutet also, so prima zusammenzuarbeiten, dass man eine von beiden Seiten hinterher gar nicht mehr braucht.